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by brigid

April 12, 2020

das training mit dem clicker bietet unbestreitbare vorteile und ist daher zu recht in der hundewelt beliebt.
alleine schon deswegen, weil er uns zwingt, nur das gute zu sehen.
also nur auf die dinge zu reagieren, die der hund richtig macht, statt seine fehler zu korrigieren.

am meisten mögen ihn die hunde selber.
forschungsergebnisse haben dafür eine handfeste erklärung:

passiert etwas für den hund angenehmes, dann wird das lustzentrum im gehirn angeregt und der botenstoff dopamin ausgeschüttet.
(das gilt übrigens nicht nur für hunde, sondern alle lebewesen mit gehirn).
das dopamin wird bereits beim geräusch des clickers alleine produziert, haben wissenschaftliche messungen ergeben.
natürlich nur bei hunden, die clicker-training kennen.

es beweist, dass sie mit dem clicker-training freude und spaß verbinden,
selbst bei übungen, die sonst eher zum pflichtprogramm gehören.
warum das so ist und welche schattenseiten das haben kann, das wollen wir uns heute anschauen.

der trick mit dem click

der clicker schenkt einem drei dinge, die man sonst nicht hätte:

erstens zeit:
nämlich die zeit, dem hund in aller ruhe seine futterbelohnung zu geben, weil er seine bestätigung für das, was er grade richtig gemacht hat, bereits mit dem clicker bekommen hat. der clicker wurde ja ganz am anfang „aufgeladen“ mit der bedeutung: „richtig, jetzt kommt gleich ein keks“. der kündigt dem hund das futter verlässlich an und man spart sich das hektische gefummel, damit der hund nur ja schnell genug belohnt wird, bevor er noch was anderes tun kann. gerade bei übungen auf entfernungen oder im trick-training, wo es um bruchteile von sekunden gehen kann, ist das gold wert.

zweitens genauigkeit:
der hund lernt durchs feedback. je genauer und eindeutiger das feedback kommt, desto rascher und freudiger lernt er.
ist eigentlich ganz logisch.
es ist natürlich einfacher herauszufinden, worauf der mensch hinaus will, wenn in exakt dem moment, wo ich das tue, ein präzises feedback kommt.

sagen wir, der hund soll lernen, mit der pfote zu „winken“.
im einen fall heißt es „pfote, pfote, na gib schön die pfote, ja so ist es schön, super gemacht“, während der hund irgendwie mit einer oder abwechselnd beiden pfoten rumfummelt oder gar der mensch ihm die pfote hoch nimmt.
im anderen fall gibt es jedesmal, wenn er die linke pfote 10cm vom boden hochhebt und oben hält, einen klick und ein keks.
was leichter zu verstehen ist, ist klar.
was mehr spaß macht, wohl auch.

drittens klarheit:
es ist gar nicht so leicht, den hund so anzuleiten, dass er wirklich versteht, was wir wollen.
das liegt daran, dass wir einerseits so gern reden.
und andererseits unsere gesten und mimik nicht besonders im griff haben.
für den hund ist das einigermaßen verwirrend.

kommt dann auch die bestätigung in unterschiedlicher form,
mal mit einem begeisterten „super“, mal als zähneknirschendes „na gut“
und begleiten damit jede menge menschlicher emotionen das leckerchen,
dann plagt er sich wirklich.

selbst wenn das bei dir nicht so krass ist, gilt doch:
dem hund ist es allemal lieber, wenn er mensch sich weitgehend zurücknimmt
und er sich nur auf das schlichte geräusch des clickers und seine aufgabe konzentrieren kann.
für den menschen ist das ganz nebenbei eine wunderbare übung,
sich zurückzunehmen und den hund mal machen zu lassen.

der hund kann damit frei von störungen durch den menschen lernen,
der mensch kann sich darauf konzentrieren, den hund selber lernen zu lassen.
besonders ist das der fall beim freien formen.

das freie formen

das freie formen ist ein teilbereich der arbeit mit dem clicker.
den clicker kann man ja auf alle trainingsaufgaben anwenden,
einschließlich jener, wo der hund ein bereits bekanntes signal einfach gut ausführen soll.
seinen wirklichen zauber entfaltet der clicker beim freien formen.

anders als sonst, wird der hund dabei nicht angeleitet oder mit einem leckerchen in der hand gelockt,
ein bestimmtes verhalten auszuführen, damit man es dann belohnen kann.
vielmehr wird er mit einer bestimmten situation oder einem gegenstand konfrontiert
und soll dann durch ausprobieren, durch versuch und irrtum herausfinden,
was denn nun richtig ist und ihm einen klick samt keks einbringt.

