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by brigid

Dezember 7, 2014

wär das nicht toll: du sagst deinem hund „bleib“ und er bleibt einfach, wo er ist?  verlässlich. so lange, bis du das beendest (und nicht dein hund)!

nicht, weil dir kadavergehorsam wichtig ist. oder du dich damit brüsten willst, dass dein hund selbst dann im platz liegen bleibt, wenn das festzelt über ihm zusammenbricht (kein scherz! hat mir echt mal jemand ganz stolz erzählt! kein weiterer kommentar dazu).

nein, sondern weil es so hilfreich ist im alltag.
weil es dir die hände freihält, wenn du schnell was tun musst – wie  runtergefallenes essen vom boden klauben, bevor dein hund dran ist oder es durch die ganze wohnung verteilt.
weil es dem hund hilft, zur ruhe zu kommen, wenn er das gut geübt hat.

und natürlich ganz wichtig: weil du dann die tollsten suchspiele für deinen hund veranstalten kannst – überall! auch im wald – wenn dein hund brav sitzt und bleibt, während du verstecken gehst.

klappt halt nur leider (noch) nicht immer. obwohl du übst….

vielleicht hat sich ja der eine oder andere trainingsfehler eingeschlichen!

also: was ist nun das geheimnich hinterm einem wirklich gutem „bleib“. einem bombenfesten „bleib“.

es sind 5 an sich einfache dinge.
wenn du die alle (!) genau einhältst, garantiere ich dir ein erfolgreiches „bleib“.  fast schon bombenfest.
nur wenn wirklich eine bombe neben dem hund einschlägt (oder das festzelt über ihm niederbricht), wird er nicht bleiben. gottseidank! wär ja auch echt blöd von ihm.

hier sind die zutaten fürs erfolgsrezept.

1.  verlang nur, was geht

wo immer dein hund trainingsmäßig grad ist, dort fängst du an. denk dir bitte nicht: er sollte schon dies oder jenes schaffen. von sollte hast du gar nichts. sollte heißt nur, dass der hund jetzt gleich übt, dass deine signale nicht gelten und er tun kann, was er möchte. vergiss also sollte.

das „bleib“ klappt so wenig, dass du keine drei schritte weggehen kannst? macht nichts.
dein hund kann das „bleib“ noch kaum? macht nichts.
er bleibt noch nicht mal sitzen? macht nichts.

fang einfach mit genau dem an, was dein hund kann.

lass ihn sitzen und zögere die belohnung den bruchteil einer sekunde hinaus. gut.
oder lass ihn sitzen, gib dein bleib-signal, und zähl innerlich nur mal bis drei. gut.
oder lass ihn sitzen, geh grad mal zwei schritte weg und zurück. gut.

immer grade nur so viel verlangen, dass der hund garantiert noch sitzt, bis du wieder vor ihm stehst.

oder anders formuliert:  für jedes mal, wo dein hund aufgestanden ist aus dem „bleib“, überweist du bitte 20 euro an mein tierschutzpferd löwenherz :-). es muss konsequenzen haben, wenn das „bleib“ nicht klappt. für deinen hund hat es die nämlich auch: er lernt, bleib gilt eh nur so halb. ich steh auf und es ist auch gut!

unterm strich soll dein hund überhaupt nicht auf die idee kommen, dass er nach dem „bleib“ überhaupt aufstehen könnte, bevor du nicht wieder da bist und ihn freigibst. also sorg dafür, dass er sitzt und bleibt. (und nein … ankleben ist keine alternative …hihihi)

2. schrittweise steigern

steiger die anforderungen beim „bleib“ schrittweise. buchstäblich schrittweise.

erst gehts du einen halben schritt vom hund weg. und zurück.
dann einen ganzen schritt. und zurück.
dann zwei kleine schritte. und zurück.
und so weiter.

oder: statt weiter weg zu gehen, verlängerst du die zeitspanne.

dein hund bleibt auf 5 schritt entfernung sitzen und du gehst gleich zurück?
mach daraus 5 schritt und atme einmal lange durch und dann zurück.
5 schritte und 2 sekunden warten. …zurück.
5 schritte und 3 sekunden warten. und zurück.
und so weiter.

es dürfen nie zwei verschiedene anforderungen gleichzeitig gesteigert werden! das führt zur überforderung und zum scheitern.

das gleiche gilt natürlich auch, wenn du die übung darüber hinaus schwieriger machst. also mit dem rücken zum hund weggehst oder im viertelkreis (halbkries, ganzen kreis) um ihn herum gehst. ablenkung ins spiel bringst. etc.
es wird immer nur an einer neuen sache gearbeitet!

