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by brigid

Dezember 14, 2014

das hast du sicher schon gehört: dein hund braucht auch geistige arbeit, damit er wirklich gut ausgelastet ist.  also spaziergänge UND denksport.

was einen nicht wundert, wenn man sich so anschaut, über welche denkfähigkeiten hunde so verfügen!
(wenn dich das genauer interessiert, gibt es ein kostenloses webinar von mir zum thema „intelligenz bei hunden“.)

also machen inzwischen zum glück ganz viele auch denksport mit ihrem hund.

denken sie zumindest. denn nciht alles, was der mensch so dafür hält, ist es auch für den hund.

oder sagen wir mal so:
wenn ich dir freudestrahlend ein kreuzworträtsel bringen würde, das du schon 50mal ausgefüllt hast und auswendig kennst, und dann sag ich: schau! hier haben wir ein bisschen stoff für deine grauen zellen! ist das nicht schön?

du müsstest kreuzworträtsel schon sehr lieben, um dich noch zu freuen.
oder du müsstes die belohnung fürs fertige kreuzworträtsel sehr mögen :-).
aber selbst wenn du dich sehr freuen würdest: es wäre kein denksport mehr!
denn anstrengen musst du dafür keine einzige graue zelle mehr…

geht doch den hunden auch oft so!

passiert gar nicht selten, dass mir jemand stolz erklärt.
„doch, doch. mach ich jeden tag mit meinem hund.“
und auf die frage, was denn (alles)?
„suschpiele in der wohnung. und die rolle üben wir auch“.

hmm….

die wohnung müsste schon sehr groß sein und täglich eine andere, damit suchspiele da drin noch als denksport gelten können. klar macht es dem hund spaß (immer noch besser als nix!). aber herausforderungen sehen anders aus!
(und sollte die rolle vom hund noch echtes nachdenken erfordern, würde ich mir echte sorgen machen).

hier also die drei häufigsten fehler beim denksport, die du vermeiden solltest.
damit der denksport auch wirklich ein solcher ist.

1. verwirrung

du hast ein tolles neues denkspiel gekauft (zum beispiel eines der fortgeschritteneren von nina ottoson wie das „dog casino“ oder das „dog trubble“) und stellst es begeistert deinem hund hin.

der schnüffelt dran rum, probiert ein bisschen dran rum. und schaut dich dann hilfesuchend und frustriert an.

ok, so trainiert man frustrationstoleranz. aber nicht die grauen zellen.

das wäre etwa so, als würde ich dir einen berg ikea-möbelteile geben und sagen: mach was draus.
aber keine bauanleitung und du weisst noch nicht mal, ob ein tisch oder ein kasten draus werden soll.
viel spaß!

alles, was du mit so was erntest, ist verwirrung. und frust

verwirrung ist ein motivations-killer.
frustration baut stress auf und macht reizbar (oder verängstigt, je nach naturell).

dein hund braucht zumindest eine ungefähre vorstellung, worum es geht.
(so wie du mit den möbelteilen ungefähr wissen musst, was daraus werden soll)

dann kann er mal anfangen, auszuprobieren. und dann braucht er auch mal ein erfolgserlebnis.
also bei schwierigen aufgaben bitte die sache in einzelschritte zerlegen und teilerfolge möglich machen!
damit der hund motiviert bleibt, sein köpfchen auch weiter anzustrenen.
und damit er den spass dran nicht verliert!

verwirrung ist übrigens auch oft das größte problem, wenn du als denksport mit deinem hund clicker-training machst….
…und nicht so ganz einen plan hast, was du denn nun wann clickerst. und hin und her belohnst, bis sich der hund überhaupt nimmer auskennt.

(hände hoch, wer interesse an einem workshop „clicker-training: gewusst wie“ im januar oder februar hat! einfach ein kurzes mail mit „ja bitte clickern“ an mich schicken. neue e-mailadresse beachten!).

also gut überlegen, was du wie tust, damit dein hund weiss, in welche richtung er nachdenken soll.

