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by brigid

Oktober 8, 2017

den hund verstehen, das ist ein bisschen wie eine zwiebel.
es gibt immer noch eine neue schicht zu entdecken,
eine neue tiefe des verstehens, das man erreichen kann.

mal ganz abgesehen davon, dass es notwendig ist.
denn man muss den hund erst verstehen, um ihn dann erziehen zu können.

warum macht er das?
das ist eine der häufigsten fragen von hundemenschen.
ich nehme mal an, du hast dich das auch schon mal gefragt.

die frage allein bringt einen aber oft nicht weiter.
manchmal führt sie sogar in die sackgasse,
weil man anfängt zu spekulieren
oder man dann gern der schlimmen vergangenheit des hundes die schuld gibt.
oder dem hund die schuld gibt – weil er stur ist oder „unfolgsam“ oder was immer.

das hilft natürlich wenig.
schon gar nicht dabei, eine lösung zu finden.

wenn an den hund wirklich verstehen will,
helfen die folgenden 3 fragen sehr viel mehr.

1. was will er grade?

hunde sind in ihrer motivation ziemlich direkt:

der hund buddelt im garten ein loch.
er kommt nicht, wenn du ihn rufst.
das macht er nicht, um dich zu ärgern.
das macht er nicht, um deinen garten zu verschandeln.

das macht er, weil er entweder gerne buddelt
oder weil eine maus jagt
oder weil er sich grad nichts besseres anzufangen weiss im garten.

wenn man die motivation mal versteht,
kann man dem hund leichter eine alternative anbieten.

oder aber klar sehen:

nichts, was ich im moment anbieten kann
(oder was wir bisher geübt haben)
ist im vergleich dazu gut genug.
also hol ich den hund lieber direkt weg.

wenn man versteht, was den hund grade motiviert,
was er also in diesem moment gerade am meisten möchte,
dann kann man das manchmal auch wunderbar als belohnung einsetzen,
und zwar dafür, dass der hund vorher was macht, was man selber möchte.

also zum beispiel:
wenn er an der leine zieht, weil er unbedingt zum anderen hund hin möchte,
dann kann ich im leinentraining das näher zum anderen hund hinkommen
als belohnung für die lockere leine verwenden.

genau das gegenteil wäre es natürlich, wenn er an der leine zieht,
weil er sich den anderen vom leib halten will und sich unsicher fühlt,
dann kann ich größeren abstand zum anderen hund als belohnung für die lockere leine einsetzen.

frag dich also immer: was will mein hund jetzt gerade?

und achtung: das kann sich natürlich ändern!
ein hungriger hund möchte jetzt gleich futter.
ein völlig satter muss nicht unbedingt futter haben
(außer er ist ein labrador 🙂 )

ein müder hund möchte nicht unbedingt raus und action haben, sondern ruhe.
einer, der den ganzen tag zuhause war, will natürlich grad mal raus.

also genau hinschauen, was jetzt gerade sache ist.

 

2. was sagt er grade?

hund sind ja sehr klar und deutlich in ihrer körpersprache.
sie sagen damit, wie sie sich grad fühlen
und wie es ihnen mit dir oder mit anderen in der situation geht.

vorausgesetzt natürlich, man kann die körpersprache auch lesen!
also nicht bloss, ob er mit dem schwanz wedelt
(was übrigens nur von aufregung zeugt, unabhängig ob die freudig oder angespannt ist!),
sondern die vielen kleinen gesten und mimischen veränderungen.

was zum beispiel sagt dieser und gerade?

und achtung, der sagt grad verschiedene dinge gleichzeitig :-).

es macht schließlich einen unterschied, ob ein hund den besucher anbellt,
weil er sich unsicher fühlt oder weil er überdreht und begeistert ist!
die körpersprache verrät dir dann, was sache ist und wie du deinem hund
(und deinem besucher) am besten helfen kannst.

also genau hinschauen!

3. was lernt er grade

die ersten beiden fragen liegen vielleicht noch auf der hand,
die frage, was der hund gerade lernt, stellt man sich viel seltener.

sie ist aber mindestens so wichtig!
der hund lernt nämlich immer,
egal ob du grad am üben bist oder nicht
und völlig egal, ob du das nun möchtest oder nicht.

wenn du ihn also rufst und er kommt nicht, lernt er was.
wenn du ihn erschrocken von was fressbarem am wegrand wegzerrst, lernt er was.
wenn er fiept und jammert und du ihn besorgt/genervt anschaust, lernt er was.

dein hund lernt immer!

und er hält sich dann an das gelernte.
ganz nach dem motto:
was ihm ein gewünschtes ergebnis bringt, macht er weiter und öfter.
was ihm nicht das gewünschte ergebnis bringt, lässt er bleiben.
mit dem gewünschten ergebnis ist natürlich was gemeint, was der hund als gewünscht erlebt (nicht du)!

wenn du dir also die frage stellst: was lernt er grade
und wie könntest du sicherstellen, dass er das lernt, was DU als ergebnis haben möchtest,
kommt ihr oft riesenschritte weiter!

hunde wirklich verstehen ist eine faszinierende sache, nicht wahr?

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.