3.  beharrlich und genau sein

uups. jetzt hat dein hund versucht, aufzustehen und hinter dir her zu kommen und sich schnell wieder hingesetzt, als du aus ein paar schritt entfernung mahnend die hand zum „bleib“ erhoben hast….

er sitzt ja wieder, eh gut, oder?

nein. nicht gut.
der hund soll ja erst gar nicht die idee bekommen, sein wertes hinterteil von der stelle zu lösen, an die du ihn gesetzt hast, bevor das „bleib“ nicht fertig ist.
genau diese stelle! nicht die ein oder zwei meter weiter vorne.
aus so was entsteht ein sehr wackeliges „bleib“, eins das vielleicht klappt oder auch nicht.

mal ehrlich: meistens geben wir uns nur aus bequemlichkeit damit zufrieden. wir wissen zwar, dass es nicht in ordnung ist, haben aber auch keine lust, wieder zum hund zurückzulaufen, ihn an die richtige stelle zurück zu setzen und wieder neu anzufangen.
oder wir sind so stolz, dass überraschenderweise das unüberlegte „bleib“ aus der entfernung geklappt hat, dass wir den eigentlichen fehler großzügig übergehen.

sorry. beides kontraproduktiv.

wenn dein hund aufsteht oder dir nachrückt oder überhaupt von sich aus die übung beendet, sind genau zwei dinge zu tun:

erstens: du gehst ruhig zum hund zurück, setzt ihn kommentarlos an die ursprüngliche stelle zurück und erneuerst das „bleib“.
zweitens: du machst die übung leichter! du willst grade jetzt unbedingt ein erfolgserlebnis für euch beide. denn grade eben hast du ja offenbar einen fehler gemacht und gegen das prinzip aus punkt 1 (verlang nur, was der hund auch leisten kann!) verstoßen.

(achja. und vergiss nicht, die 20 euro für löwenherz zu überweisen, wenn ihr fertig geübt habt 🙂 )

 

4.  führe ihn nicht  in versuchung

mach deinem hund die übung nicht schwerer als nötig, indem du einen der folgenden fehler begehst:

• du spannst dich an, hältst die luft an und sagst gleich mehrfach mit beschwörendem (oder leicht drohendem) tonfall „bleib“. als könntest du den hund damit festnageln. anspannung macht es dem hund aber nur schwerer, ruhig sitzen zu bleiben. also: ausatmen, entspannen, ein ruhiges „bleib“ und alles ist gut.

• du hast schon ein leckerli in der hand oder kramst im leckerlibeutel/deiner jackentasche, wenn du grad am weitesten vom hund weg bist. wetten, dass dein hund dann gute lust hätte, dir schon mal ein stück entgegenzukommen? du machst das natürlich, weil du das keksi rechtzeitig vorbereiten willst. für den hund macht es die sache aber wirklich wirklich schwer! also greif erst zum leckerli, wenn du wieder direkt beim hund bist.

• du streckst dem hund das leckerli schon entgegen, wenn du nur noch 1-2 schritte von ihm entfernt bist. damit du ihn schnell belohnen kannst, bevor er womöglich aufsteht. und erreichst damit aber genau das: er steht auf, bevor du wieder ganz zurück bist und kriegt in aller regel das leckerli genau fürs aufstehen. die übung heißt dann: sitzenbleiben bis herrli/frauli fast da ist und dann schnell entgegenlaufen.  also mach langsam. warte, bis du direkt beim hund bist und gib das leckerli nur solange er wirklich noch sitzt.

 

5. 6 monate lang nicht abrufen

die verlockung ist natürlich groß, den hund einfach zu sich zu rufen, wenn er schön sitzen geblieben ist, vielleicht auch schon auf 5 oder 10 schritte entfernung. schließlich ist es ja das, was du später machen willst: hund absetzen und heranrufen. so kennt man das aus den diversen hundeschulen, oder?

schon. aber das kommt dann später. dann, wenn das „bleib“ mal wirklich sitzt.
(und der eigentliche sinn der sache ist es ja nicht,  dass man es nur als voraussetzung nutzt, um das herankommen üben zu können. das ist so eine typische hundeschul-angelegenheit, die man im alltag in der form meist weniger braucht).

die besten erfahrungen hab ich damit, den hund in den ersten 6 (!) monaten NIE abzurufen. sondern immer zu ihm zurückzugehen und zu belohnen oder zu loben.  (ja…erfordert ein bisschen mehr bewegung vom menschen… ich weiß).

dann hast du zwar danach einen hund, der dich vielleicht fragend anschaut, wenn du ihn nach einem halben jahr das erste mal aus dem „bleib“ zu dir rufst, und der anfangs ein bisschen zögerlich kommt („was? wirklich? ich soll jetzt aufstehen und kommen? echt? soll ich fix hier sitzen bleiben? ah…ok…du willst wirklich, dass ich komme?). das gibt sich aber nach ein paar mal ganz schnell,  keine sorge.

du hast aber dafür ein „bleib“, das wirklich sitzt.

wenn du das schon anders aufgebaut hattest: auch kein problem. fang einfach mit dem üben nochmal konsequent an und halte die 6-monate-frist ein.
ein extratipp noch: wenn das „bleib“ mal  auf eine gewisse entfernung gut funktioniert, nimm es oft als übung, die in ein suchspiel mündet. es gibt keine bessere belohnung fürs bleiben als danach ein verstecktes leckerli suchen zu dürfen!

viel spaß beim üben!

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.