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by brigid

Februar 19, 2023

hund überall mitnehmen

wir möchten den hund gern überall mitnehmen können.“
den satz hört man von hundemenschen häufig.

ist das aber überhaupt gut für den hund?
sollte er besser immer zu hause bleiben?
welche bedürfnisse hat der hund dabei eigentlich?
all das wollen wir heute genauer unter die lupe nehmen.

stichwort „können“

vorweg:
es ist ein unterschied, ob man den hund überall mit hin nimmt.
immer und jedes mal.
ob nötig oder nicht, ob sinnvoll oder nicht.

oder ob man den hund mitnehmen könnte, wenn man mal will oder muss.

letzteres setzt voraus, dass der hund sowohl zuhause bleiben kann
als auch genügend routine und gelassenheit mit ungewohnten situationen hat,
dass man ihn auch mitnehmen kann, wenn man möchte oder es mal nicht anders geht.

jeder hund sollte bis zu einem gewissen grad geübt haben,
mit dem „mitnehmen“ in erwartbare situationen halbwegs klar zu kommen.

hund überall mitnehmen

ein besuch bei verwandten, ein ausflug mit rast in einem gasthaus
oder eine fahrt in die nächste stadt, weil man zum tierarzt muss,
sollten den hund nicht völlig in panik versetzen.

so weit sollte man das mit dem hund also durchaus üben.

was kein hund braucht:
im gewühl des weihnachtsmarktes zwischen menschenbeinen und geruchsschwaden untergehen,
bei lautstarken demos mitlaufen oder mit ins fussballstadium geschleppt werden.

davon hat der hund nichts.
außer stress und überforderung.

wie aber unterscheiden wir nun am besten,
was für den hund ok ist und was nicht?
wann er gerne mit seinen menschen unterwegs wäre
und wann er lieber zuhause bleiben würde?

schließlich ist der hund ja auch ein soziales lebewesen
und schätzt gemeinsame unternehmungen.

ein blick auf die bedürfnisse des hundes und auf die nötige reihenfolge ihrer berücksichtigung, hilft dabei weiter.
(wer zum thema bedürfnisse und ihre reihenfolge genauere infos möchte,
kann heute noch schnell einen blick ins webinar-video „bedürfnisgerecht: was heißt das wirklich?“ werfen, gleich hier anfordern (kostenfrei):

1. grundbedürfnis sozialkontakt

hunde sind bekanntlich soziale lebewesen mit der eigenheit,
auch andere spezies als die eigene als sozialpartner zu akzeptieren.
sprich: sich sozial an uns menschen zu binden.

ganz allgemein ist der hund gern mit seinen sozialpartnern zusammen.
je nach hundenaturell ist das bedürfnis kleiner oder größer:
je unsicherer der hund – allgemein oder in einer bestimmten situation –
desto mehr bedürfnis nach sozialem rückhalt hat er.

je eigenständiger und sicherer der hund ist,
desto besser kommt er mit dem phasenweisen alleine bleiben klar.

unterm strich heißt das:
der hund ist gern dabei, wenn es eine gemeinsame unternehmung ist,  von der er auch was hat.
er hat aber auch kein problem, nicht überall dabei zu sein und ein paar stunden alleine zuhause zu bleiben
(außer natürlich er hat trennungsangst).

vorausgesetzt, die nächsten beiden bedürfnisse wurden vorab schon befriedigt
(warum das so wichtig ist, dazu gibt’s mehr info im oben genannten webinar)

2. grundbedürfnis sicherheit

wichtiger noch als sozialkontakt ist dem hund seine sicherheit.
gemeint ist damit sowohl seine körperliche als auch seine emotionale sicherheit.

ob die gefahr für die körperliche unversehrheit und das überleben nun real oder nur vom hund so wahrgenommen ist,
spielt dabei keine rolle.
ob die überforderung oder die negativen einflüsse auf die emotionale sicherheit in unseren augen plausibel sind oder nicht,
zählt genausowenig.

was zählt ist einzig, wie der hund das wahrnimmt und wie er sich fühlt.

will man den hund mitnehmen, sollte man sich daher fragen:
kann mein hund sich dort subjekt (!) sicher fühlen?
ist er irgendwelchen formen von gedränge und trubel?
(auch freundlich gemeinte) übergriffen oder unangenehmen begegnungen ausgesetzt?

im zweifelsfall hat jedenfalls das sicherheitsgefühl des hundes vorrang vor seinem wunsch,
mit herrchen oder frauchen unterwegs zu sein.

3. grundbedürfnis ruhe

das grundlegendste aller genannten bedürfnisse ist auf der körperlichen ebene angesiedelt.

wenn wir an die körperlichen grundbedürfnisse denken,
haben wir meistens futter, wasser oder schmerzfreiheit im kopf.

nicht vergessen sollten wir aber noch weitere
wie zum beispiel temperatur (schutz vor überhitzung oder vor unterkühlung)
oder eben das ruhebedürfnis.

neben der nötigen zeit zum schlafen gehört dazu noch sowas wie schutz vor erschöpfung und innerer unruhe.
sprich: die vermeidung von übermäßger und anhaltender erregung.

während jeder organismus mit kurzen stressepisoden gut klar kommt
(und die ja ihre funktion im normalen leben und der anpassung an die umwelt haben),
kommt keiner mit zu viel stress auf zu lange dauer oder ohne nötige erholungsphasen klar.

das bedeutet auf unser thema übertragen:
den hund mal gelegentlich wohin mitnehmen, wo er’s aufregend findet –
sei’s zum üben oder weil es eine für den hund positive erlebte form der aufregung ist –
geht in ordnung.

den hund dauernd und überall hin mitzunehmen, wo er’s aufregend findet
oder einfach immer neuen reizen ausgesetzt ist,
führt mit hoher wahrscheinlichkeit zu übermäßigem stress
und gefährdet dadurch die körperlichen grundbedürfnisse.

die bedürfnisse der menschen

man kann das thema „hund mitnehmen“ nicht diskutieren
ohne nicht auch die bedürfnisse der menschen zu erwähnen.

dass er hund überall hin mitkommen soll, entspringt ja meist nicht dem wunsch des hundes,
sondern stammt vom menschen, der seine freude an der gesellschaft des hundes hat.

ich hab mir ja keinen hund genommen, um ihn dann immer nur zu hause zu lassen„,
hört man in dem zusammenhang gerne.

ja, klar.

die frage, wer sich warum für einen hund entscheidet, wär sowieso ein eigenes thema
(vielleicht schreib ich demnächst mal einen blog-artikel dazu, also am besten blog abonnieren, wer das nicht verpassen mag).

man möchte mit dem hund was gemeinsam unternehmen.
der schwerpunkt sollte aber das wort „gemeinsam“ sein,
definiert als etwas, wovon beide seiten was haben
und wo der hund nicht nur  eben „mit dabei“ ist,
während der mensch sein ding macht.

steht man vor der entscheidung: hund mitnehmen oder nicht,
hilft immer die frage „was genau hat der hund davon?“
und eine kurze einschätzung, wie das mit den oben genannten bedürfnissen aussieht.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.