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by brigid

April 10, 2015

geistige auslastung für den hund ist ein muss. und je schlauer der hund, desto mehr muss! warum?

weil ihm sonst erstens was wichtiges fehlt, er zweitens nur durch denksport wirklich müde zu kriegen ist und drittens langeweile stress erzeugt.

so weit so gut.

du hast auch schon zwei oder drei denkspiele zuhause (du weisst schon, diese holzspiele mit teilen zum schieben oder hochheben oder rausziehen oder so).
ausserdem übst du mit deinem hund fast täglich seine lieblingstricks – pfote geben und rolle zum beispiel.
und suchspiele gibt es natürlich auch regelmäßig – ein spielzeug in der wohnung, ein leckerli im garten.

ist das jetzt genug oder nicht?
richtig oder nicht?

hmmm…kommt ganz drauf an:
wenn du ein gemütliches, eher denkfaules exemplar auf deiner couch lümmeln hast, das diese nur ungern verlässt, dann reicht es vermutlich.

die meisten hunde dieses typs sind allerdings aus plüsch :-).

die echten vierbeiner wollen action. die füße bewegen. mit dem kopf arbeiten.

denksport eben.
geistige auslastung.was zum nachdenken und selber draufkommen.

schließlich bietet der alltag davon ja wenig!
ist ja für alles gesorgt,
vieles nicht erlaubt,
und der rest schon bekannt.

wenn du deinen hund wirklich mental auslasten willst, dann musst du schon ein paar dinge beachten
(was du natürlich weisst). welche das sind, hab ich hier mal kurz zusammengestellt:

(mehr dazu gibt es übrigens beim kostenlosen WEBINAR „geistige auslastung für den hund – die besten tipps und wieso das überhaupt so wichtig ist„)

1. unterordnung ist kein denksport

ob du unterordnungs-übungen machst oder nicht, ist geschmackssache und kommt drauf an, ob dein hund dran spass hat. geübt werden muss dafür natürlich alle mal.

für den hund ist es aber meist eine übung in geduld, selbstbeherrschung, langsam gehen, auf den menschen aufpassen.

das kann zwar ganz schön anstrengend sein, viel nachdenken muss man dabei aber nicht.
und eigenständiges denken mit kreativen lösungen ist nur sehr bedingt erwünscht.

als denksport scheiden also alle klassischen hundesport-aufgaben eher aus.

genauso wie alles andere, was der hund im prinzip schon kann.

das ist so wie autofahren: in der ersten fahrstunde hat man ordentlich zu tun, um mit vier gliedmaßen unterschiedliche teile des autos zu bedienen und dabei noch den überblick über die straße zu behalten. aber nach tausenden gefahrenen kilometern? alles auf autopilot. kein nachdenken mehr erforderlich.

dem hund geht es genauso.

vieles wollen wir ja grade auf autopilot!
wenn ich meinen hund rufe, hätt ich eh am liebsten, dass er ohne langes nachdenken sofort und wie in einem reflex zu mir herrennt.

nur denksport ist das halt keiner mehr.

 

2. neues fordert!

das oben gesagte gilt im prinzip genauso für die diversen kunststückchen, tricks und denkspiele, die dein hund schon kennt und kann!

und seien sie noch so kompliziert!
wenn sie erst mal kognitiv geknackt und mit übung gemeistert sind, ist der rest mehr oder weniger lustige routine.

nicht falsch verstehen! das kann durchaus auch weiterhin spass machen.  nur denksport ist es dann nicht mehr.

dein hund braucht regelmäßig was neues, das er lernen kann.
was neues, wo er draufkommen kann, wie es geht.
wo er sich den kopf ein bisschen zerbrechen kann und dann – hurrah! – erfolgserlebnisse einsammelt.

das stellt logischerweise auch den menschen vor eine denkaufgabe – was lass ich meinen hund bloss als nächstes lernen?

wenn du anregungen suchst: das buch „das große spielebuch für hunde“ von christina sondermann kann ich zum beispiel sehr empfehlen. da könnt ihr euch drauf verlassen, dass die spiele auch stressabbauend wirken!

und wenn du mehr willst: am 1. mai startet ganz neu der online-kurs „trickster„! 4 wochen lang laufend neue ideen und konkrete übungen, täglich! da solltet ihr erst mal eine weile zu tun haben :-). hier gibt es mehr infos.

