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by brigid

November 28, 2021

futterbelohnung

mit futterbelohnung kann man wenigstens nichts falsch machen.
das ist ein argument, das man recht häufig hört.
doch stimmt es auch?

leider nein.

natürlich stimmt es, dass man dem hund mit leckerli keinen schaden zufügen kann,
wie das durch strafe und einschüchterung passiert.
man wird einen hund mit leberpastete nicht verschrecken und mit hundekeksen nicht traumatisieren.
im schlimmsten fall füttert man ihn fett, was natürlich einen gesundheitlichen schaden nach sich zieht,
aber mehr von der fütterung abhängt als von den keksen zwischendurch.

fürs training, in der erziehung und bei miteinandet mit dem hund im alltag kann man aber einiges falsch machen
und wird feststellen, dass die futterbelohnung auch zu problemen führen kann.

futterbelohnung

 

hier sind mal die häufigsten drei fehler, die mir begegnen:

 

1. kekse als zuwendung

futterbelohnung funktioniert super, wenn man sie als gezieltes feedback einsetzt.
nämlich feedback im sinne von „genau das hast du jetzt super gemacht!“ – belohnung!

die futterbelohnung soll nicht an als ausdruck unserer zuneigung für den hund herhalten müssen.
sie dient eben nicht als übersetzung von:
– „ach du bist so süß“
– „ich hab dich ja so lieb“
– „ich möchte dir was gutes tun“

unser menschliches bedürfnis danach, zuneigung auszudrücken, nimmt nur allzuoft die form von essbarem an
(das beschränkt sich ja nicht auf den austausch zwischen mensch und hund).

es fallen uns oft mal andere formen für zuwendung nicht gleich ein –
wie eine freundliche körpersprache oder eine nette gemeinsame unternehmung.

ich denk da nur an die vielen adventkalender für hunde, die wieder nur mit fressbarem gefüllt sind.
es spricht ja an sich nichts dagegen und natürlich nehmen die hunde das gern.
aber gemeinsame qualitätszeit mit dem eigenen menschen als ausdruck von zuneigung ist mindestens so spannend.

(drum gibt es bei mir heuer auch eine andere form von adventkalender, nämlich ein interaktives  „adventmärchen“ mit kleinen übungen für den hund und einer geschichte in 24 episoden für den menschen, eine gratis kostprobe davon kannst du gleich hier bestellen:

mein tipp: 
unterscheide genau zwischen übungssituationen und alltag.
beim üben werden kekse wirklich ausschließlich als bestätigung von richtigem verhalten verwendet.
im alltag darf der hund gern auch mal „einfach so“ was zum kaufen oder naschen haben
(und du hast ausser fressbarem auch noch andere dinge parat, um deinem hund deine zuneigung auszudrücken).

 

2. falsch verstandenes ruhig füttern

wenn ein hund etwas überdreht oder unruhig ist,
wenn er besuch nicht in ruhe lassen würde oder hundebegegnungen aufregend findet,
ist es eine bewährte strategie, dem hund buchstäblich „das maul zu stopfen“.

das klingt böse, ist aber gar nicht so gemeint.
hat der hund nämlich einen kauknochen, an dem er sich abreagieren kann,
oder wird er in aufregenden situationen mit keksen fürs ruhig bleiben belohnt,
dann macht man ihm (und sich) das leben deutlich leichter.

man muss aber aufpassen!
das führt nämlich leicht zu zwei phänomenen, die wir gar nicht haben wollen:

erstens zu aufmerksamkeitsheischendem verhalten:
der hund dreht absichtlich auf, hüpft rum oder fiept,
weil er genau weiß, dass er daraufhin gleich die nächste schleckmatte,
den nächsten kauknochen oder einen gestopften kong bekommt.

zweitens besteht bei sehr futtermotivierten hunden (egal ob angeboren oder anerzogen futtermotiviert) dazu,
dass sie nur noch nach dem leckerlie gieren,
weil sie wissen, es kommt ja gleich wieder eins.
bei übungen werden sie hektisch,
aufregende situationen ohne was im maul und gleichzeitig schon vor der nase gehen kaum noch.

mein tipp:
genau aufpassen, ob man wirklich ruhigeres verhalten erzielt mit den verschiedenen futtergaben.
hat der hund einen kauknochen verdrückt
oder wurde er mit der leberpasteten-tube durch eine aufregende begegnung begleitet
und ist hernach ruhiger, dann ist alles gut.

wenn nicht, hat man sich versehentlich aufmerksamkeitheischendes verhalten
oder futtergier herangezogen.

3. leckerli als lockmittel

wohl der häufigste fehler, den man vor allem in trainingssituationen beobachten kann,
besteht darin, leckerli als lockmittel zu verwenden und nicht als belohnung, wie es sein sollte.

dazu kommt es ganz leicht, weil man anfangs ja durchaus mal für eine neue übung das locken mit futter verwendet.
egal, ob man den welpen ins sitz lockt oder den unsicheren hund mit einem keksi an den tunnel heranführt.

wichtig ist aber, damit rasch wieder aufzuhören.
das lockmittel dient nur dazu, den hund mal auf die idee, zu bringen, das richtige zu tun.
wenn er das dann mal macht oder auch nur ausprobiert,
muss man gleich umschalten auf leckerli als belohnung.

ein beispiel:
sagen wir der hund kennt den tunnel noch nicht und zögert, reinzugehen.
das ist ja verständlich, warum sollte er ausgerechnet in dieses finstere loch?
also werfen wir ein leckerchen hinein, um dem hund einen grund zu geben.
will er das leckerchen haben, muss er zumindest den kopf reinstecken.

hat der hund aber mal festgestellt, dass der tunnel harmlos ist,
gibt es keinen grund mehr, auf ewig kekse reinzuwerfen.
vielmehr muss man nun dazu übergehen, sehr rasch nur noch dann in den leckerlicbeutel zu greifen,
wenn der hund schon was richtiges gemacht hat.

ist er zögerlich, dann gibt es das keksi dafür, dass er die vorderpfoten reinsetzt.
später, dass er auch die hinterpfoten reinsetzt, usw.
ist er stürmisch, dann bekommt er sein keksi dafür, dass er durchgelaufen ist durch den tunnel
(und noch später dafür, dass er plangemäß auch rausgekommen ist).

die futterbelohnung folgt also auf das verhalten.
sie führt es nicht mehr herbei.
schließlich wollen wir keinen hund, der meint:
wenn ich das leckerli nicht vor die nase gehalten bekomme, mach ich gar nichts.

mein tipp: 
achte genau darauf, ob dein hund das keksi vor oder nach dem verhalten bekommt.
das verrät dir recht genau, ob es als belohnung (richtig) oder als lockmittel (falsch) benutzt wird.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.