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by brigid

April 17, 2016

wusstest du, dass der „blick zurück“ als ein wesentlicher unterschied zwischen dem hund und dem wolf gilt? übrigens auch zwischen dem hund und dem schimpansen. gemeint ist damit der blick zurück zum menschen. wenn man einen hund mit einem für ihn schwierigen oder unlösbaren problem konfrontiert, dann schaut er früher oder später zurück zu seiner bindungs-person.  der wolf nicht, der schimpanse auch nicht. berichtet jedenfalls die wissenschaftliche forschung.

das hat einen ganz simplen und doch weitreichenden grund: der hund und der mensch teilen sich eine gemeinsame evolutionsgeschichte. die natur hat den hund sozusagen drauf programmiert, sich hilfe vom menschen zu holen, wenn er nicht weiter weiss.
(interessantes detail: anfangs galt der wolf in der wissenschaft als der klügere, weil er alles eigenständig löst. inzwischen ist man sich nicht ganz so sicher, ob es nicht doch auch ein zeichen von intelligenz ist, den menschen für sich arbeiten zu lassen 🙂 ).

der hund ist also genetisch programmiert auf zusammenarbeit mit dem menschen.

das solltest du doch an dem vierbeiner an deiner seite merken. wieso ist mit dem dann aber manches so schwierig? und warum ist der berühmte „blick zurück“ grade dann nicht zu kriegen, wenn man ihn echt dringen bräuchte – weil herr oder frau hund grad am ende der leine austickt oder ähnlich entbehrliches verhalten an den tag legt.

nun. dummerweise hat ist die natur nicht ganz so schnell wie wir, also wie die veränderungen unserer lebenswelt. der hund hat eine leine, u-bahn-fahren oder jogger noch nicht in den genen.  alles, was er hat, ist die bereitschaft zur zusammenarbeit mit dem menschen.

genau. die bereitschaft! keine garantie.

ob dein hund und du zusammenarbeiten oder gegeneinander werken hängt von mehreren faktoren ab:

  • vom wesen und der eigenständigkeit des hundetyps.
  • von der einschätzung, ob er mit einem problem eh alleine klar kommt.
  • und vor allem: von den erfahrungen, die dein hund mit dir oder mit anderen menschen davor gemacht hat.

nehmen wir mal den simplen blick zurück:

den wirft dir dein hund beim spazierengehen immer wieder zu. zumindest anfangs. wenn darauf nie ein echo kommt, lässt er es auch wieder und geht seiner eigenen wege. du rufst ja auch niemanden wieder und wieder an, der nie rangeht.

oder nehmen wir eine heikle situation:

ihr begegnet einem anderen hund und deiner ist dabei nicht wirklich cool, sondern starrt ihn total an und wird gleich explodieren. du rufst ihn oder machst dein aufmerksamkeitssignal und hättest nichts lieber, als dass er dich jetzt anschaut. nix da. er fixiert weiter den vorne.  weil er
a) sich von dir nichts erwartet. schließlich hast du ihn in diese lage gebracht und vermutlich in der vergangenheit schon x-mal  mit gewalt an der leine weggezogen. so einem typen ist nicht zu trauen!
b) viel zu aufgeregt oder chronisch gestresst ist, um dich überhaupt noch wahrzunehmen.
c) glaubt, dass er selber die situation regeln muss, weil du armer mensch leider völlig unfähig bis (und er regelt es leider so, weil er es anders nicht kann).

da wird das natürlich nix mit der zusammenarbeit!

die muss nämlich geübt werden, gemeinsam!

hier drei simple tipps, wie du damit mal anfangen kannst:

  1. schau zurück!

    wenn dein hund dich anschaut, dann erwider seinen blick sanft, nick vielleicht kurz, sag leise was, du kannst ih sogar hin und wieder ein keks dafür geben. aber tu irgendwas, lass den blick nicht ins leere laufen, sondern halte einen stummen dialog mit ihm aufrecht.

  2. führe umsichtig

    achte drauf, wie dein hund sich fühlt und bring ihn nicht in eine verzwickte lage. seine beschwichtigungssignale verraten dir recht gut, wann im was zu viel wird. reagier drauf! weich aus, bring ihn weg, stell dich dazwischen, biete ihm schutz, was immer geht und hilft. aber führ ihn nicht immer weiter in eine situation, die er als unsicher oder unangenehm einstuft. (und nein: weiter reinrennen und dabei gut zureden hilft nicht!)

  3. gemeinsame spiele

    biete deinem hund denk- oder geschicklichkeitsspiele, wo er selbständig arbeiten kann, aber auch hin und wieder deine hilfestellung braucht und auch kriegt. das ist schließlich das wesen von zusammenarbeit: jeder macht den teil, den er gut kann und mit dem er dem anderen helfen kann.

wenn dich möglichkeiten interessieren, wie du kooperationstraining mit deinem hund machen kannst und wie du dadurch erreichst, dass er sich grade in heiklen situationen erst mal zu dir umdreht und dich fragen anschaut, dann schau dir doch mal den neuen online-kurs „voll dabei“ an.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.