ja, du hast richtig gelesen: der ball und sein hund. nicht umgekehrt. ein ballsüchtiger hund ist ein sklave seines balls. kaum taucht das runde ding auf, hängt der hund dran wie der junkie an der nadel.
der sucht-vergleich ist nicht bloss so dahin gesagt. es gibt wirklich hunde (viel zu viele!), bei denen das ballspielen körperliche reaktionen auslöst, die dem suchtgeschehen sehr nahe kommen. die sich dem ball gar nicht entziehen können, wenn er mal durch die luft fliegt und hinterhersprinten und sprinten und sprinten. und immer noch mehr wollen. die vermutlich so lange rennen würden, bis sie zusammenbrechen, wenn ihr mensch nicht rechtzeitig mit dem ballspiel aufhören würde.
schuld daran sind ein paar hormone im körper: adrenalin, cortisol, dopamin um die wichtigsten zu nennen. letzteres erzeugt das suchtartige verhalten (und die lustgefühle). die ersteren beiden die körperliche aktivierung fürs schnelle rennen und ball fangen.
was du wissen solltest: diese hormone werden nicht nur bei den ball-junkies ausgeschüttet, sondern auch bei deinem hund. immer dann, wenn er einer schnellen bewegung hinterherfetzt. also immer dann, wenn der ball fliegt….
das hat in der natur absolut seinen sinn: dort ist es das beutetier, das schnell wegrennt und erwischt werden muss, wenn man überleben will. also maximale aktivierung aller kräfte im organismus, damit man ja die beute erwischt! danach kommt sowieso die ganz normale ausgleichs- und erholungsphase: fressen, schlafen, an den knochen knabbern, schlafen,….. der nächste sprint kommt erst stunden später oder am nächsten tag. alles gut.
beim ballspielen kommt der sprint im 30 sekunden-takt. 2 adrenalin-kicks die minute und maximale aktivierung des körpers 2mal die minute. unzählige male hintereinander. keine erholungspausen dazwischen. das kann natürlich auf dauer nicht gut gehen.
wenn du deinem völlig entspannten und ruhigen hund 3 mal die woche einen ball oder ein stöckchen wirfst, musst du dir keine großen sorgen machen. wenn es öfter vorkommt, dann hat dein hund aber höchstwahrscheinlich mit den folgen zu kämpfen:
körperlich führt diese übermäßige aktivierung auf dauer zu einer überlastung des herz-kreislauf-systems, zu angespannter muskulatur, zu einer belastung des magen-darm-trakts und einer schwächung des immunsystems. wenn dein hund zu chronischen augen- oder ohrenentzündungen, häufigem durchfall oder hautproblemen neigt, können das folgen einer zu hohen stressbelastung sein – stress ist ja nichts anderes als eine aktivierung des organismus. zusätzliches, stressproduzierendes ballspielen ist das letzte, was dein hund dann noch braucht!
im verhalten merkst du schon nach einer intensiven spielrunde mit dem ball, dass dein hund unkonzentrierter, hektischer und aufgeregter ist – auch das alles folge der wiederholten aktivierung des organismus. das greift die nerven an! dein hund wird reaktiver, emotionaler (nämlich entweder ängstlicher oder reizbarer), hibbelig und unaufmerksam. wenn noch andere stressfaktoren dazukommen (und das tun sie immer) und die situation länger anhält, ist das nicht nur für den hund eine ganz schöne belastung – wer steht schon gerne dauernd unter strom! – sondern auch für den menschen. denn der hat dann einen hund, der heftig an der leine zieht, hektisch wird, andere hunde verbellt, radfahrern nachrennt und kaum noch hört.
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dein hund liebt aber seinen ball?
er hat spass am ballspielen und wirft dir den ball auffordernd vor die füße?
und du möchtest mit ihm (deinem hund) spielen dürfen?
sollst du natürlich! denk einfach dran:
- dein hund hat ganz wenige möglichkeiten, dich zum spielen aufzufordern. der ball funktioniert am einfachsten. schließlich kann er dir schlecht den beutel mit den super-leckerli bringen und sagen: los, versteck mir eins! ich will suchen spielen.
- ob etwas spaß macht oder nicht, ist den hormonen und dem körper relativ egal. aktivierung und stress haben die selben folgen, auch wenn der anlass freudige aufregung war.
hier sind daher drei tipps, wie du mit deinem hund ball spielen kannst, ohne unangenehme nebenwirkungen befürchten zu müssen:
1. versteck den ball!
du kannst im handumdrehen aus dem ballspielen einen super sinnvollen ausgleich für den hund machen, der sogar stress abbauen hilft!
statt den ball zu werfen, versteck ihn einfach und lass den hund suchen und bringen! das ist mindestens so viel spaß und schont die nerven des hundes. (allerdings muss der mensch sich dafür ein bisschen mehr bewegen 🙂 )
mach es am anfang leicht, damit der hund die neuen spielregeln kapieren kann. und dann wirst du recht bald immer schwierigere verstecke für den ball finden müssen.
2. roll den ball!
dreh den spieß um und lass deinen hund den ball bewegen – nämlich rollen. vielleicht sogar ins tor?
für den anfang geht das mit einem größeren ball leichter (fußballgröße). belohn das anstupsen, dann das heftigere anstupsen, bei dem der ball schon rollt und schließlich das rollen in einen definiteren zielbereich hinein.
voila! schön wird aus dem ballspielen eine geschicklichkeits- und denkaufgabe!
3. den blauen ball bitte!
schnapp dir einen blauen und einen andersfärbigen ball und bring deinem hund bei, dir den blauen zu bringen.
dazu konditionierst du erst mal nur den blauen, an verschiedenen orten üben!
dann legst du den ball in etwa 2 meter entfernung vor dem hund aus, lässt ihn dir bringen oder anzeigen (je nach hund) und schließlich taucht der andere ball auf und der hund wird weiter nur für den blauen belohnt. ignorier es einfach, wenn er sich dem falschen ball zuwendet.
wenn du deinem hund diesen ball-trick und noch ein paar ungewöhnliche und anspruchsvolle denksport-aufgaben beibringen magst, findest du genaue trainingsanleitungen im online-kurs „trickster“.
ich wünsch euch viel spaß mit den entspannten ballspielen!