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by brigid

April 30, 2023

hunde korrigieren

der slogan „dirigieren statt korrigieren“ in der hundeerziehung stammt robyn hood,
tellington instruktorin und schwester von linda tellington, der erfinderin der methode.
er bringt ein zentrales prinzip auf den punkt, das wir uns in der hundeerziehung zu herzen nehmen sollten.

nämlich nicht immer den fehler zu suchen oder auf das unerwünschte verhalten zu warten
und dann mit einer korrektur (freundlicher oder unfreundlicher art) einzuschreiten.
sondern dem hund die nötige anleitung zu geben, damit er es „richtig“ machen kann.

hunde korrigieren

das problem mit „korrigieren“

das problem mit dem korrigieren ist ja nicht bloß, dass es in der regel unfreundlich abläuft
(also über strafe arbeitet), es hat noch andere gravierende nachteile.

erstens kommen wir mit der korrektur unweigerlich zu spät,
weil wir immer erst einschreiten, wenn der hund schon was falsch macht –
und damit dieses unerwünschte verhalten immer weiter einübt.

zweitens geben wir dem hund null information,
was wir denn haben wollen, was er denn machen soll.
denk nur mal dran, wie schwer es unsereins oft fällt,
wenigstens beantworten zu können, welches verhalten vom hund gerade erwünscht wäre.
wie soll der das dann erst machen können?

drittens schließlich läuft das korrigieren immer auf verhaltensunterdrückung hinaus.
der hund wird über die korrektur angehalten, mit etwas (und zwar sofort bitte) aufzuhören.
das motiv dahinter – starke aufregung, überforderung, mangelndes lernen, heftige emotionen,…. – wird nicht angegangen.

nun kann ein hund unter dem eindruck einer deutlichen korrektur kurz seinen impuls unterdrücken.
doch die anstrengung und aufregung, die damit einhergehen, fliegen uns kurz danach um die ohren.
wenn der hund beim nächsten anlass noch heftiger reagiert und noch weniger bereit ist, auf uns zu hören.

wir menschen geraten durchs korrigieren unweigerlich in die rolle des bösen zuchtmeisters.
der aber ist bei niemandem beliebt, schon gar nicht beim hund.

was ist mit „dirigieren“ gemeint?

wenn wir dem hund hingegen eine vernünftige anleitung bieten,
sind wir stattdessen helfende begleiter und der hund fängt ganz von sich aus an,
sich an seinen menschlichen unterstützern zu orientieren.

„dirigieren“ (abgeleitet vom englischen original „direction not correction)
bedeutet soviel wie dem hund den richtigen weg zeigen,
das verhalten von anfang an in die richtige bahn lenken,
dem hund als orientierung zur seite stehen.

wir lassen den hund als nicht erst in den fehler reinrennen und schreiten dann rein,
sondern zeigen ihm von anfang an, welches verhalten gewünscht ist und belohnt wird.

dazu müssen wir berücksichtigen, ob der hund das in dem moment auch wirklich umsetzen kann
oder ob wir ihm eine sache leichter machen müssen,
etwa indem wir mehr abstand halten, einen umweg gehen, eine übung etwas einfacher aufbauen etc.

wenn es sich um eine akute situation handelt, auf die wir zusteuern,
lenken wir den hund ganz buchstäblich um:
mit einem aufmerksamkeitssignal sorgen wir dafür, dass der hund auf uns hört,
und sagen ihm dann an, was wir nun machen (weggehen, sitzen bleiben und warten,….)

wer noch kein aufmerksamkeitssignal hat (oder sich seines schon kaputt gemacht hat), kann das mit der kostenlosen „aufgepasst-challenge“ in kurzer zeit aufbauen und hat damit eins der wichtigsten signale im hundeleben überhaupt zur verfügung. du kannst dich gleich hier dazu anmelden:

um ein guter „dirigent“ zu sein, muss der mensch umsichtig agieren
(statt hilflos zu reagieren, wenn etwas aus dem ruder läuft).
die belohnung dafür ist dann ein hund, der sich vertrauensvoll am menschen orientiert,
und ein viel entspannteres miteinander.

…und wenn er was falsch macht?

nun kommt sicher der – durchaus berechtigte – einwand:
was aber, wenn der hund was falsch macht?
weil er entweder auf eine neue (und eher blöde) idee kommt
oder weil wir’s halt doch mal übersehen haben und zu spät dran waren?

auch dann gilt: kein korrigieren.
sondern umlenken.

ich kann das verhalten entweder ignorieren, wenn das bedenkenlos geht,
damit der hund mit dem neuen „falschen“ verhalten keinen erfolg hat.
geht das nicht, löst man am besten die situation so rasch auf wie möglich,
indem man nach dem einfachsten ausweg für den hund sucht.

sagen wir mal: er hat kurz gebellt, weil er draußen was gehört hat.
das kann man einfach ignorieren.
bellt er hingegen vor aufregung an der leine, weil wir bei einer hundebegegnung zu wenig abstand gehalten haben,
dann hilft am besten: leine festhalten, eventuell geschirrgriff anwenden (und weggehen),
abwarten, bis er wieder ansprechbar ist und dann weggehen.
jedenfalls nicht noch „mitbellen“ über eine korrektur
(lautes „aus, still!“, leinenruck, sonstige strafe,…)
und die sache damit noch aufregender und schwieriger machen.

bleibt die frage an jede/n von uns:
wo im alltag hängen wir noch beim korrigieren fest?
wo gelingt uns das dirigieren schon gut?
und wie können wir das zum allgemeinen prinzip machen?

 

 

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.