der hund wird also frei in dem, was er tut.
er kann eigenständig experimentieren und wie immer im leben hat er manchmal erfolg und mit anderen dingen eben nicht.
daraus lernt er. und zwar nicht nur das, worin die aufgabe grade besteht.

er lernt, das er sich trauen darf, was auszuprobieren.
er stellt fest, dass ein misserfolg nicht das ende der welt bedeutet, dass keine sanktionen drohen, sondern er es einfach nochmal probiert oder was anderes versucht.
das fördert die frustrationstoleranz und die kreativität.
er macht die erfahrung, dass er was „kann“, also erfolgserlebnisse sammelt.
dadurch gewinnt dadurch selbstvertrauen und sicherheit.

keine schlechte bilanz für so ein bisschen clickern, oder?

beim freien formen gibt es übrigens zwei varianten:
bei der einen hat der mensch ein bestimmtes ziel im kopf.
zum beispiel, dass der hund eine klopapierrolle erst anstupsen soll,
dann so fest anstupsen soll, dass er ins schieben kommt,
und dass er schließlich das gezielte schieben lernt, vielleicht auf eine bestimmte bodenmarkierung hin.
geclickert wird dann jeder kleine schritt, den der hund in diese richtung anbietet und die ihn dem gewünschen ziel näher bringt. es ist ein training in annäherungsschritten.

dann gibt es aber auch die ganz freie form des freien formens.
dabei stellt der mensch nur eine ausgangssituation bereit,
ziele oder aufgaben gibt es keine.
man schaut einfach, was der hund anbietet und in welche richtung das gehen könnte.
man kann auch schauen, wieviele verschiedene dinge der hund in der situation anbietet.
egal. hauptsache man lässt dem hund die freiheit, den lernprozess zu steuern.

dass das vom hund enorm viel nachdenken erfordert, ist klar.
daher eignet sich das freie formen – in jeder der beiden varianten – so wunderbar als geistige auslastung für den hund

vorsicht falle

bei aller begeisterung für den clicker, will ich ein paar mögliche schwierigkeiten nicht verschweigen.
denn wie immer gilt auch hier,  man sollte es richtig angehen und fehler vermeiden.

als erstes wäre da die verwirrung zu nennen, die man vor allem als anfänger auslösen kann.
punktgenaue bestätigung und das clickern von annäherungsschritten ans gewünschte verhalten, das klingt in der theorie so leicht.
in der praxis passiert es dann schnell mal, dass man zu langsam ist oder zu früh geclickt hat.
oder aber – der kardinalfehler beim clickern – dass man etwas clickt, was eine frühere annäherungsstufe war und jetzt gar nicht mehr gilt. weil man unkonzentriert war oder den hund halt nicht leer ausgehen lassen will.  es hilft ihm nur leider nicht.

das zweite große thema ist die überforderung.
wir unterschätzen leicht, wie anstrengend das clickern und das freie formen für hunde sind,
vor allem, wenn die damit noch wenig routine haben.
da sollten sich übungseinheiten nicht in viertelstunden bemessen, sondern in minuten.
oft genug auch nur in wiederholungen (also dreimal machen, dann ist gut.)
überforderung stellt sich auch dann ein,
wenn der mensch von einer annährungsstufe zur nächsten zu große sprünge macht
und der trainingsaufbau für den hund daher nicht nachvollziehbar ist.
ein guter plan hilft dabei.

und schließlich das dritte problem und die größte falle von allen: aufregung
wenn der hund beim clickern hektisch wird und hechelnd vor einem steht, ist was falsch gelaufen.
das passiert deswegen recht leicht,
weil das clickern so großen spaß macht (die extra portion dopamin im gehirn haben wir anfangs schon erwähnt) und daher der hund sich hochfährt und der mensch nicht rechtzeitig aufhört.
wichtig ist es daher, das clickern von allem anfang an in großer ruhe aufzubauen,
nicht eilig zu werden, weil man ja schnell genug sein will beim bestätigen,
und den übungsaufbau so zu gestalten, dass der hund dabei erst mal ruhe lernt.

vermeidet man diese paar fehler, dann aber!
dann hat man eine wunderbare form der beschäftigung mit dem hund,
mit der dieser wachsen und aufblühen kann.

wenn du nun lust bekommen hast aufs klickern und die fallstricke am besten gleich vermeiden möchtest, dann hab ich dafür den neuen kurs „clickerspaß“ für dich, der demnächst startet und bei dem wir das clickern nicht nur aufbauen, sondenr an den hund anpassen und für ruhiges und konzentriertes arbeiten sorgen. so bringt es nämlich am meisten.  am besten gleich anmelden, hier sind die infos.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.