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by brigid

Dezember 6, 2015

zugegeben, es gibt hündische verhaltensweisen, die einem um einiges sympathischer sind als mobbing. selbst unerwünschte. irgendwie hat mobbing einen unguten beigeschmack… so was tut man nicht, das ist fies und „böse“, und ein hund sollte nicht fies oder böse sein. schon gar nicht der eigene!

blöd nur, wenn man einen solchen hat.

noch blöder, wenn der eigene öfter gemobbt wird und dann selber damit anfängt.

eins vorweg: es ist keine schande, einen mobbenden hund zu haben!
eine schande ist es nur, wenn man ihn mobben lässt.

mobbing bei hunden sollte man keinesfalls auf die leichte schulter nehmen!
mobbing bei hunden sollte man keinesfalls auf die leichte schulter nehmen!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

das ist nämlich verantwortungslos: den anderen hunden gegenüber und dem eigenen hund gegenüber!

dabei kommen nur wieder mobber raus. denn mobbing ist ja vor allem eines: aus dem ruder gelaufene notwehr!

kein hund kommt als mobber zur welt. mobber werden gemacht!
von anderen hunden.
und von menschen, die nach der devise „die machen sich das schon untereinander aus“ vorgehen.

diese hunde machen irgendwann in ihrem leben, meistens schon im welpenalter, ein paar mal die erfahrung, dass ein anderer hund sie grob behandelt, dumm angeht oder tatsächlich attackiert. und sie sind mit der situation hoffnungslos überfordert.
sie fangen an, andere hunde zu fürchten. wenn sie könnten, würden sie ihnen am liebsten aus dem weg gehen. das geht aber nicht, wenn der mensch nicht mitspielt oder die hundedichte zu hoch ist.

bis sie eines tages in ihrer not in die offensive gehen – und siehe da! plötzlich ist ruhe!
sie haben das rezept entdeckt, wie sie sich die anderen vom leib halten können. man muss nur schneller sein als der andere und ihm als erster drüber fahren. zumindest bei denen, wo man sich das traut und die schwächer sind, als man selber.

schon ist der mobber geboren: nach unten treten und nach oben buckeln! schwächere plattmachen, unterwürfig gegenüber den stärkeren.

oft laufen die anfänge leider für den menschen recht unbemerkt ab. da wird der welpe in der welpengruppe ein paar mal von den größeren an die wand gedrückt und eingeschüchtert  (und keiner schreitet ein) oder über den haufen gelaufen. die schnellen wählen wegrennen als strategie, die aufgedrehten kasperln herum und kompensieren ihre unsicherheit mit spielen und so mancher lernt ganz schnell, den noch kleineren an die wand zu drücken oder über den haufen zu rennen. alle drei typen können leicht zu mobbern heranwachsen.

manchmal kommt die gegenwehr erst, wenn der hund dann erwachsen ist und „plötzlich“ beschließt, sich nichts mehr gefallen zu lassen – zumindest nicht von den kleineren und schwächeren.

da fehlt dann nur noch der mensch, der sich das ein bisschen schön redet:
meiner lässt sich hat nichts gefallen, der andere muss ihn provoziert haben, es ist ja gar nichts geschehen, meiner hat halt schlechte erfahrungen gemacht, …

menschlich gesehen nur zu verständlich. wer will schon im eigenen lieben vierbeiner ein mobbendes monster sehen?
aber fatal! und zwar nicht bloss, weil der mobber für die anderen hunde ein problem ist.

jedesmal mobben ist nämlich in wirklichkeit für den hund ein im stich gelassen werden vom eigenen menschen!

der mobber macht das ja – zumindest anfangs – nicht aus spaß! er macht das aus angst und unsicherheit und weil er sich nicht anders zu helfen weiß.

er steckt also in einer situation, die ihn überfordert. und wer hat ihn dorthin gebracht? wer hat nicht verhindert, dass es dazu kommt? genau…. der eigene mensch, der das problem nicht erkannt hat.

