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by brigid

November 19, 2017

hast du bei deinem hund auch schon öfter pfotenlecken beobachtet?

vielleicht leckt er so lange dran rum, bis die haut zwischen den zehen schon ganz rot ist oder die pfoten wund geleckt sind?

leider gibt es das immer öfter!
und natürlich leidet der Hund darunter.

nicht bloß unter den wunden pfoten, die dann natürlich weh tun.
sondern vor allem unter der ursache, die überhaupt erst zum pfotenlecken geführt hat!

gemeint ist damit natürlich nicht das ganz normale lecken oder beknabbern, wenn der hund sich die pfoten säubert oder im winter festgefrorenen schnee aus den ballen entfernt.

gemeint ist das ständige oder sogar stereotype, also zwanghafte lecken an den pfoten.

das kann mehrere gründe haben.
und einen, der nur zu oft übersehen wird
(sogar von tierärzten).

doch erst mal die häufigeren Erklärungen:

1. allergien

allergische erkrankungen sind auf dem vormarsch, sind allerdings auch eine gewisse modeerscheinung.

wer heute einen hund hat, der sich die pfoten wundleckt, denkt gleich mal an eine allergie – oder bekommt sogar die diagnose allergie. dann geht die lange suche nach dem grund der allergie erst los.

sind es herbstgrasmilben?  dann darf der hund möglichst nicht mehr ins gras.
ist es eine lebensmittelallergie? dann muss man mal rausfinden, gegen welches (oder welche) lebensmittel die allergie besteht.

das kann recht mühsam werden und monatelange ausschluss-diäten bedeuten, die nicht zuletzt die futterbelohnungen sehr einschränken.

es macht also sinn, vorher andere ursachen für das pfotenlecken auszuschließen!

vor allem dann, wenn der hund womöglich nur an den vorderpfoten leckt oder gar nur an einer oder nur an einer stelle.

liegt eine lebensmittel-allergie vor, dann löst die ja nicht nur in den pfoten einen juckreiz oder eine unangenehme empfindung aus, sondern an verschiedensten körperstellen.

was kann es also noch sein?

2.  stress

extremer und langanhaltender stress kann zu stereotypien führen, also zu monoton wiederholten funktionslosen verhaltensweisen, mit denen der hund versucht, sich wenigstens ein bisschen erleichterung zu verschaffen.

dabei werden nämlich körpereigene substanzen ausgeschüttet, die manche Bereiche der wahrnehmung wie betäuben.

bei  den stereotypien unterscheidet man zwischen den motorischen einerseits  – zum beispiel stundenlang dem eigenen schwanz nachjagen oder sich monoton hin und her wiegen, wie man das von den traurigen bären im kleinen käfig kennt.

andererseits gibt es die oralen stereotypien  – wie das monotone nuckeln an stoff oder eben das lecken.
in schlimmen fällen kann es dabei schon vorkommen, dass der hund sich die haut blutig leckt.

das wichtige bei verhaltensstereotypien ist vor allem, die ursache abzustellen, also den stress!
erst dann kann sich allmählich eine Besserung einstellen.

3. übelkeit

wenn dem hund übel ist, dann zeigt sich das oft im vermehrten lecken.

dabei lecken sie entweder dauernd über die schnauze
(was übrigens auch andere gründe haben kann)
oder sie belecken bestimmte körperteile, besonders oft die vorderpfoten.

wenn dieses pfotenlecken nur an einem tag auftritt und dann von selber wieder vergeht, dann ist dem hund eben mal was auf den magen geschlagen.

häufiges oder gar regelmäßiges lecken kann aber ebenso ein zeichen von übelkeit sein und diese wiederum die begleiterscheinung einer erkrankung des magen-darm-trakts, etwa bei magengeschwüren.

da muss dann natürlich die zugrunde liegende erkrankung angegangen werden.

 

was ist nun aber mit der häufig übersehenen ursache fürs pfotenlecken?

die rede ist von

schmerzen!

ja genau, schmerzen!

und zwar nicht nur beim alten hund.
bei dem rechnet man ja eher mal mit arthrosen in den zehengelenken und einem lokalen schmerz, dem der hund über das lecken beikommen will.

lecken ist nämlich eine natürliche reaktion des hundes bei verletzungen oder schmerzen.
(sehr zu unserem leidwesen, wenn wir seine zunge nach einer operation von der frischen wunde fernhalten sollen).

nein, die schmerzen kommen oft von ganz woanders und treten schon bei jungen hunden auf.

gibt es schäden im bereich der halswirbelsäule – und nur zu oft werden die durch leinenziehen und halsband hervorgerufen – oder im bereich des schultergelenks, etwas durch ein schlecht sitzendes brustgeschirr verursacht,
dann tut das weh.

nerven können eingeklemmt werden und taubheitsgefühl in den vorderpfoten auslösen.
arthrotische veränderungen oder eingeklemmte bandscheiben verursachen schmerzen.

und nicht immer zeigt der hund diese schmerzen deutlich,
nicht immer werden sie im gangbild oder in seiner bewegung erkannt.

nur zu oft lebt der hund monatelang oder gar jahrelang mit schmerzen.
das einzig auffällige:

er leckt eben viel an den pfoten.

wenn dein hund das tun sollte, dann denk bitte nicht nur an allergien, sondern lass ihn gründlich durchchecken und erst mal auf schmerzen untersuchen!

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.