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by brigid

Februar 12, 2017

es macht doch einen unterschied, ob es positiver stress oder negativer stress ist, hört man in der diskussion um stress beim hund des öfteren.

stress durch wilde hundespiele ist daher ok,
stress durch hunderaufereien zum beispiel nicht.

stimmt das wirklich?

dazu muss man ganz kurs einen blick darauf werfen, was stress eigentlich ist.

als stress bezeichnet man eine körperliche reaktion auf eine veränderung, eine gefahr oder etwas aufregendes.

genauer: eine aktivierung des organismus, also einen höheren erregungspegel, der den organismus in die lage versetzt, mit der veränderung oder der gefahr umzugehen.

so weit ganz sinnvoll: irgendwas passiert und der körper sagt: achtung, bereit machen für action!
die action kann eine anpassung an veränderte umstände sein oder kampf oder flucht oder futtersuche (wenn die veränderung zum beispiel ein absacken des blutzuckerspiegels und das gefühl von hunger waren).

und danach braucht der körper eine erholungsphase und alles kehrt wieder zum normalzustand zurück.

wenn du mehr über die stressmechanismen und den aufbau von stresstoleranz im hund wissen möchtest, dann kannst du dich hier zum kostenlosen webinar „stress beim hund: überbewertet oder unterschätzt“ ansehen.

um den körper aktionsbereit zu machen, werden hormone ausgeschüttet, die alles aktivieren, was fürs unmittelbare handeln notwendig ist (wie kreislauf, energiebereitstellung, muskeltonus), und alles unterdrücken, was in diesem moment nur unnötig energie verbrauchen würde (wie die immunabwehr, die fortpflanzungsfähigkeit oder die verdauung).  im wesentlichen passiert das über die stresshormone adrenalin und cortisol.

jetzt kommt’s aber:

dem körper ist es ziemlich egal, welcher auslöser da ist.
wenn etwas aufregendes passiert, wird auf handlungsbereitschaft umgeschaltet.
wenn man handlungsbereit sein muss, werden adrenalin und cortisol ausgeschüttet.

völlig egal, ob der grund dafür ein begeistertes hundespiel ist
(da muss man ja durchaus handlungsbereit sein!)
oder das auftauchen einer gefahr.

in beiden fällen werden adrenalin und cortisol ausgeschüttet.
auch wenn der hund das eine positiv erlebt und das andere negativ.

damit macht es für den körper also keinen unterschied, welchen grund die aufregung hat!

sagen wir mal so:

ob du in der lotterie gewinnst oder dein auto zu schrott fährst, macht für deinen körper keinen unterschied.
es macht sehr wohl einen unterschied für deine stimmung.
und erst recht einen unterschied für dein konto!

aber in beiden fällen wirst du etwas unruhig und vielleicht unkonzentriert sein,
schlechter schlafen und emotionaler sein,
vielleicht verdirbt es dir den appetit oder du stopfst erst recht zeug in dich rein, je nach typ.
in beiden fällen hat dein körper eine menge adrenalin und cortisol produziert und das normale stressgeschehen im körper nimmt seinen lauf.

heißt das nun, du sollst nie wieder auto fahren oder lotterie spielen, um das stressrisiko zu vermeiden?

natürlich nicht!

genausowenig wie dein hund nun keine hundespiele mehr haben darf.
er soll ruhig spielen!
nur eben in maßen.

worauf es beim umgang mit stress nämlich ankommt, sind drei dinge:

1. die gesamtmenge

ein bisschen stress gehört zum leben. solange es nicht zuviel wird.

alles, wo die stresshormone im körper noch am selben tag abgebaut werden, ist verkraftbar.
alles, wo nach der stressauslösung die normale erholungsphase und regeneration stattfinden können, ist ok.
alles, wo nach einem stressigen tag (wo noch stresshormone im körper verbleiben) ein paar ruhetage kommen ist bewältigbar.

aber alles, wo über längere zeit oder gar dauernd zuviel stress entsteht oder
alles, wo der stress zu intensiv und häufig auftritt,
und wo die normale regeneration nicht mehr stattfindet,
ist ein problem!

ein problem, das die meisten hunde heutzutage haben!

daher gilt praktisch immer: jeden unnötigen stress unbedingt vermeiden,
den aufregungspegel insgesamt eher niedrig halten.

und auch positive dinge nicht ausufern lassen
(sonst werden sie ohnehin nicht mehr als positiv erlebt).

 

2. die stresstoleranz des hundes

wieviel stress für den hund noch verkraftbar oder schon zuviel ist – und zwar unabhängig davon, ob positiver oder negativer stress! – hängt auch von der stresstoleranz des hundes ab.

also davon, wie der hund aufgrund seiner
– ererbten eigenschaften
– seiner erfahrungen als welpe und junghund
– seiner individuellen reizschwelle
mit stress und aufregung umgeht.

mehr dazu gibt es im webinar „stress beim hund: überwertet oder unterschätzt?“ (kostenlose anmeldung hier)

3. die entspannung

es kann schon mal ein bisschen stressig zugehen, wenn danach genügend zeit für entspannung und ruhe sind.

und – wichtig! – wenn der hund zur ruhe kommen und sich entspannen kann!

das ist nämlich etwas, was man gelernt werden muss und kann.

viele stressanfällige hunde lernen aber das gegenteil:
dauernd auf action gepolt zu sein, immer was tun zu müssen, nie wirklich ruhe geben zu können.
weil genau das immer auf positives echo gestoßen ist oder sogar gefördert wurde.

solche hunde müssen dann oft erst mal entspannung und gelassenheit lernen,
um dann besser mit stress umgehen zu können.

(genau dazu gibt es übrigens den kurs „cooler hund“, einfach mal reinschauen, ob der nicht auch deinem hund und dir das leben leichter machen könnte).

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.