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by brigid

April 28, 2024

leckerli belohnen oder locken

leckerchen sind eine tolle trainingshilfe, wenn man sie gezielt einsetzt und den unterschied zwischen belohnen und locken versteht.
genau das geht leider oft schief.
mit fatalen folgen.

denn der hund spielt dann nur noch mit,
wenn man ihm bereits ein leckerchen vor die nase hält.
das aber will man dann doch nicht fürs gesamte hundeleben machen müssen.

passiert das nur bei einem kunstück oder einer kleinen geschicklichkeitsaufgabe,
ist das ja verkraftbar. das braucht man nicht unbedingt.

besonders oft geht es aber beim leinentraining schief.
da sind die auswirkungen schon dramatischer,
denn schließlich soll der hund ohne ziehen an der leine laufen –
auch dann, wenn man nicht mit der futterhand vor ihm rumwedelt.

locken

vom locken spricht man dann,  wenn das futter zum einsatz kommt,
bevor der hund gemacht hat, was man grade möchte.

man hält ihm das leckerchen hin,  um ihn dazu zu bringen.
entweder weil man ihn mit dem leckerchen vor die nase in eine bestimmte position lockt –
zum beispiel den hund über ein hindernis am boden führt –
oder um ihn und seine aufmerksamkeit bei sich zu halten.

für die ersten lernschritte völlig ok.
mit „erste“ ist hier gemeint, zwei oder dreimal.

bleibt man länger beim locken, geht das nach hinten los.
der hund fixiert sich nur aufs futter – und macht ohne futter nichts mehr.

das kann zwei ursachen haben:
er hat vor lauter gier aufs leckerchen gar nicht mitgekriegt, was er tun soll.

beim leinegehen passiert das oft.
solange man ihm ein leckerchen hinhält, läuft er neben einem.
ist da kein leckerchen mehr, zieht er wieder an der leine.
dass es ums lockerlassen der leine oder ums fußgehen gegangen wäre, ist ihm gar nicht klar geworden.

oder der hund missversteht das hinhalten des leckerchens als eigentliches signal
und macht ohne „sein“ signal nicht, was er soll.

das kommt beim „platz“signal öfter mal vor:
man gibt das signal, der hund sieht einen erwartungsvoll an und bleibt aber stehen.
man wiederholt vielleicht das signal, immer noch kein ablegen.
erst wenn man zum leckerchen greift und es ihm hinhält,
legt er sich schön hin.

für ihn besteht das signal dann nämlich aus dem duo „platz + keksi“
und er reagiert nur aufs vollständige signal, aufs wort oder die geste alleine aber nicht.
dumm gelaufen.

belohnen

das belohnen unterscheidet sich vom locken darin,
dass der hund zuerst das gewünschte verhalten ausführen muss,
dann erst taucht das leckerchen auf, mit dem er dafür belohnt wird.

das keksi dient in diesem fall als klares feedback für etwas,
was der hund gerade tut.

wenn er an lockerer leine neben einem her läuft,
kommt dann erst irgendwann der griff in den leckerchenbeutel
und das keksi in den hund.

nur dann funktioniert das leckerchen als bestätigung für ein verhalten,
das wir dem hund beibringen wollen.

belohnung ist es, wenn das keksi nach dem gewünschten verhalten kommt.

auch das kann natürlich schiefgehen, wenn man nicht aufpasst.
nämlich aufpasst darauf, dass man tatsächlich gewünschtes verhalten belohnt.

wenn der hund gerade jemanden verbellt und man hält ihm ein keksi vor die nase,
mit der absicht nämlich, ihn abzulenken und zum schweigen zu bringen,
dann muss man sich klar sein darüber, dass man gerade das bellen belohnt.

unterm strich

futterbelohnungen sind tolle feedback-möglichkeiten und erleichtern das training ungemein.
vorausgesetzt man nutzt sie als belohnung, nicht als lockmittel.
und vorausgesetzt man belohnt damit erwünschtes verhalten, nicht unerwünschtes.

bleibt die frage: geht es auch ohne leckerchen?
kann man den hund nicht auch anders belohnen?
was da sinn macht (und was weniger) schauen wir uns dann nächste woche im blog an.
(blog gleich abonnieren und den artikel nicht verpassen).

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.