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by brigid

Mai 15, 2016

ein bisschen naiv bin ich wohl (immer noch). und drum komm ich nicht immer gleich auf alle ideen. zum beispiel auf die idee, dass ein welpe immer an der leine spazieren geführt wird. ich meine: immer! wie in nie nicht anders. nicht mal auf der wiese neben dem feldweg, wo garantiert keine gefahr droht.

die leute machen das natürlich nicht mit böser absicht. sondern aus sorge.

nämlich aus der sorge heraus, dass der welpe weglaufen könnte. weil er ja noch nicht gelernt hat, dass er gleich kommt, wenn man ihn ruft.

dazu gleich vorweg 2 welpen – tipps:

      1. vom ersten tag an das kommen spielerisch üben, denn jetzt macht der welpe das sowieso mit begeisterung! einmal rufen (wichtig: nur 1x!), ein paar schritte laufen und schon kommt der welpe hinterhergelaufen und kassiert seine belohnung.
      2. grade in den ersten wochen ist der welpe noch so unsicher, dass er von sich aus die nähe der menschen sucht und kein großes interesse hat, abzuhauen. also gleich von anfang an frei laufen lassen (natürlich im sicheren gebiet) und hin und wieder rufen, damit das auch draußen geübt wird.  das geht viel leichter so, als dann später den schon bewegungslustigen junghund endlich mal von der leine lassen und der sprintet dann los in die neu gewonnene freiheit.
      3. wie das geht, zeigt zum beispiel das video mit welpe maroni (ja, so klein war die mal!)
        (am besten denktier-tv gleich abonnieren!)

 

warum mir das so wichtig ist?

weil ein welpe seinen freilauf braucht!
weil er gleich von anfang an lernen kann, dass es belohnung gibt, wenn er freiwillig kommt.
weil er gleich von anfang an üben soll, dass er kommt, wenn du ihn rufst.

immer nur an der leine gehen – und dann womöglich noch an einer kurzen leine, die keine 3 meter lang ist – ist enorm anstrengend! und es verhindert, normales hundeverhalten.

warum freilauf so wichtig ist

der hund hat sein eigenes tempo.

und er hat seine eigenen interessen.

beidem kann er nicht folgen, wenn er an der leine geht. in ruhe das gebüsch untersuchen, den gerüchen am wegrand folgen, sinnierend an einem stein schnüffeln…. was auch immer es ist: es deckt sich nur sehr selten mit den interessen des menschen!

an der leine aber gehen meistens die menschlichen interessen vor. selbst, wenn man sich bemüht, den hund in ruhe schnüffeln zu lassen.

mindestens so wichtig: das gefühl von freier bewegung kann sich an der leine nicht so wirklich einstellen. nicht mal dann, wenn die wirklich durchgehend locker dran hängt.

mach doch ein experiment: nimm ein stück schnur, sagen wir mal ganz großzügig 5meter lang. bind sie dir am gürtel fest oder befestige sie irgendwie anders an der kleidung und dann bitte einen anderen menschen, 10 minuten mit dir an dieser „leine“ spazieren zu gehen.  nicht nebeneinander, sondern hintereinander, so wie der hund eben vor dir läuft und du hinterdrein.

wie fühlt sich das an?

um vergleichbare bedingungen zu haben, müsstest du das ja eigentlich bei einem einkaufsbummel machen, wo du immer mal wieder wo stehenbleiben und schauen willst. darfst du natürlich gern, wenn du dich traust :-).

es ist einfach was anderes, ob man frei im umkreis eines anderen menschen läuft oder ob man an dem dran „hängt“!

und deinem hund geht’s nicht anders!

noch dazu muss der ja ständig drauf achten, dass die leine locker ist und sein tempo immer wieder drosseln. der mensch ist nun mal langsamer als der (normale, gesunde) hund!

anstrengend! einschränkend! unangenehm!

drum wage ich die forderung:

jeder hund braucht seinen freilauf!

ui, jetzt hör ich schon die proteste!

was, wenn das nicht geht?
was, wenn der hund jagt?
was, wenn überall leinenpflicht besteht?
was, wenn der hund sonst abhaut?

sicherheit hat natürlich vorrang! absolut!

also bitte kein freilauf, bei einem ängstlichen tierschutzhund, den du grad übernommen hast und der womöglich im ersten schrecken panisch davonrennt.

natürlich auch kein freilauf für einen jagdlustigen hund, wo hase und reh fröhlich die wege queren!

und auch kein freilauf für vielleicht schon verwirrte, ältere hunde, die dich buchstäblich „verlieren“ können, wenn du einen moment nicht aufpasst.

(zum thema gesetzliche leinenpflicht: die ist regional sehr verschieden geregelt. studier diese regelungen und die jagdgesetze gründlich, denn meistens steht im gesetz nicht dass, was empörte passanten oder der revierende jäger behaupten!)

aber: all diese einschränkungen sind nicht für die ewigkeit und immer und überall gültig!

auch jagdfreudige oder verwirrte hunde oder ängstliche sollten die gelegenheit für freien auslauf haben.
so wie alle anderen hunde auch.

was wirklich zählt, damit der freilauf klappt, sind folgende drei punkte:

 

1. verlässlicher rückruf

das um und auf für jeden hund und den freilauf ist natürlich ein prompt funktionierender rückruf! kaum eine sache ist für ein gutes hundeleben wichtiger und bei kaum einer übung werden so regelmäßig so viele fehler gemacht. wenn du wissen möchtest, welche du vielleicht machst und wie du sie vermeidest, dann meld dich gleich hier an zum kostenlosen webinar „wenn der hund nicht kommt…“.

2. sichere umgebung

vielleicht kannst du deinen hund nicht bei jedem spaziergang und überall frei laufen lassen, wenn die straße zu nahe ist oder wildspuren zu verlockend sind. aber irgendein stück findest du sicher, wo er mal wenigstens ein paar minuten lang oder einen teil des spaziergangs laufen darf. oder wo du extra hinfährst, weil du weißt, dort ist es ok und es lauern ihm keine rehe hinterm baum auf.  mach dir die mühe und such dir eine sichere umgebung.

(und wenn gar nichts geht, dann findest du vielleicht ein großes eingezäuntes gelände, das du hin und wieder nutzen kannst. besser als nichts, und besser als der eigene, vertraute garten).

3. schleppleinentraining

für den einstieg in den freilauf nutz die schleppleine. 10 bis 20 meter sollte sie schon haben, dann kannst du nämlich den rückruf noch an der schleppleine und bevor der hund das ende erreicht hat, üben. so lernt er, dass er auch draußen auf dich hört und aus ein paar metern entfernung verlässlich kommt.

wenn das mal klappt, kannst du die schleppleine aus deiner hand fallen lassen – das heißt, dein hund schleppt sie tatsächlich hinter sich her. er hat immer noch das gefühl, an der leine zu sein, hat aber einen größeren bewegungsradius und du kannst den rückruf auf größere entfernung üben … und im notfall immer noch ganz schnell das ende der leine hochnehmen oder draufsteigen :-).

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.