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by brigid

Januar 24, 2016

da hast du also einen hund, der begegnungen mit anderen hunden an der leine nicht so prickelnd findet. was tust du nun, wenn euch einer entgegenkommt? die flucht ergreifen, und riskieren, dass dein hund nie lernt, gesittet an einem anderen vorbeizugehen? deinen an kurzer leine vorbeizerren, damit alles möglichst schnell vorbei ist (und hoffen, dass du ihn auch halten kannst)?

die frage: „aber irgendwann muss er’s ja lernen! wie schaff ich das denn?“ bekomm ich relativ oft gestellt.

und tipps aus der kategorie „da muss er durch“ „kurz nehmen, scharfes nein, wenn er hinzieht“ oder „ins fuß nehmen, flott vorbeimarschieren und ignorieren, wenn er bellt“ habt ihr sicher auch schon gehört.

was ist nun richtig?
und sollst du nun ausweichen oder nicht?
und was tun, wenn man gar nicht ausweichen kann?

wenn ein hund an der leine ausflippt, kann das ja unterschiedliche gründe haben:

  • er will unbedingt zum anderen hund hin und zerrt deswegen wie irre
  • er will unbedingt zum andern hin und ist frustriert, weil es nicht geht, und bellt und zieht deswegen
  • er hat angst vor anderen hunden, kann an der leine nicht flüchten und geht deswegen zum angriff (= abwehr) über
  • er hat festgestellt, dass die besten leckerli vor der nase dann auftauchen, wenn er zieht und zerrt und sich verrückt gebärdet.
  • er ist sowieso total gestresst und aufgeregt und rastet beim anblick eines anderen hundes total aus.

klar gilt: ursachen therapieren, nicht bloss symptome!

aber was es auch ist:  du musst trotzdem erstmal die begegnung selber bewältiggen!
und dafür gelten im prinzip mal die selben regeln für alle hunde. egal was ihr problem eigentlich ist.

ruhe bewahren!
positive erfahrungen sammeln!
es gar nicht zu zerren und bellen kommen lassen.

das ist natürlich leichter gesagt als getan.
die folgenden drei tipps helfen euch, schwierige begegnungen zu meistern.

 

1. abstand

bei schwierigen begegnungen braucht dein hund vor allem eines: selbstbeherrschung!

und die sinkt rapide, je kleiner der abstand wird.
also mach den abstand so groß, dass dein hund noch nerven bewahren kann!

also ausweichen! unbedingt ausweichen. so weit wie notwendig ausweichen!

erstens würde hunde sowieso einen kleinen bogen umeinander gehen. frontal aufeinander zulaufen ist unhöflich oder gar eine kampfansage, da regen sich auch sonst problemlose hunde schnell auf.

zweitens hilft der abstand deinem hund, seine impulse unter kontrolle zu halten. ob der abstand 3 meter, 10 meter oder 100 meter sind, kommt auf deinen hund an, auf seinen aktuellen erregungspegel und auf den anderen hund (!). mit seiner körpersprache und seinen beschwichtigungssignalen verrät dein hund dir rechtzeitig, wann du abschwenken musst und wieviel abstand ihr braucht.
(falls du deinen hund besser lesen lernen möchtest, könnte die webinar-kombi „hundesprache“ was für dich sein).

und drittens bist du selber entspannter, wenn du deinen hund rechtzeitig und an lockerer leine aus der gefahrenzone bringst. dann musst du die leine nicht kurz und straff nehmen und hoffen, dass dein hund sie dir nicht aus der hand reisst. du kannst kühlen kopf bewahren und deinem hund mit deiner eigenen entspannung signalisieren, dass alles gut ist. darauf hört dein hund übrigens am meisten! also nutz deine eigene körpersprache als signal für entspannung.

ausweichen kannst du übrigens immer. und wenn du dazu notfalls umdrehen musst, die straßenseite wechselst oder dich ins gebüsch wirfst. wo ein wille ist, ist auch ein weg! nutze ihn.

