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by brigid

Mai 5, 2019

was für eine frage! natürlich möchtest du die leine als verbindung zum hund nutzen.

betonung auf „möchtest“.
denn im alltag ist das meist doch ein bisschen anders…

was ist damit überhaupt gemeint?

leine als zwangsmittel

fangen wir bei dem leineneinsatz ein, den wir wohl alle nicht wollen: der leine als zwangsmittel.

dazu muss man nun kein besonders grausamer hundemensch sein oder sich einer erziehung über strafe verschrieben haben.
gar nicht!
es reicht, dass schlicht der hund noch ungestüm und das leinentraining recht rudimentär ist.
dann entsteht ziemlich schnell zwang, wo du gar keinen wolltest.

du erkennst das daran: 
wenn du manchmal selber aktiv an der leine ziehst, dann seid ihr (noch) bei der leine als zwangsmaßnahme.
wenn du möchtest, dass der hund weitergeht und der aber noch ewig wo rumschnüffelt, ziehst du dann ein bisschen?
wenn der hund sich gar heftig in die leine stemmt und zieht, stemmst du dich dann dagegen und ziehst in zu dir zurück?
oder wenn der hund seitlich ausschert, kommt dann schon mal so ein kurzer ruck an der leine, damit er wieder bei dir läuft?

das sind alles anzeichen dafür, dass die leine noch als zwangsmittel eingesetzt wird.
meistens deswegen, weil man einfach nicht recht weiß, wie man den hund denn anders zum weitergehen bewegen oder am zerren und ausscheren hindern könnte.

sprich: es fehlen einfach noch die grundlagen eines (freundlichen) leinentrainings.

mein tipp:
konzentrier dich erst mal darauf, deinem hund beizubringen, dass er an lockerer leine läuft und mit ziehen nirgendwohin kommt.
wie du das schaffst, ohne dann dauernd nur stehenbleiben zu müssen und nicht weiterzukommen, wird im kurs „lockere leine – basis modul“ aufgebaut.

 

leine als kontrolle

man könnte sagen, dass die kontrollfunktion der leine der ursprung davon ist, den hund an die leine zu nehmen.
(jetzt mal abgesehen von der erfüllung irgendwelcher vorschriften in sachen leinenpflicht).

da geht’s ja eben darum, dass der hund nicht weglaufen kann und nicht einfach machen kann, was er möchte.
also leine dran in alle jenen situationen, wo das sonst zu befürchten wäre!

je nach hund, umgebung und veranlagung des menschen ist das dann mal öfter oder weniger oft der fall
(und der mensch mehr oder weniger glücklich damit, den hund an der leine zu haben respektive an die leine nehmen zu müssen).

es gibt leider zunehmend mehr hunde, die eigentlich nur an der leine unterwegs sind (kommt mir jedenfalls vor).
zum teil schon welpen, die aus sorge der menschen, dass sie weglaufen und nicht hören, vom ersten tag weg dauernd an der leine sind.

klar gibt es situationen, wo man der sicherheit des hundes zuliebe die leine dranmacht.
es wird hoffentlich keiner auf die idee kommen, neben einer stark befahrenen straße den welpen (oder auch den erwachsenen hund) einfach so laufen zu lassen.
auch die sicherheit von wildtieren bei einem jagenden hund ist ein argument für die leine.

aber oft bleibt die leine drauf, um begegnungen mit anderen hunden/menschen/radfahrern….zu bewältigen.
und zwar irgendwie!

es ist vollkommen ok, den hund phasenweise an der leine zu haben.
aber sich dann nur auf die leine zu verlassen, damit der hund unter kontrolle bleibt, kann anstrengend werden.

der zieht dann nämlich und zerrt, bellt oder fiept und wird nur durch die leine an seinem jeweiligen vorhaben gehindert.
was bedeutet, dass auch ausreichend frust entsteht.
nicht nur beim hund!
auch dem menschen macht das keinen spaß und gleichzeitig verfestigt sich mit jeder solchen erfahrung die überzeugung, dass es ohne die kontrolle durch die leine nicht geht.

tipps für ein leinentraining ohne frust gibt es übrigens im webinar-video „schluss mit frust beim leinentraining“, das du hier kostenlos bestellen kannst:

das erkennst du daran:
ob du die leine (wie die überwältigende mehrheit der hundemenschen) als kontrollinstrument verwendest, erkennst du am besten in genau den situationen, wo es schwierig wird.
kannst du dir gar nicht vorstellen, dass eine hundebegegnung auch ohne ziehen an der leine abgeht?
musst du deinen hund an der leine festhalten, wenn ein jogger oder radfahrer euch passiert?
hast du gar einen hund, der an der leine andere anpöbelt?

dann ist die leine bei euch sicher als kontrollmittel in verwendung.
wirksam, aber anstrengend.
und keine besonders feine art der beziehung zum hund.

mein tipp:
wenn die leine als kontrollmittel eingesetzt wird, dann ist zwar meist eine grundlegende leinenführigkeit gegeben, aber nicht ausreichend geübt worden, wenn eine ablenkung auftaucht (egal, was das für deinen hund ist). es fehlt ihm also das grundverständnis, dass man die leine auch dann locker lassen soll, wenn es aufregender wird. das lässt sich aber jederzeit nachholen und üben, schau einfach mal in den kurs „lockere leine – super kombi“ rein.

die leine als verbindung

wenn die leine als verbindung eingesetzt wird, dann ist sie schon fast überflüssig. ‚
sie hängt eben auch mit dran:
entweder weil leinenpflicht grad vorgeschrieben ist.
oder zur sicherung für den absoluten notfall
(weil selbst der bravste hund an der leine sich mal erschrecken kann und man ihn daher nicht ohne leine neben der autostrasse laufen lässt).

aber im prinzip braucht man die leine gar nicht.
der hund wird über aufmerksamkeit, signale, eingeübtes abläufe und gelassenheit dirigiert.
er weiß genau, was angesagt ist, wenn euch jemand begegnet und man muss ihn nicht erst an der leine festhalten.
ihr würdet die jeweilige situation problemlos auch ohne leine bewältigen, sie ist halt nur auch noch da.

wär das nicht ein wunderbar?

du erkennst das daran: 
ob ihr an der leine schon so eine feine verbindung habt, kannst du ganz leicht testen:
such dir eine ungefährliche gegend und ersetz mal die leine durch einen wollfaden.

klappt es trotzdem ohne probleme? wunderbar!
wenn der wollfaden reißt, dann seid ihr noch nicht ganz so weit.
aber keine sorge, das kann ja noch werden.

mein tipp: 
für diese form der verbindung über die leine muss einerseits der hund ausreichendes leinentraining haben und andererseits der mensch geübt haben, mit seinem hund richtig zu kommunizieren und ihn mit signalen und körpersprache zu lenken.  wenn das auch dein wunsch wäre, dann schau doch mal rein in den kurs „lockere leine – extra fein“.

 

übrigens: denk dran, dass im hundetraining alles einen schritt nach dem anderen geht. verlang also nichts, was der hund noch gar nicht schaffen kann.  aber sei dir bewusst, dass alles möglich ist, wenn man ein wenig zeit und üben investiert.
(und stell dir vor, um wieviel angenehmer es ist, mit einem hund fein verbunden unterwegs zu sein, statt immer wieder ziehen und zerren an der leine zu erleben).

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.