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by brigid

Mai 12, 2024

intelligenz bei hunden

die denkfähigkeiten und intelligenz bei hunden ist ein weites feld,
das immer weiter erforscht wird – und regelmäßig verblüffende neue erkenntnisse bringt.

verkürzt könnte man sagen:
je länger man forscht, desto mehr intelligenz findet man.

die intelligenz war natürlich immer schon da,
wir haben sie nur nicht erkannt und sind daher auch nicht darauf eingegangen.

schaut man nur ein wenig genauer hin, was hunde alles drauf haben
und wie weit entwickelt ihre fähigkeiten sind,
wird einem angesichts vieler wirklich dämlichen erziehungsmethoden ganz anders.

auch unsere bemühungen zur geistigen auslastung des hundes –
zum beispiel mit versteckten leckerchen im wohnzimmer oder ein paar tricks –
erscheine in diesem licht kläglich unzureichend.

(mehr zum thema anspruchsvolle auslastung gibt es demnächst im neuen (kostenlosen) webinar „richtig spielen, gut auslasten“. du kannst dir deinen platz im webinar gleich hier reservieren:

wie intelligent hunde wirklich sind und was ihnen alles möglich ist, kann im moment (noch) niemand umfassend beantworten.
doch hier seien mal ein paar beispiele für herausragende leistungen angeführt.

1. phänomenales gedächtnis

fangen wir beim ersten auffallend klugen hund an, der einer breiteren masse aufgefallen ist: rico.
der border collie trat in einer fernseh-show auf und wurde berühmt mit,
dass er 100 gegenstände per namen auseinanderhalten konnte.

er steigerte sich nach dem TV auftritt auf über 300 gegenstände.
alles nichts gegen die amerikanische hündin chaser,
deren vokabular alleine nur für gegenstände bei mehr als 1000 wörtern zuletzt gemessen wurde.

noch gar nicht eingerechnet sind dabei andere wörter, die handlungen beschreiben.
so können hunde durchaus unterscheidden zwischen
– bring den teddy
– stups den teddy
– sitz vorm teddy
(oder eben statt teddy verschiedene andere objekte, die sie beim namen kennen).

die gedächtnisleistung von hunden beschränkt sich noch lange nicht auf objekte oder wörter alleine.

bei der von claudia fugazza entwickelten trainingsmethode „do as i do“/“machs nach“
lernen hunde, eine vom menschen vorgezeigte handlung nachzumachen.
das alleine ist schon eine beachtliche leistung.

wirklich gestaunt haben die forscher, als sie mal ausprobierten,
wie lange ein hund sich so ein signal merkt und dann die gezeigte handlung immer noch korrekt nachmachen kann.

der hund bekam von einem menschen etwas vorgezeigt,
durfte es aber nicht gleich danach nachmachen,
sondern wurde erst eine stunde spazieren geführt.
dann erst ging es wieder ins trainingsgelände und das signal „mach’s nach“ kam.
kein problem, der hund machte nach, was er eine stunde zuvor gezeigt bekam.

auch nach zwei stunden kein problem.
auch nach vier stunden kein problem.

schließlich bekam der hund etwas gezeigt,
wurde dann vom trainingsgelände nach hause gebracht,
lebte 48 (!) stunden lang sein normales leben,
kam zurück ins trainingsgelände und machte – 48 stunden später – völlig korrekt nach,
was gezeigt worden war.

2. soziale intelligenz

dass hunde hochgradig sensibel sind und emotionen der menschen genauest wahrnehmen, ist allgemeinwissen.
spannend sind die vielen fähigkeiten aus dem bereich der sozialen interaktion,
die bei hunden in den letzten jahren nachgewiesen wurden.

sie können die blickrichtung und zeigegesten des menschen eindeutig einordnen.
sie unterscheiden dabei im versuch genau zwischen menschen, die die „wahrheit“ sagen –
also die nötige information zum beispiel über ein verstecktes leckerli haben können –
und jenen, die das nicht haben.

hunde können selbst die absicht von menschen verstehen und reagieren anders darauf,
wenn ein mensch nur ungeschickterweise ein leckerchen fallen lässt,
dass er ihnen durch ein loch in einer scheibe zwischen hund und mensch durchstecken wollte,
oder wenn er ihnen das leckerchen absichtlich zuerst hinhält und dann wegzieht,

es wurde sogar nachgewiesen, dass sie ein gerechtigkeitsempfinden haben
und zum beispiel das ausführen eines signals einstellen, wenn sie eine weniger gute belohnung bekommen,
als ein artgenosse neben ihnen – und das,
obwohl sie auf sich alleine gestellt oder bei gleichwertiger belohnung des artgenossen
dieses signal durchaus ausführen.

die hunde sind in ihrem verhalten dabei durchaus mit zweijährigen kindern
oder mit den bekannt intelligenten menschenaffen vergleichbar.

 

3. komplexe zusammenhänge

unzählige lernversuche haben inzwischen festgestellt,
dass hunde zusammenhänge zwischen objekten begreifen
und sie nutzen können, um an ein gewünschtes ziel zu kommen.

in aller regel werden dafür unterschiedliche apparaturen gebaut,
bei denen der hund ziehen oder drücken oder einen hebel betätigen muss,
damit er an ein leckerchen kommt.

das schaffen sie sogar dann, wenn kein direkter zusammenhang besteht.
also das leckerchen nicht gleich am ende einer schnur hängt, die sie hochziehen,
sondern wenn sie zum beispiel einen hebel betätigen müssen,
damit an anderer stelle ein fach aufgeht, wo das leckerchen zu finden ist.

mehr noch: sie finden nicht nur durch versuch und irrtum raus, wie was geht,
sondern auch durch simples zuschauen und nachmachen.
hunde lernen dabei von anderen hunden, wie es geht.
sie lernen aber auch von menschen – in dem fall tritt sogar die sogenannte „über-imitation“ auf,
bei der eine handlung selbst dann genau nachgeahmt wird, wenn sie überflüssige elemente enthält –
vermutlich eine folge der engen mensch-hund-beziehung.

welche komplexen zusammenhänge hunde begreifen können,
hat die amerikanische „sprechende“ hündin stella bewiesen.
sie hat gelernt, durch das drücken von knöpfen die (von ihrem menschen aufgenommene) wörter ertönen lassen,
zu kommunizieren.

wer nun denkt, dass stella immer nur den knopf für „futter“, „futter“, „futter“, betätigt, liegt weit daneben!
sie kommuniziert zielgenau unterschiedlichstes und bildet dabei selbst einfache „sätze“ aus drei bis vier wörtern,
etwa wenn sie von ihrem frauchen hilfe dabei fordert, ihre decke für sie bereit zu legen
(„drinnen“, „decke, decke“, „christine“ „hilfe“ lautete die wortfolge dafür).

mal ganz abgesehen von der leistung, sich auf einem brett mit rund 50 verschiedenen knöpfen für die jeweiligen wörter
zu merken, welcher button wo für welches wort steht.

fazit

wenn uns die ergebnisse aus der wissenschaftlichen forschung eines beweisen, dann das:
hunde sind viel klüger, als wir angenommen haben.
vermutlich sind sie noch viel klüger, als wir jetzt denken
und wir werden noch einiges an erkenntnissen gewinnen.

vielleicht sollten wir uns das vor augen halten, wenn wir uns das nächste mal unserem hund zuwenden….

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.