 

2. sitz und bleib

gehen ist fast immer schwieriger als sitzen, jedenfalls bei schwierigen begegnungen.  sitzen ist eine ruhehaltung und hilft deinem hund, sich etwas zu entspannen. ausserdem ist er im „sitz und bleib“ beschäftigt damit, dein signal auszuführen und darauf zu warten, dass du es wieder auflöst. er hat also jedenfalls einen teil seiner aufmerksamkeit bei dir und orientiert sich an dir.

das ist gut so! das ist richtig und wichtig! und das hilft ihm, mit der situation klar zu kommen.

vor allem, wenn er sich sicher fühlt. also der abstand ausreichend ist.
besonders dann, wenn du dich selber als pufferzone zwischen deinen sitzenden hund und den herannahenden schiebst.
und ganz besonders, wenn dein hund weiß, dass er sich auf dich verlassen kann und du ihn nicht überforderst (was du ihm mit jeder erfolgreich und ruhig bewältigten begegnung beweist).

nutz also sitz und bleib in ausreichend großer entfernung und sammel damit erfolgspunkte und einen vertrauensbonus mit jeder hundebegegnung.

(voraussetzung ist natürlich, dass dein hund sich prompt hinsetzt und verlässlich bleib. wenn du dazu noch ein bisschen training brauchst, schau dir doch mal den neuen online-kurs „bombenfestes bleib“ an. )

 

3. belohn das richtige!

das klingt jetzt so nach „eh klar“ – und geht doch so oft schief!

schau doch mal genau hin:

  • reagierst du erst dann, wenn dein hund schon bellt und springt?
  • lässt du hin erst mal ein paar meter ziehen, bevor du was tust?
  • versuchst du ihn abzulenken mit leckerli, wenn der auf einen anderen hund hinzieht?
  • sagst du „aus“, „hier“, den hundenamen oder irgendwelche schnalzgeräusche, wenn dein hund auf den anderen hinzieht oder ihn anbellt?
  • versuchst du, beruhigend auf ihn einzureden, wenn er sich aufregt?

tja, dann hier ein kleiner hinweis: das alles belohnt deinen hund für das grundverkehrte, für ziehen, bellen & co!

alles, was belohnt wird, macht der hund häufiger und intensiver. das ist eine eiserne regel.
also wunder dich nicht, wenn dein hund sich aufführt, wenn du genau das dauernd belohnst!

bitte umdenken!
konzentrier dich auf das, was dein hund richtig macht!

in 100 meter entfernung taucht ein hund auf und deiner ist noch still und entspannt? super, sofort belohnen!
schul dich darin, alles wahrzunehmen, was (noch) richtig ist!

das nehmen wir viel zu gerne als selbstverständlich hin – solang der hund nicht stört, fällt er nicht weiter auf – und der hund geht leer aus, solange er brav ist.  änder das!

 

zusatztipp:  leinenführigkeit!

noch ein kleiner zusatztipp: wenn dein hund schon im normalen alltag und ohne ablenkung an der leine zieht, kannst du von ihm echt nicht erwarten, dass er bei begegnungen cool bleibt. wie auch, er hat ja nie gelernt, seine impulse zu beherrschen und immer geübt, dass du tust, was er will (nämlich hinterherlaufen, wohin er zieht).

selbstbeherrschung fängt damit an, die leine locker zu lassen. also bring deinem hund das bitte unbedingt rechtzeitig bei. dann schafft ihr später auch aufregende begegnungen hundertmal leichter.

(wie wär’s mit dem online-kurs „lockere leine – challenge oder gleich mit den  „lockere leine – coole begegnungen“, um das mal gezielt anzugehen?)

 

mit jeder begegnung, die ihr erfolgreich und entspannt bewältigt, wächst übrigens auch die zuversicht deines hundes, auch die nächste gut zu schaffen. es wird also mit jeder guten begegnung leichter! womit auch klar wäre, warum alle ratschläge, den hund vorbeizuzerren oder zu schimpfen genau eines sind: zu vergessen.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.