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by brigid

September 1, 2019

onlline hundeschule

dass der abstand zum anderen hund bei hundebegegnungen eine entscheidende rolle spielt, ist dir ja sicher bewusst.

wer einen hund hat, der sich über das auftauchen eines anderen hundes schon mal aufregt oder an der leine pöbelt,
kann ein lied davon singen, wie schwierig es im alltag ist, den abstand richtig hinzukriegen.

aber was heißt hier „richtig“?

„richtig“ heißt natürlich, dass der abstand zum anderen hund groß genug sein muss.
also entweder so groß, dass dein hund sich noch nicht unsicher oder bedroht fühlt.
oder so groß, dass er seine begeisterung über den anderen hund noch im zaum halten kann und nicht ausflippt.

(mehr zu hundebegegnungen ganz allgemein findest du übrigens im kostenlosen neuen e-book „hilfe, da kommt ein hund“, das du hier bestellen kannst).

so weit, so gut.
auch wenn das in der praxis meistens doch nicht so klappt,
weil wir menschen nun mal gerne erst dann reagieren, wenn der hund schon reagiert.

also deutlich reagiert.
mit zerren, bellen, getöse…
dann aber ist es zu spät.

die faustregel: der richtige abstand ist dort, wo dein hund den anderen hund bereits wahrgenommen hat, aber noch ganz ruhig ist.
ganz ruhig nicht im sinne von still (das auch), sondern im sinn von gelassen, halbwegs entspannt.
wenn er grade beschwichtigt, ist auch noch ein guter moment.
aber so ziemlich der letzte, wo man die begegnung noch vernünftig auflösen kann.

danach passiert nämlich das, was wir meistens nicht bewusst steuern.
es gibt eine reaktion vom gegenüber
und der abstand zum andern hund ändert sich!

wenn der abstand zum andern hund sich ändert

für deinen hund hat das was zu bedeuten.
er sieht das als ergebnis seines eigenen verhaltens.
sozusagen als „erfolg“ oder „misserfolg“ seines tuns.
und du weißt ja: wenn er etwas als erfolg sieht, dann wird das verhalten häufiger.
wenn er was als misserfolg erlebt, wird das verhalten weniger.

der abstand zum andern hund kann sich im prinzip nur
entweder vergrößern
oder verkleinern.
beides hat folgen für deinen hund!

er lernt daraus.
er empfindet das entweder als strafe oder als belohnung.
und merkt sich das fürs nächste mal.
das spielt für ihn übrigens eine mindestens so große rolle wie die frage, ob du ihn nun grade belohnst oder bestrafst.

allerdings beziehen wir den abstand zum anderen hund und das näherkommen oder abstand vergrößern selten bewusst in unser training ein.
drum hier mal zwei wichtige dinge, die du jedenfalls beachten solltest.

1. näher kommen als belohnung

wenn du einen hund hast, der deswegen an der leine zieht und zerrt, weil er unbedingt zum anderen hund hin möchte
oder weil er frustriert ist, dass er eben nicht gleich zum anderen hinlaufen kann,
dann ist jeder meter weniger abstand zum anderen hund für ihn eine belohnung!

da kannst du deinen noch so gut festhalten und dich nicht von der stelle rühren,
solange der andere währenddessen immer näher kommt,
wird dein hund trotzdem belohnt,
nämlich dafür, dass er eben grade nicht ruhig ist,
dafür, dass er an der leine zerrt und sich aufregt oder gar bellt.
jeder schritt des anderen hundes auf euch zu ist eine belohnung.

auch wenn der danach einfach vorbeigeht
(und dein hund nun erst recht frustriert ist, weil der andere wieder weiter weg ist).
es gab trotzdem vorher die belohnung dafür, dass er eben nicht cool geblieben ist.
und beim nächsten mal wird es daher wieder so laufen…

onlline hundeschule

 

2. näher kommen als strafe

ganz anders liegt die sache natürlich bei hunden, die unsicher sind.
die lieber mehr abstand zum anderen hund haben wollen.
die eben nicht möchten, dass der andere noch näher kommt.

da passiert oft noch etwas fataleres:
dein geht gemütlich vor sich hin und in der ferne taucht ein anderer hund auf,
deiner ist noch ruhig, der andere kommt näher.
deiner fängt an zu beschwichtigen, weil es ihm ein bisschen zu nahe wird,
doch der andere kommt weiterhin näher.
ob du nun weiter auf den anderen zugehst (weil dein hund ja eh noch ruhig ist)
oder ihn schon mal vorsorglich am wegesrand einparkst:
der abstand wird weiterhin kleiner .

was heißt das für deinen hund?
sein ruhiges verhalten und beschwichtigen ist ein misserfolg,
es wird bestraft.
es gibt ja eine negative konsequenz: der andere kommt immer näher.

was lernt dein hund also:  ruhiges verhalten ist ein misserfolg, wird bestraft, mach ich nicht mehr!
kein wunder also, wenn in zukunft begegnungen immer schneller eskalieren,
weil dein hund sich mit dem erfolglosen ruhigen verhalten nicht mehr lange aufhält!

den abstand zum anderen hund richtig nutzen

natürlich kann man sich das ganze auch zunutze machen.
wenn man mal weiß, wie hunde lernen – also mit strafe und belohnung richtig umgehen kann.
wenn man verstanden hat, was der eigene hund bei einer hundebegegnung als erfolg oder als misserfolg sieht,
dann kann man genau das gezielt einsetzen:

der hund, der kontakt haben will, kommt nur näher ran an den anderen, solange er ruhig bleibt und nicht zieht.
der hund, der abstand halten will, kriegt als belohnung fürs ruhige verhalten (auch) einen größeren abstand zum anderen hund.

dazu muss man sich ein paar „manöver“ für den alltag erst mal aneignen
und idealerweise einige übungssituationen für den anfang einbauen,
wie das alles geht, das zeige ich euch im kurs „schluss mit leinenpöbeln“, der grade startet!
also gleich die info anschauen, hier: /leinenpoebeln

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.