dazu kommt, dass nichts sich so schnell verfestigt, wie aggressives verhalten. auf grund der neurophysiologischen vorgänge im gehirn besteht sogar richtige suchtgefahr (wer jemals so richtig „die sau raugelassen hat“, weiss, wie gut sich das in dem moment anfühlt!).  jedes aggressive hinfahren erhöht also die wahrscheinlichkeit für die nächste aggressive reaktion.

gerade einen mobber muss man also besonders umsichtig führen und ihm – so paradox es einem vorkommen mag – mehr sicherheit geben.

hier sind die 3 wichtigsten regeln für den umgang mit mobbern:

 

1.  sofort dazwischen gehen

ein mobber soll möglichst gar nicht zum mobben kommen!
das heißt einerseits, dass angespannte begegnungen unbedingt vermieden werden müssen. also
– anderen hunden im zweifelsfall lieber ausweichen,
– ruhig und gelassen bleiben
– stress vermeiden (weil der die „sicherungen“ schneller durchbrennen lässt)
– hundebegegnungen kurz und ruhig halten
– bekannten konfrontationspartnern ganz aus dem weg gehen
vor allem aber gilt für hundebegegnungen: so wie nur einer von beiden schief schaut oder die nase rümpft, geht der mensch ganz ruhig und gelassen dazwischen und nimmt seinen mobber raus und auf die seite. ruhig! und sofort!

bitte nie vergessen, dass der hund dann zum mobbing greift, wenn er nicht weiss, wie er die situation sonst bewältigen soll. und weil er unsicher ist. ein souveräner hund hat mobben nämlich gar nicht nötig.

 

2. bloss nicht strafen!

und jetzt bloss nicht strafen! schon gar nicht, wenn man den hund grad rausnimmt – ihn dafür zu strafen, dass er sich von einem rausführen lässt, wär ja echt doof!

strafe ist sowieso wenig sinnvoll, wegen der vielen unangenehmen nebenwirkungen und weil sie die beziehung zwischen mensch und hund völlig verdirbt.

in diesem fall ist strafe gleich dreifach verkehrt:

erstens, weil der hund die strafe mit der hundebegegnung verknüpft. und das letzte was man braucht, ist dass der hund andere hunde noch negativer empfindet als er es ohnehin schon tut!

zweitens, weil das motiv des hundes ja unsicherheit und angst ist. und angst kann man nicht bestrafen. die wird dadurch nur größer.

drittens produziert strafe stress und anspannung und die wiederum erhöhen die reizbarkeit und die unsicherheit. genau verkehrt. der hund müsste eigentlich zur ruhe kommen und sich sicher fühlen, damit er begegnungen cool bewältigt.

also bitte den (potentiell) mobbenden hund ruhig und gelassen führen und ihm lieber rechtzeitig hinweise für richtiges verhalten geben und das dann belohnen.

 

3.  angst abbauen

solange das motiv für ein verhalten weiter besteht, lässt sich am verhalten selber wenig ändern. man kann es zwar kurzfristig unterdrücken, der trainingserfolg wird sich aber in grenzen halten.

beim mobber ist das motiv die unsicherheit mit anderen hunden, vielleicht sogar richtige angst. was er daher braucht, sind viele positive erfahrungen, bei denen er lernt, dass

a) er in keine situation gebracht wird, die ihn überfordert
b) andere hunde souverän und ruhig sind und ihn in ruhe lassen
c) er mit anderen verhaltensstrategien wie beschwichtigen einen genauso guten oder sogar besseren erfolg erzielt.

dazu braucht man im regelfall souveräne andere hunde zum üben und fachkundige anleitung wäre auch ratsam.

bis beides gefunden ist, gilt aber zumindest: den hund nicht in situationen bringen, mit denen er alleine nicht zurecht kommt und wo er nur wieder blödes verhalten einüben würde.

 

mobbing unter hunden sollte keinesfalls auf die leichte schulter genommen werden. so nachvollziehbar ist, wieso ein hund zum mobber wird, so wenig darf man sein mobben zulassen oder gar noch unterstützen.  den anderen hunden zuliebe – die nicht gemobbt werden wollen – und dem eigenen hund zuliebe, der nicht dauernd überfordernden situationen hilflos ausgesetzt werden mag.  also dem hund zuliebe bitte ein anti-mobbing-training machen!

 

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.