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by brigid

Mai 5, 2024

spielen als belohnung

wäre spielen als belohnung nicht eine tolle alternative zu leckerchen als belohnung –
und jedenfalls attraktiver als stimmliches lob?

hmmm.

das ist gar nicht so einfach zu sagen.
denn bei weitem nicht jedes spiel empfindet jeder hund als belohnung
und noch weniger wirkt jedes spiel als eine bestätigung für das verhalten
und führt dazu, dass dieses (erwünschte) verhalten dann häufiger wird.

bevor wir uns das genauer anschauen, noch ein hinweis: genauer beschäftigen wir uns mit dem thema spielen demnächst im neuen (kostenlosen) webinar „richtig spielen, gut auslasten„, für das du dir gleich hier deinen platz sichern kannst:

belohnung oder ablenkung?

als erstes müssen wir uns die frage stellen,
ob das spiel tatsächlich als belohnung eingsetzt wird
oder vielmehr zur ablenkung des hundes von was anderem dient.

wirft man dem hund zum beispiel den ball,
damit er sich von einem herankommenden hund abwendet
oder damit er von einem aufspringenden hasen ablässt,
dann mag das zwar dazu führen, dass der hund dem ball hinterher läuft,
belohnt wurde damit aber nicht wirklich richtig.

bei etwas verspätetem timing belohnt man den hund sogar für unerwünschtes verhalten,
wie verbellen oder hinspringen oder ignorieren eines normalen rückrufs.

außerdem gefährlich:
dem ball hinterher hetzen ist ebenfalls hetzen  und ein impulsives verhalten.
der hund übt damit immer weiter genau das ein, was uns schwierigkeiten macht:
sein impulsives verhalten und das hetzen von dingen.

weil dabei ordentlich adrenalin ins spiel kommt,
heißt das außerdem, dass der hund für den weiteren spaziergang noch impulsiver ist
und die nächste begegnung mit einem anderen hund oder einem wildtier noch schwieriger wird.

gefallen tut man sich in diesem fall also keinen,
auch dem hund nicht, der gelassenheit lernen soll, aber impulsivität belohnt bekommt.

doch selbst, wenn man das spiel gezielt als bestätigung für ein richtiges verhalten einsetzt,
unterliegt es gewissen einschränkungen.

unterbrecherwirkung

ein spiel wirkt nämlich immer als deutliche unterbrechung dessen, was der hund gerade macht.
klar: er macht grad was richtig und dann muss er damit aufhören, um sich dem spiel widmen zu können.

in manchen situationen ist das kein problem.
wenn ich mit dem hund den rückruf übe und dann gibt’s als belohnung fürs rasche kommen ein spiel,
dann stört das nicht weiter, jedenfalls beim üben nicht.

im alltag kann das schon mal schwerer werden:
wenn ich den hund beim spazierengehen heranrufe,
damit wir eine begegnung mit einem radfahrer oder kinderwagen in aller ruhe absolvieren können,
soll der hund nach dem herankommen ja ruhig neben einem stehen oder sitzen,
da ist keine zeit für davor noch schnell ein spiel als belohnung fürs kommen.

erst recht gilt das für andere übungen oder alltagssituationen:
wenn der hund still bleibt, statt am zaun jemanden zu verbellen,
wenn der an lockerer leine neben mir her läuft trotz ablenkung,
wenn er gelassenen an einem fremden menschen vorbeigeht statt ihn anzuspringen,
und in vielen ähnlichen situationen kommt spiel als belohnung – jedenfalls im alltag – kaum in frage.

die belohnung muss aber gerade im alltag nutzbar sein,
es bringt ja nichts, wenn der hund nur im „übungsmodus“ das richtige tut, sonst aber nicht.

aufputschen oder runterfahren?

welche spiele als belohnung eingesetzt werden, spielt ebenfalls eine große rolle.
in der regel werden zergel- oder wurfspiele verwendet.
schlicht, weil sie sich am einfachsten machen lassen und am weitesten verbreitet sind.

der große nachteil von beiden spielen:
sie wirken aufputschend.

man fährt sich den hund also hoch und steigert seinen erregungspegel.
das aber ist das, was die wenigsten hunde noch brauchen können –
schon gar nicht beim üben, wo sie konzentriert bleiben sollen,
oder in alltagssituationen, in denen gelassenheit gefragt wäre.

jene spiele, die den erregungspegel runterfahren und dem hund ruhe vermitteln,
wie nasenarbeit oder denkspiele, sind als belohnung leider nur bedingt einsetzbar.

sie sind mitten beim spazierengehen noch schwieriger umsetzbar –
wer hat schon immer ein denkspiel mit dabei
oder kann einen menschen fürs mantrailing schnell mal verstecken schicken,
um den hund dafür zu belohnen, dass er grad eine begegnung gelassen gemeistert hat?

klar kann man schnell ein paar leckerchen in die wiese fallen lassen,
damit der hund was zu schnüffeln hat.
doch ehrlich: meist macht man das als ablenkung und beschäftigung,
nicht als gezielte belohnung nachdem der hund das richitge gemacht hat.
mal ganz davon abgesehen, dass das kaum als spiel zählt,
weil der hund mit dem kekse-einsammeln kaum was zu tun hat.

sinnvolle spielvarianten, bei denen der hund auch gelassenheit und das richtige verhalten lernt,
sind im alltag damit schwer unterzubringen.

ein paar ausnahmen gibt es allerdings, doch die wollen gut geplant sein.

wo es gut geht

ein paar fälle gibt es allerdings schon, wo spielen als belohnung wunderbar funktioniert.

bei der simpelsten variante fällt uns oft gar nicht auf, dass das spiel gleichzeitig auch eine belohnung darstellt:
wenn der hund mit einem „bleib“signal geduldig in seiner position verharrt,
während wir ein leckerchen oder ein suchobjekt für ihn verstecken,
ist die anschließende suche die größte belohnung, die der hund fürs „bleib“ bekommen kann!

schnüffeln und suchen sind so hochattraktive beschäftigungen für den hund,
dass man sie auch als belohnung für den rückruf verwenden kann:
man ruft den hund zu sich und als belohnung bekommt er gleich eine suchaufgabe.
man ruft ihn sozusagen zum suchen heran.

in einem ganz anderen fall funktioniert spiel als belohnung ebenfalls wunderbar:
wenn der hund als belohnung dafür, dass er sich einem anderen hund an locker durchhängender leine ruhig nähert,
danach von der leine und mit ihm spielen darf (wenn es das ist, was er möchte und der andere auch),
ist das die beste belohnung für das schwierige gelassen bleiben bei der annäherung.

allerdings muss man sich auf diesen einsatz von spielbelohnung etwas vorbereiten
und gut überlegt vorgehen.
so mal schnell aus dem handgelenk punktgenau belohnen ist bei spielen ungleich schwerer als bei leckerchen.

daher gilt: gut überlegen,
– ob das spiel wirklich ein erwünschtes verhalten belohnt
– ob es dem hund hilft, das erwünschte verhalten auch abzuspeichern
– und ob er das spiel überhaupt als belohnung empfindet.

mehr zum thema richtiges spielen mit dem hund dann im webinar „richtig spielen, gut auslasten“ demnächst.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.