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by brigid

Dezember 4, 2022

strafe in der hundeerziehung

jedes jahr wieder stehen mit krampus und nikolo zwei vor der tür, die unsere gesellschaft prägen.
nicht, weil die beiden so großartige auswirkungen hätten oder solche große festtage begehen.
sondern weil sie für zwei prinzipien stehen, die viele lebensbereiche berühren
und die jedenfalls die hundeerziehung prägen.

der böse krampus und die strafe

zu den „schlimmen“ kindern kommt der krampus mit peitsche und kettengerassel.
er straft alles, was nicht brav genug war.

mit gutem grund verbreitet er angst und schrecken.
das ist das prinzip hinter strafe:

sie muss so drastisch ausfallen, dass man sie fürchtet
und keinesfalls riskieren möchte.
was übrigens die wengisten daran hindert, doch in irgendeiner form „schlimm“ zu sein,
weil angst nun mal kein besonders guter lehrmeister ist
und nichts dazu beiträgt, das richtige verhalten zu erlernen.

strafe erzeugt außerdem stress und anspannung,
beides zustände, die das lernen blockieren.
sie ruft meideverhalten hervor – nämlich dem strafenden gegenüber
sowie der situation, in der es zur strafe kommen kann.

für die hundeerziehung heißt das üblicherweise:
der strafende ist der eigene mensch, vor dem der hund sich zu ängstigen beginnt.
er wird unsicher, macht dadurch mehr fehler und riskiert häufiger strafe
von genau dem menschen, der ihm eigentlich rückhalt in bedrängnis bieten sollte.

das innere dilemma führt bei vielen hunden dazu,
dass sie „dicht“ machen, sich nach innen flüchten und
dann als besonders unaufmerksam oder „stur“ gelten.
dabei haben sie sich nur einen schutzwall gegen die straferei zugelegt.
sensiblere gemüter reagieren auf strafe erkennbar verängstigt.

will man das seinem hund wirklich antun?

der gute nikolo und die belohnung

die figur des nikolo hat eine ganz andere aufgabe:
er verteilt die belohnungen an die „braven“ kinder.
auf ihn freuen sich die buben und mädchen, weil er leckereien bringt
und außerdem ein gütiger, freundlicher mensch ist.

die hunde mögen so einen typen auch wesentlich lieber.
wo es belohnung zu verdienen gibt, ist der hund mit feuereifer dabei,
ist viel aufmerksamer und lernt auch schnell,
was er tun muss, um an die ersehnte belohnung zu kommen.

aber achtung: das kann er nur, wenn die regeln klar sind.
wenn definiert ist, was „brav sein“ bedeutet
und der hund auch imstande ist, dieses gewünschte verhalten zu zeigen.

die aufgabe eines umsichtigen hundemenschen besteht darin,
genau dafür zu sorgen: für klare regeln und machbare aufgaben,
für viele erfolgserlebnisse und darauffolgende belohnung.

wer es schafft, für seinen hund immerzu den gütigen nikolo zu geben
und ihn eifrig zu belohnen für alles, was er richtig macht und grad lernen soll,
wird feststellen, um wieviel schneller der hund auf diese weise lernt
als durch alles „aus“, „pfui“ oder „lass das“.

mal ganz abgesehen davon, dass der hund nur mit dem freundlichen menschen
eine vertrauensvolle beziehung eingehen kann
und sich im zweifelsfall an ihm orientieren wird.

wer bist du?

die gretchenfrage ist nun:
bist du für deinen hund krampus oder nikolo?

korrekter formuliert: was bist du öfter.
die meisten von uns sind ja sowohl als auch.

das ist durchaus ein problem.
wenn der hund nie genau weiß, mit wem er es gleich zu tun hat,
verunsichert ihn das und es stört die beziehung.

immer erst auf der lauer liegen und warten,
ob der böse krampus um die ecke schaut, ist beklemmend.

in freudiger erwartung auf den lieben nikolo zulaufen und dann feststellen müssen,
dass der sich an ort und stelle in den bösen krampus verwandelt, ist noch übler.

frag dich doch mal, wie oft am tag oder in der woche
dein innerer krampus durchkommt.
meist reicht es, sich das bewusst zu machen, um es verändern zu können.

den wer will schon den eigenen hund ängstigen und erschrecken,
zu meideverhalten und abschalten beitragen
und sich seine erziehungsbemühungen damit sabotieren?

verbannen wir also besser den krampus aus der hundeerziehung…

ps: nächste woche im blog knöpfen wir uns ein paar klassische situationen vor, wo selbst freundliche menschen gelegentlich zum krampus werden und schauen uns an, wie wir die umprogrammieren und welche besseren möglichkeiten wir haben. blog am besten gleich abonnieren und die tipps nicht verpassen!

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.