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by brigid

Oktober 16, 2022

bellen beim hund

wer hat nicht auch schon mal spontan mit einem lauten „aus“ aufs bellen bei seinem hund reagiert!
und?
bellt er in diesen situationen jetzt nicht mehr?

unwahrscheinlich.

und doch hält sich der glaube ans „aus“ und seine wirkung hartnäckig.
es wird sogar immer noch unterrichtet:
wenn der hund bellt, solle man laut und nachdrücklich „aus!“ sagen
und schon sei er still.

die wenigsten hunde teilen den glauben an das „aus!“
sie bellen trotzdem.

bellen beim hund

manchmal sogar mit noch größerer überzeugung.
das wiederum hat seine logik.

die wirkung von „aus“

schauen wir uns mal an, was denn beim hund ankommt,
wenn der mensch „aus“ sagt.
das sind nämlich gleich drei verschiedene dinge,
die alle ihre eigene wirkung entfalten (wenn auch nicht die von uns beabsichtigte).

1. aufmerksamkeit

„aus“ ist in jedem fall eine form von aufmerksamkeit.
der mensch wendet sich dem hund zu und spricht ihn an.

das wirkt immer.
nämlich vorrangig als bestätigung für das, was der hund macht.
wir wissen ja: jede form von aufmerksamkeit belohnt das verhalten des hundes.

so entsteht das aufmerksamkeitsheischende bellen ja.
der hund bellt aus irgendeinem anlass, der mensch sagt was oder tut was
und der hund speichert ab: bellen bringt mir die aufmerksamkeit des menschen, hurrah!
also mach ich das beim nächsten mal wieder und dann immer öfter.

das gilt übrigens immer, nicht nur bei aufmerksamkeitsheischendem bellen.
der hund kann durchaus einen echten grund fürs bellen haben:
er erschrickt sich, er fühlt sich bedroht, er ist genervt, er hat trennungsstress, er bellt mit einem anderen hund mit…

egal, um welches bellen es sich handelt, es gelten immer die selben zwei regeln:
a) (anhaltendes) bellen wirkt selbstbelohnend.
b) aufmerksamkeit vom menschen belohnt das bellen noch zusätzlich.

ob wir dem hund ein „aus!“ oder ein „bravo!“ zurufen,
unterscheidet sich nur marginal – nämlich in der emotion des menschen.
nicht in der wirkung auf den hund.

2. aufregung

wenn der hund bellt, hat das immer was mit aufregung zu tun.
entweder regt er sich grade über etwas auf und bellt deswegen.
oder der akt des bellens selber führt zu steigender aufregung
(oder beides zusammen).

reagiert der mensch mit einem lauten „aus!“ darauf,
dann bleibt er selber ja auch nicht ganz gechillt.
nein, denn erstens nervt einen das bellen
und zweitens muss man die stimme erheben, um das gebelle des hundes zu übertönen,
und das geht wieder nur mit mehr anspannung, ist gleich aufregung.

wir haben also einen hund, der sich aufregt.
und einen menschen, der sich auch (etwas) aufregt.
bei der gleichung kann am ende keine ruhe und gelassenheit rauskommen.

viel wahrscheinlicher ist, dass der hund die aufregung vom menschen als zeichen dafür nimmt,
dass es grund gibt sich aufzuregen – der mensch tut’s ja auch!
und dass die anspannung vom anderen ende der leine seine eigene aufregung noch steigert.

was zu noch überzeugterem bellen führt.
es sei denn, es tritt bereits der nächste effekt ein:

3. strafe

wird das „aus!“ vehement und laut genug gebrüllt,
wirkt es als strafe (=etwas unangenehmes, das dem hund zugefügt wird).

strafe führt zu allererst zu einschüchterung und verhaltensunterdrückung.
auf gut deutsch: der hund hält erst mal die klappe und tut auch sonst wenig,
weil er im angesicht der strafe versucht, klein und unaufällig zu werden.

das erzeugt in uns menschen den eindruck, das „aus!“ hätte gewirkt
und der hund würde nun lernen, dass er in dieser situation (oder keiner anderen) nicht bellen darf.
er ist ja jetzt ruhig.

doch hat er das wirklich gelernt?

das zeigt sich in dem moment, wo sich eine ähnliche situation neu ergibt.
bellt er nun wieder, hat er nichts gelernt.

oder doch etwas: allenfalls merkt man nun, dass er seinem menschen nun vorsichtiger begegnet
oder in genau dieser situation etwas abstand hält.
gelernt hat er dann nur, dass sein mensch in diesen momenten auszuckt und ungut wird.

gelernt wird ja in erster linie verhalten,
also reaktionen, für die der hund sich bewusst entscheidet oder sie absichtlich bleiben lässt.
das bellen ist aber in der regel eine impulsive reaktion auf einen auslöser von außen.
da steht der hund nicht erst lange da und überlegt:
jetzt hab ich mich grad erschrocken oder ich fühl mich grad bedroht, soll ich jetzt bellen oder nicht?
er bellt einfach los, wenn der auslöser heftig genug war.

aufregung und emotionen kann man aber nicht „weg-strafen“.
daher wirkt strafe gegen’s bellen so schlecht.

mal ganz abgesehen davon, dass selbst strafe eine form von aufmerksamkeit ist
und die den hund ja belohnt (siehe punkt 1).

was also tun?

das bellen wegzukriegen, geht das überhaupt?

strafen sollen wir nicht,
was sagen ist aufmerksamkeit und damit belohnung,
bellen lassen können wir den hund auch nicht, weil er sich damit selbst belohnt.
also was nun?

es gibt kaum ein besseres beispiel wie das bellen dafür,
dass wir in der hundeerziehung den richtigen moment erwischen müssen
und uns auf das erwünschte verhalten konzentrieren sollen.

denn die einzige chance besteht darin, den hund in genau dem moment zu belohnen,
wenn er – trotz auslöser – noch still ist.

diesen augenblick zu erwischen, ist nich timmer ganz leicht.
einerseits, weil der hund oft recht unvermutet loslegt (auch für den fall gäbe es noch einen richtigen moment für die reaktion).
andererseits, weil wir als menschen uns ein paar tricks aneignen müssen, mit denen wir gegen unsere eigene natur besser ankommen und daher eher die chance nutzen können, im richtigen moment das richtige zu tun.

was dabei hilft, sind ein paar gezielte übungen und tricks für den menschen
(bevor man sich noch dran macht, mit dem hund was zu üben),
über die wir uns demnächst im webinar „profi-tipp: das richtige belohnen, im richtigen moment“ unterhalten werden, für das du dir gleich hier deinen platz reservieren kannst (kostenlos):

das schöne daran: diese tricks und tipps sind auf jedes thema in der hundeerziehung anwendbar.
denn es geht ja immer darum, den richtigen moment zu erwischen und genau das richtige verhalten zu belohnen.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.