2. routine

routine ist jetzt sozusagen das gegenteil von verwirrung.  der andere große fehler!

immer jeden tag die selbe öde übung. gähn!

vielleicht hat die übung ja anfangs spaß gemacht.
aber jetzt kennt dein hund sie schon. in- und auswendig!
vermutlich macht er trotzdem mit. weil er die belohnung mag, weil er gern mit dir was macht.

aber um wieviel lieber würde er mit dir was machen, was ihn wirklich im kopf ein bisschen fordert und fördert!

was neues! was unbekanntes! eine neue erfahrung, eine ungewohnte übung!
das ist wie wasser für das durstige gehirn.
die täglich selben übungen, womöglich noch täglich um die selbe zeit, in der täglich gleichen reihenfolge…das ist wie sand für einen durstigen.

oder wie das selbe kreuzworträtsel für dich zum 100. mal.
(und wenn ich dich den ganzen tag in deinem zimmer einsperre, ohne bücher, fernsehen oder sonstige elektronik, wirst du das kreuzworträtsel vielleicht auch noch halbwegs unterhaltsam finden).

die devise ist also: immer wieder mal was neues!

wenn dein hund eine denksportaufgabe gelöst hat, dann ist es schon ok, die hin und wieder mal zu machen. dann kann hund sich freuen, was er schon kann (und mensch mächtig stolz drauf sein).
noch wichtiger ist es aber den grauen zellen frischen stoff zu bieten, an dem sie sich abarbeiten können!

was das alles sein könnte? da ist dann ein bisschen denksport für den menschen gefragt: sich was einfallen lassen, basteln, nachschlagen, googeln, sich anregungen holen… du findest bestimmt genug!

3. stagnation

fehler nummer drei ist es, in die stagnation hinein zu trainieren.

und falls du zu denen gehörst, die sagen „ach, mein hund macht das vielleicht 2 oder 3 mal, dann mag er nimmer“, dann ist das mit größter wahrscheinlichkeut ein thema für euch.

was ist sache?

hast du – so wie ich vor vielen jahren – auch noch gelernt, dass ein hund rund 200 wiederholungen braucht, bis eine übung wirklich „sitzt“? also zum beispiel 200mal „sitz“, bis der hund das wirklich kapiert hat und brav macht.

so ein schwachsinn!

das hat mehr mit militärischem drill, den unterrichtsmethoden des vorletzten jahrhunderts (auswendig lernen und aufsagen!) und beschränkter menschlicher vorstellungskraft zu tun. nichts mit der realität.

hunde lernen sehr schnell! manche sogar noch schneller.
im schnitt braucht es zum beispiel 2 – 3 wiederholungen, bis ein neuer hund im einzeltraining gelernt hat, dass das erfolgsrezept nicht anspringen sondern hinsetzen heißt. manche lernen das sofort… un dohne dass man es ihnen lange beibringen müsste. einfach das springen ignorieren und den moment, wo hinterteil und vier pfoten am boden sind belohnen. bingo!

oder nehmen wir ein anderes beispiel: extrem gestresse tierheimhunde mit kaum lernerfahrung. mit solchen hab ich für mein forschungsprojekt über soziales lernen gearbeitet. der spitzenreiter: eine neue aufgabe  (nämlich sowas absurdes wie über eine 1m stange auf dem boden drüber zusteigen, statt drum rum zulaufen) in nur 17 wiederholungen so gut gelernt, dass sie unter signalkontrolle den test bestand (10x signal geben, mindestens 7 prompte richtige ausführungen).

und da reden wir echt von einem hund, der unter denkbar schwierigsten bedingungen was lernen musste. keine spur von 200 wiederholungen!

und ich garantiere dir, dass dein hund wesentlich bessere voraussetzungen hat!

also schau mal genau hin:
hat dein hund vielleicht keine lust, weil ihm die sache schon viel zu langweilig ist?
findet er es blöd, weil er längst kapiert hat, worum es geht – und nur du noch nicht gerafft hast, dass er es eh schon kann und du die übung schwieriger machen müsstest?
macht er die übung deswegen so ungenau, weil er schon das interesse verloren hat und du aber die schlampereien brav belohnst?

die faustregel lautet: wenn der hund es 7 oder 8 mal von 10 richtig macht, dann kann er es schon! steiger sofot den schwierigkeitsgrad.

meist glauben wir, der hund muss es 11 mal von 10 mal perfekt ausgeführt haben, damit er’s verstanden hat. falsch!
man ist immer mal zwischendurch ein bissl abgelenkt oder grad noch nicht soweit. das hat mit dem begreifen gar nix zu tun.

wenn aber der mensch glaubt, der hund kann’s noch nicht, weil eben grad ein fehler war, dann wird endlos auf dem selben niveau herum gegurkt, bis es den hund verdrießt.

(übrigens: passiert ganz besonders oft bei nasenarbeit und schnüffelspielen, weil wir uns so schwer vorstellen können, wie simpel diese aufgaben für die hundenase sind!).

also: halt die übungseinheiten kurz, aber die aufgaben interessant, in dem du sie oft genug schwieriger machst.

wenn du diese drei fehler vermeidest, dann steht einem denksport-vergnügen kaum mehr was im wege.
also: an was machst du dich heute?

bericht doch auf der denktier facebook-seite drüber und hol dir dort vielleicht anregungen von den anderen!

viel spaß!

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.