 

3. rechtzeitig schwieriger machen

selbst die spannendste und kreativst aufgabe wird langweilig, wenn man ewig auf dem selben „level“ hängen bleibt.

wir denken uns oft, ein hund müsste 100% richtig machen, bevor wir die aufgabe schwieriger gestalten können – aus der sorge heraus, dass wir ihn ja nicht überfordern und er dann aufgibt.

das gilt es natürlich tatsächlich im auge zu behalten. ein hund, der planlos vor einer komplizierten maschinerie steht, hat weder spass noch auslastung, sondern nur frust. (glaubt mir, ich weiss, wovon ich rede! meine technik-aufgaben verlaufen gelegentlich so… nur dass ich dann dr. youtube oder einen hilfreichen menschen fragen kann).

meist ist aber eher die unterforderung das problem, nicht die überforderung. dass der hund nicht immer 10 richtige von 10 versuchen landet, liegt einfach dran, dass er manchmal kurz abgelenkt oder unkonzentriert ist oder einen „schlampigkeitsfehler“ macht. im prinzip hat er aber schon lange verstanden, worum es geht.

und wartet vielleicht schon sehnsüchtige drauf, dass es endlich wieder spannend wird. was neues dazu kommt, die aufgabe sich ändert.

als faustregel gilt (von der wunderbaren ann lil kvam so formuliert!): wen der hund 7 oder 8 richtige von 10 versuchen hat, ist es jedenfalls schon zeit für den nächsten schwierigkeitsgrad.

4.  nasenarbeit funktioniert (fast) immer

denksport geht beim hund (auch) durch die nase.

mit suchspielen bist du also meist auf der richtigen seite. die liebt praktisch jeder hund und du hast keine probleme, erst mal motivation für die neue sache aufzubauen (sofern die regeln einigermaßen klar an den hund gebracht werden).

für suchspiele nach leckerli gilt das oben gesagte doppelt und dreifach und vierfach: mach die sache nicht zu einfach, sonst ist es langweilig!  oder halt nur der halbe spaß!

stopp doch mal mit, wie lange dein hund braucht, um sein leckerli gefunden zu haben.
alles unter 30 sekunden ist zu leicht.

es geht nicht drum, dass dein hund möglichst schnell findet.
sondern darum, dass er möglichst lange spaß hat bei der suche.
zu lange geht natürlich auch nicht, weil der spaß nicht in frustration oder resignation umschlagen soll.

für dein noch nicht so erfahrenen hund würde ich alles zwischen 30 sekunden udn 2 minuten anpeilen.
für den mittelmäßig routinierten hund 2 – 3 minuten.
für schnüffelprofis darf es gern auch länger sein.

ihr könnt das aber selber am besten beurteilen, wenn ihr euren hund beobachtet:
schnüffelt er begeistert herum und sucht und sucht? dann hat er noch spaß. alles gut.
sucht er schon eine weile, wird dann langsamer und kommt zu dir zurückgetrottet? dann hat er aufgegeben und es war zu schwer (falls du ihm nicht unabsichtlich diese nummer beigebracht hast, damit du dann für ihn suchen gehtst).

für suchspiele in der wohnung gilt:
anfangs super!
im lauf der zeit wird es aber immer schwieriger, noch neue verstecke zu finden, die der hund nicht kennt. schließlich soll er ja nicht einfach der reihe nach 10 bekannte verstecke abklappern und in einem ist das teil dann. da müsst ihr schon ein bisschen kreativ werden, die dritte dimension (höhe) nutzen, in etwas einwickeln, unter etwas drunterschieben usw.  (und selbst dann werden dir eins tages vermutlich die verstecke ausgehen, falls du nicht zwischendurch die wohnung umräumst oder übersiedelst).

dan wird es vielleicht zeit, verschiedene dinge zu verstecken und dir nur jeweils das richtige bringen zu lassen…. wieviele kann dein hund lernen? und wieviele kannst du dir merken :-)?

5. jedem hund das seine

hunde haben unterschiedliche talente, wie der mensch auch. sie haben gute räumliche vorstellung oder nicht, interesse an abstrakten aufgaben oder nicht, manipulieren gerne objekte oder eher ungern….

es gibt welche, die schlicht nur über die nase funktionieren und  einfach keinen sinn darin sehen, einen achter um deine beine zu laufen oder das blaue hütchen vom gelben kegel zu stoßen.

es gibt welche, die nie lernen gelernt haben und schnell überfordert sind, wenn du von ihnen eigenständigkeit verlangst. die haben lieber eine klare info von dir und machen dann (oder auch nicht).

es gibt welche, die total gerne sachen herumtragen, an objekten rummanipulieren oder dir alles bringen, was nicht rechtzeitig das weite gesucht hat.

es gibt welche, denen total schnell fad ist und die den trick von gestern zwar noch nicht richtig können, aber schon öde finden. während andere die nerven schmeissen, wenn du ihnen jeden tag mit was neuem kommst, obwohl das alte noch gar nicht „fertig“ ist.

deine form der geistigen auslastung muss an den hund angepasst sein.

das heißt nicht, dass er nicht gelegentlich auch was neues, weniger typ-konformes ausprobieren kann! ode vielleicht sogar neue vorlieben entdeckt. aber am liebsten spielen wir alle doch erst mal unsere stärken aus.

also förder erst mal die stärken deines hundes, lass ihn ausschöpfen, was er an talenten hat und dann schlag ihm hin und wieder auch was anderes vor, um vielleicht neue vorlieben zu entdecken.

du bist dir nicht sicher, welche stärken dein hund hat? der „intelligenz-test für hunde“ könnte dir helfen, das herauszufinden. hier kannst du ihn bestellen.

 

viel spaß damit und gute auslastung euren schlaumeiern!

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.