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by brigid

August 19, 2018

soll man bellen ignorieren?

so wie man unerwünschtes verhalten eben ignoriert, damit es aufhört?

und wie hält man das bloß durch?
vor allem dann, wenn der hund den ganzen tag hindurch immer wieder loskläfft
oder ein besonders schrilles bellen hat
oder immer genau dann bellt, wenn man sich unterwegs mit jemandem unterhalten will?

das ist auch schon der erste grund, warum das mit dem bellen ignorieren nicht so wahnsinnig gut klappt:
die wenigstens menschen sind dafür konsequent und geduldig genug!

nicht konsequent genug

wenn man aber beim 3. oder 4. mal bellen,
oder wenn der hund trotz ignorieren nicht aufhört und immer lauter bellt,
dann mal kurz die nerven verliert und doch ein “sei doch still” oder auch nur ein “psst” sagt,
hat man ihn auch schon belohnt!

das noch dazu in form einer variablen belohnung, also einer, die nur hin und wieder kommt,
und die daher umso nachhaltiger wirkt und das verhalten besonders gut am leben hält.
blöd gelaufen.

sprich: wenn du den hund manchmal ignorierst (oder es probierst)
und dann doch was sagst oder tust, dann bellt er umso öfter und umso mehr!

das ist aber noch gar nicht der wichtigste grund, warum du das bellen besser nicht ignorierst.

es wär ja blöd, wenn dein hund einen echten grund hat, wenn er loslegt,
und das bellen dann zu ignorieren, hilft ihm wirklich nicht.

ursache verstehen

nehmen wir an, der hund bellt, weil er unsicher und ängstlich ist
und sich vor fremden menschen fürchtet, wenn die ihm zu nahe kommen.

wenn du dieses bellen einfach ignorierst,
sendest du deinem hund nicht etwas die botschaft, dass eh alles in ordnung ist.
ganz im gegenteil!

entweder interpretiert er deine anspannung (wegen der bellerei) als zeichen, dass du ebenfalls bedenken hast.
oder  – noch wahrscheinlicher – hält er dich für ziemlich unfähig und weiß,
dass er sich selber um seine sicherheit kümmern muss.

bellen ignorieren

ähnlich wäre es, wenn dein hund bellt, weil er völlig frustiert ist.
oder weil er vor lauter aufregung, die ihm zu viel wird bellt.

doch auch das ist noch immer nicht der wichtigste grund, warum das bellen ignorieren nichts bringt!

da gibt es noch einen:

bellen ist selbstbelohnend!

bellen ist nämlich ein selbstbelohnendes verhalten.
soll heißen: alleine die tatsache, dass der hund bellt, wirkt schon wie eine belohnung für ihn.
was mit den abläufen im gehirn und der körperchemie zu tun hat.

jedes mal, wenn dein hund eine bell-attacke hat, belohnt er sich damit also selber!
und rate mal:  das bellen wird dadurch häufiger und heftiger, weil ja jedes verhalten mehr wird, wenn es belohnt wird.

etwas, was selbstbelohnend wirkt, kann man logischerweise nicht ignorieren.
ignorieren funktioniert ja nur deswegen, weil der hund damit seinen gewünschten erfolg eben nicht bekommt!

also wenn er zum beispiel keine aufmerksamkeit bekommt, wenn er an dir hochspringt.
oder wenn du nicht drauf einsteigst, wenn er sich was schnappt und damit wegläuft.

wenn er aber bellt und sich mit dem bellen schon selber belohnt, bringt es nichts mehr, das bellen zu ignorieren.
den erfolg hatte er ja schon.

wenn er aber nun bellt, nur um deine aufmerksamkeit zu bekommen,
belohnst du ihn dann nicht, wenn du drauf einsteigst?

ja und nein!

die eine ausnahme

im prinzip ja:
weil ja jede intervention, wenn der hund mal bellt, eine bestätigung ist.

andererseits nein:
wenn – wichtig! – wenn er nur kurz wufft, sich verwundert zu dir umsieht, was denn nun los ist, und du ihn in diesem moment zu dir rufst.
das ist alle mal besser, als ihn immer weiter bellen zu lassen.

ganz wichtig!  danach halt aber sofort nach der nächsten situation ausschau, wo er wieder wuffen würde.
und dann rufst du ihn diesmal schon vorher zu dir!
dann belohnst du ihn nämlich mit deiner aufmerksamkeit dafür, dass er (noch) ruhig geblieben ist!

das ist ganz generell auch die wichtigste regel:

ruhiges verhalten belohnen!

belohn deinen hund für das, was er machen soll – in diesem fall nämlich nichts,
also still bleiben, nicht reagieren oder gar heftig werden.
sondern vielleicht kurz zu dir schauen und dann ruhig seinen dingen weiter nachgehen (oder einfach liegen bleiben).

welche kniffe es dabei gibt und wie du das bellen am besten in den griff bekommst, ist gegenstand im neuen kurs “schluss mit der bellerei”.
vielleicht wär der ja auch für dich was?

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.