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by brigid

November 25, 2018

kommandos hundeerziehung

wie heißt das bei dir, wenn du dem hund sagst, was er tun soll?
ein kommando?
ein signal?
ein befehl?

ich finde ja verräterisch, welche begriffe wir in der hundeerziehung verwenden.  einfach weil das eben landläufig so genannt wird.
ohne sich viel dabei zu denken.

dann gibt es eben die „unterordnung“, den „befehl“ und der hund „hat zu gehorchen“.
auch bei menschen, die ihren hund positiv erziehen (wollen) und wirklich keinen wert auf kadavergehorsam legen.

ich bin immer wieder überrascht, wie oft ich auf hundemenschen treffe, die ihren hund über alles lieben, gerne mit ihm kuscheln und ihn selbstverständlich bei sich im bett schlafen lassen – doch kaum wollen sie was von ihm, werden ton und haltung laut und herrisch.

oft wirklich unangenehm laut.
und sehr herrisch.
wirklich unfreundlich!

das verrückte: es ist den menschen gar nicht bewusst! es ist gar nicht ihre absicht.

sie haben es einfach so gelernt, früher.
oder in hundeschulen herkömmlicher art noch heute.

da ist dann unübersehbar, dass die wurzeln der hundeerziehung in polizei und militär liegen.
und vielen von uns steckt das noch in den knochen … also unbewusst in der körperhaltung und der stimme.

das hat massive auswirkungen auf die beziehung zum hund!
wie heißt es so schön: der ton macht die musik.
und wie man in den wald hineinruft, so schallt es zurück.

natürlich hängt die beziehung zwischen mensch und hund nicht ausschließlich vom umgangston ab, sondern noch von einigem mehr.
dazu gibt es demnächst mehr im kostenlosen webinar „verbindung und vertrauen“.

der ton spiel aber jedenfalls eine große rolle.

stell dir nur einmal vor, dein lieblingsmensch, mit dem zu zusammen und in einer partnerschaft lebst, ginge so mit dir um:

statt zu sagen „nimm schon mal platz“ brüllt er dich unvermittelt an „hinsetzen!!!“
statt zu sagen „wartest du bitte kurz“ baut er sich vor dir auf und herrscht dich an „bleib! bleib! BLEIB!“
und statt dich freundlich aufzufordern „kommst du bitte mal zu mir her“ wird dir ein lautstarkes „hierher!“ in habt-acht-haltung entgegen geschleudert.

die beziehung würde nicht lange halten!
auch wenn der mensch sonst wirklich liebevoll ist und echt leckere kekse bäckt.

warum also gehen wir mit dem hund so um?

das hat natürlich einen hintergrund, meistens liegt es an einem (oder allen) dieser drei gründe:

1. wir haben’s so gelernt

soziales lernen wirkt natürlich nicht nur beim hund, sondern bei uns menschen genau so.
unser bild von hundeerziehung hängt halt oft noch im „kommando“ fest und ist geprägt davon, dass der hund eben zu gehorchen hat.

in manchen hundeschulen wird sogar noch aktiv unterrichtet, dass man sich vor dem hund aufrecht und mit rausgedrückter brust hinstellen soll, dass man schon mal laut werden muss, damit der einen „ernst nimmt“ und ähnliches zeug.

das geht natürlich nicht spurlos an einem vorüber und oft genug hinterfragt man’s (jedenfalls anfangs) gar nicht.

das es nicht funktioniert und dass es die beziehung massiv beeinträchtigt, fällt einem erst im lauf der zeit auf.

 

2. weil der hund sonst „nicht hört“

hast du auch schon mal ein signal an deinen hund nochmal lauter wiederholt, weil er davor nicht drauf gehört hat?
und dann vielleicht nochmal lauter?

dann bist du in bester gesellschaft, weil das ganz vielen so geht.

das fatale: oft hat man den eindruck, dass es doch wirkt!
dass der hund dann endlich macht, was man wollte.

der eindruck ist aber irreführend!
denn entweder hätte der hund es sowieso gemacht, weil er inzwischen fertig ist mit schnüffeln oder was immer ihn grade abgelenkt hat.
oder aber er hört auf, das zu machen, was dich stört, weil er grad sicherheitshalber gar nichts macht.
das laut werden führt nämlich beim hund zur sogenannten „verhaltensunterdrückung“, auf gut deutsch: wenn ich eine gehörig auf den deckel bekomm, reagier ich erst mal kurz kleinlaut und vorsichtig und mach mal lieber nichts.
das sieht dann für uns menschen so aus, als hätte das lautwerden was gebracht.

hat es aber nicht, jedenfalls nicht als lerneffekt.
gelernt hat der hund ja nur, dass du signale sowieso öfter von dir gibst und nicht ernst meinst.
und dass du ein unangenehmer zeitgenosse bist, der ihm eine auf den deckel gibt.

wenn der hund nicht auf dich hört, liegt es nicht an seinen ohren (die hören supergut, da musst du nur flüstern!)
es liegt entweder an erziehungsfehlern (häufiges wiederholen von signalen!) oder an zu großer ablenkung.
da hilft nur, besser üben statt lautstärkeregler hochzudrehen.

 

3. weil wir unsicher sind

der wahre grund fürs laut und herrisch werden liegt oft noch etwas tiefer begraben:

es ist unsere unsicherheit oder überforderung in einer situation.

wir wissen nicht recht, wie wir durchkommen zum hund.
wir sind frustriert und genervt, weil er grad so gar nicht will.
wir machen uns sorgen, dass ihm was passiert, wenn er nicht gleich kommt.
wir befürchten, dass er sowieso nicht macht, was wir ihm sagen, und werden gleich laut.
und ähnliches.

es ist eine normale menschliche eigenschaft, im stress mit anspannung und daher hektischerem und lauterem verhalten zu reagieren.
meist entsteht es daraus, dass wir keinen anderen plan für die situation haben.

besser helfen würde nämlich, sich vorher zu überlegen oder zu üben, was wir brauchen.
und dann erst gar nicht unsicher oder überfordert zu sein, wenn der hund dies oder jenes macht (oder nicht macht).

dem hund dann laut und herrisch zu kommen, macht die sache nämlich gleich doppelt schlimmer:
es macht dem hund ziemlichen druck und er macht daher schnell mal zu und wird unsicher.
und der hund kriegt natürlich mit, dass wir angespannt und unsicher sind – und das verunsichert und stresst ihn erst recht.
und du weißt ja: im stress hört der hund dann erst recht nicht mehr.

der gute ton macht’s

zum schluss noch eine kleine übung für dich:
nimm dich mal auf video (oder zumindest audio) auf, wenn du mit deinem hund übst.
hör’s dir nachher in ruhe an und überleg mal: würdest du gern so angesprochen werden?
ändern sich dein tonfall oder die lautstärke deutlich, wenn du ein signal gibst im unterschied zum normalen reden?

was immer dir nicht gefällt, kannst du dann ja ab jetzt ändern und sanfter, ruhiger und freundlicher machen.

mehr anregungen gibt es dann im webinar „verbindung und vertrauen“.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.