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by brigid

Februar 14, 2016

ah! wenn der hund mal bellt! darf er denn das? der hat doch still zu sein, oder?

also erstens und ganz allgemein gehört das bellen zum hund, zu manchen mehr, zu anderen weniger.
und zweitens ist so ein wuffer natürlich kein drama.

wohl aber wird es für alle beteiligten – hund inklusive! – schwierig, wenn wir nicht bloß vom vereinzelten beller reden, sondern vom regelmäßigen, häufigen, intensiven bellen. oder gar vom nervtötenden dauergebell oder wütenden bellattacken in bestimmten situationen. die frage „was tu ich bloß, wenn mein hund bellt?“ ist nicht umsonst eine der häufigsten!

auf die frage gibt es dummerweise nur eine einzige pauschal mögliche antwort:

vermeiden, dass es so weit kommt!

so lang der hund noch still ist, hat man noch möglichkeiten, mit der situation anders und entspannt umzugehen. bellt er erst mal, sind die möglichkeiten seeeeeehr eingeschränkt.

um das mit dem vermeiden hinkriegen zu können, muss man allerdings wissen, warum der hund bellt.

damit mein ich gar nicht so sehr, was das bellen auslöst – also nachbar’s katze, der briefträger oder was immer.
damit mein ich vor allem, welche motivation er dafür hat. welche emotion dahinter steckt.  solang man nicht weiß, ob der hund aus langeweile, aus zorn oder aus angst bellt, ist es schwer, ursachenbekämpfung zu betreiben und den hund still zu halten.

die häufigsten drei gründe wollen wir uns heute mal vornehme

1. angst

bellen ist ja erst mal eine sogenannte alarm-reaktion, mit der der hund auf einen eindringling oder eine störung im umfeld reagiert.  meist war’s dann das auch. also kurzes melden und ruhe, denn dann ist die ordnung wieder hergestellt, weil man sich entweder um den eindringling als hund selber kümmert und feststellt, es ist alles ok. oder weil sich der mensch drum kümmert und alles ist gut.

wenn aber nicht gleich wieder alles gut ist, dann geht das bellen weiter. wenn ein „eindringling“ dann auch noch schnurstracks auf den hund zukommt oder ein anderer hund auf ihn zurennt, dann entlädt sich die angst häufig im intensiven gebell.

tipp: das angstbellen wird in aller regel von einem knurren eingeleitet, von einem ganz kurzen knurrlaut vorm bellen. ein sicherer hinweis darauf, dass es sich um angst als motiv handelt, auch wenn alles danach sehr nach aggression (die ja meist nur angst in form von abwehrverhalten ist), nach frust und zorn aussieht.

bei einem hund, der angst hat, hilft es nichts, ihm das bellen zu verbieten!

was ist zu tun? der richtige ansatz ist, ihm den grund für die angst zu nehmen. also gezielt mit der jeweiligen situation zu üben – und zwar so, dass der hund sich noch sicher fühlt dabei – und generell amm selbstvertrauen des hundes zu arbeiten.

 

2. stress

bellen ist ein verhalten mit hohem erregungsgrad.  dabei bedingt leider umgekehrt das eine auch das andere.

soll heißen: ein hoher erregungsgrad führt viel schneller zum bellen!
fast so, als müsste die aufregung vorne beim maul raus!

das heißt also, dass dein hund schneller und intensiver bellt, wenn der stress hoch ist. natürlich besonders jene rassen und typen, die sowieso schon mal gern bellen.  meine erste labi-hündin konnte noch so viel stress haben und wär nicht auf die idee gekommen, zu bellen. weil sie grundsätzlich nicht gebellt hat. bei meinem terrier-mix sieht die sache schon ganz anders aus! bei der hört man die aufregung ganz schnell.

stress kostet den hund selbstbeherrschung und impulskontrolle – daher ist es viel schwieriger, einen gestressten und bellenden hund noch dazu anzuleiten, jetzt bitte wieder ruhig zu sein. viele der landläufigen interventionen „aus“, „lass es“,…. steigern eher noch die aufregung und damit das gebelle. also runter vom gas! alle!

tipp:  das stress-bellen erkennst du meist daran, dass es recht hysterisch klingen kann und der hund dabei recht hektisch wirkt. wird der stress echt massiv und lang anhaltend, dann geht das stress-bellen in ein monotones bellen über, also ein sogar über stunden gehendes monotones bell-bell-bell-bell-bell…. häufig zum beispiel bei hunden mit trennungsangst oder solchen im tierheim.

bellt dein hund aus lauter stress, dann hilft es nichts, ihm das bellen zu untersagen! er würde sich ja abregen, wenn er könnte, aber er kann nicht so schnell.

was ist zu tun:  wenn stress die ursache fürs bellen ist, dann musst du den stress bekämpfen und nicht das bellen. meist braucht man dazu eine kombination aus allgemeinem stressabbau und gezielten übungen, mit denen aufregende situationen „entschärft“ und ein anderes verhalten trainiert werden.

wenn du das thema stress besser verstehen möchtest, dann ist mein kostenloses webinar „stress beim hund – warum er normal ist, wann er zuviel wird und was du dagegen tun kannst“ vielleicht was für dich.

 

3. aufmerksamkeit

um deine aufmerksamkeit geht es dabei. und darum, was der hund tut, um sie zu kriegen.

wie bellen!

das entsteht meist ganz schnell: der hund hat einen echten grund zum bellen – egal ob angst oder stress oder sonstwas.
dann sagst du was zu ihm oder versuchst, ihn mit einer futterbelohnung „abzulenken“.
und schon hat der hund abgespeichert: ah! ich brauch nur ein bisschen bellen und schon beschäftigt sich mein mensch mit mir! super!

bellen als aufmerksamkeitsheischendes verhalten funktioniert auch deswegen so gut, weil es uns menschen echt schwer fällt, es zu ignorieren. weil es nervt, weil es ansteckt, weil es peinlich ist, wenn der hund vor anderen bellt und man nicht eingreift … und und und.

so nachvollziehbar die gründe sind. sie sind fatal!
denn dein hund wird jedesmal wieder fürs bellen belohnt.
und bellt daher mit größerer begeisterung und häufiger!

tipp:  ob es sich um aufmerksamkeitsheischendes bellen handelt, kannst du leicht testen. wenn dein hund bellt und du ignorierst es tatsächlich voll und ganz, hört er dann kurz auf, wirft dir einen blick zu und bellt dann noch lauter? wenn ja, dann hast du die bestätigung. es geht um dich!

wenn dein hund bellt, um deine aufmerksamkeit zu kriegen, dann ist jedes bellen verbieten wollen schon die belohnung!

was ist zu tun: die übliche antwort ist natürlich „ignorieren“, aushalten, dass es dann erst schlimmer  wird (daran merkst du, dass das ignorieren greift) und konsequent weiter ignorieren. weil das aber der mensch oft nicht aushält und sich der hund womöglich immer weiter reinsteigert, ist es meist klüger, es nicht so weit kommen zu lassen, sondern ganz gezielt das stillsein zu belohnen – und für mehr geistige auslastung für den hund zu sorgen, das hilft meist!

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.