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by brigid

April 6, 2015

klar wollen wir vor anderen gut dastehen. auch vor unserem hund! im fall der hunde jedenfalls macht das auch tatsächlich sinn.

schließlich leben sie in unserer menschen-welt und sind darauf angewiesen, dass wir für sie gute „fremdenführer“ in dieser welt sind. damit sie gut zurecht kommen. damit sie sich auskennen. damit sie die spielregeln verstehen und einhalten können.

zu ihrer eigenen sicherheit!
zu ihrem eigenen wohlergehen!
weil ihre genetik sie nicht auf  autobahnen, kühschränke und ein fremdbestimmtes leben vorbereitet hat.

macht also sinn, dass sie einen kompetenten, souveränen, umsichtigen menschen an ihrer seite haben!

und wer von uns möchte das nicht bestmöglich sein?

ganz klar! jede/r will ein verlässlicher partner für seinen hund sein, eine echte führungspersönlichkeit.

es klappt halt nicht immer so, wie wir das wollen.
oder wie wir das glauben.

hier die drei häufigsten arten, wie wir menschen in den augen unserer hund als totale looser dastehen – obwohl wir doch genau das gegenteil erreichen wollen.

(heißer tipp:  vermeide die drei sachen!!!)

1. führungsfehler

kennst du das auch? manchmal bemüht man sich extra und grad das ist verkehrt.

nehmen wir mal das beispiel, wo du  mit deinem hund unterwegs bist und ein paar jugendliche auf skateboards kommen auch holteripolterbummbumm entgegengesaust. dein hund hat vor dem geräusch angst und du willst natürlich, dass er sich sicher fühlt bei dir!

die normalste reaktion der welt: du hälst den hund ganz nah bei dir und redest beruhigend auf ihn ein.

gib zu, das ist dir ein einer ähnlichen situation auch schon mal passiert (wem nicht!).

meistens läuft das dann so ab – und du magst ja die ausnahme sein, die gibt es zum glück – aber meistens eben ist es so:
– man sieht die skateboards kommen und denkt sich „nicht schon wieder die“
– hält die luft ein bissl an,
– spannt sich innerlich ein bissl an
– nimmt den hund zu sich und dazu die leine kurz und straff
– und zieht dabei womöglich noch an der leine

…und alles, aber auch alles davon signalisiert deinem hund körpersprachlich „achtung gefahr“.
eine gefahr übrigens, der er an der kurzen leine nicht ausweichen kann. du weichst meist auch nicht aus (oder nicht weit genug) und wenn der hund dann schon deutliche zeichen von angst oder gar abwehr und drohstarren zeigt, dann redet man beruhigend auf ihn ein (damit er nur ja nicht nach vorn springt und bellt) – und belohnt das drohverhalten damit.

die sache ist gelaufen!

dein hund merkt sich:
a) mein mensch zerrt mich mitten in die gefahr hinein.
b) mein mensch fürchtet sich selber und regt sich auf (deine anspannung!)
c) wenn ich uns beide verteidigen will, werde ich bestärkt. (= ich bin zuständig).

bei hundebegegnungen läuft das ganze oft noch viel drastischer ab.

hunde signalisieren körpersprachlich schon of große entfernungen miteinander!
(mit großen entfernungen mein ich 100meter oder mehr).
zum beispiel sagen sie sich – bitte nicht in grader linie weiter auf mich zu laufen!

und was passiert?
der hund hängt an kurzer leine am menschen dran und der marschiert – nichts böses ahnend – gradeaus auf dem gehsteig weiter. mitten hinein in die „konfliktzone“ aus hundesicht.

ehrlich: würdest du einem fremdenführer vertrauen, der dich – sagen wir mal irgendwo in syrien – mitten auf eine gruppe wild gestikulierender bewaffneter typen zuführt, die dir bedeuten wegzubleiben?

ich nicht!

das sind klassische fehler, mit denen wir unserem hund ungewollt mitteilen, dass wir leider völlig unfähig sind.

weil wir nicht weit genug schauen und nicht umsichtig genug sind.
und weil wir menschen sind, also normale menschliche reaktionen haben – und die erst mal umprogrammieren müssen!

(jedenfalls dann, wenn wir einen hund haben, der nicht sowieso an allem und jedem vollkommen gelassen vorbeitrottet. solltest du keinen solchen haben oder gar einen leinenpöbel, dann ist vielleicht der online-kurs „lockere leine – super kombi“ genau das richtige für dich! es muss nämlich nicht so bleiben).

 

2. willkür

ok, das wort willkür klingt jetzt schlimmer als das, was wir im alltag so tun.
was aber eigentlich unter willkür fällt.

nämlich: da gibt es spielregeln.
und dann gelten die nur manchmal!

→ betteln bei tisch ist verboten. schimpf und schande!
außer du bist grad gut aufgelegt, gönnst dir extra was und magst deinen hund nicht leer ausgehen lassen (oder umgekehrt: es schmeckt grad nicht so besonders, du magst es nicht mehr essen und der hund kriegt es gleich).

→ an der leine wird nicht gezogen. mit ziehen kommt man im leben nie weiter!
außer du hast es grad eilig und lässt den hund dann leiber ziehen, als dauernd stehenzubleiben. oder schleifst ihn gleich selber hinter her. oder du hast grad keinen nerv, dauernd stehen zu bleiben.

→ das sofa ist für den hund tabu!
außer du liegst grad halb krank am sofa und dir ist nach kuscheln und gesellschaft. oder der hund ist grad ganz arm (bauchweh, was schlimmes erlebt,….. was immer) oder schaut grad ganz arm (die direkte folge vom schritt davor), dann darf er doch rauf.

du kannst sicher noch jede menge eigene beispiele anführen!

was immer gleich bleibt:  da kann sich ja kein hund auskennen!

und vor allem: wenn schon bei den einfachen dingen des lebens nicht klar ist, was der mensch will und welche regeln gelten, dann wird der hund sich bei schwierigeren dingen auch nicht zuerst an den menschen halten!

brenzlig werden kann die sache dann, wenn der hund irgendwann entscheidet:
ok, in diesem haus leg ich die regeln lieber selber fest, mein mensch schafft das nicht!

nicht alle dieser regeln werden dir gefallen!

(im übrigen hab ich selber überhaupt kein problem damit, wenn der hund ein paar eigene spielregeln für sich aufstellt – überall dort, wo meine regel lautet, dass er das darf.  montey zum beispiel hat die regel, dass er nur gestreichelt werden will, wenn er kommt, nicht aber auf seinem liegeplatz. daran kann ich mich gut halten)

also sorg dafür, dass du deine eigenen regeln kennst und immer einhältst!

das mach das leben nicht nur für dich, sondern auch für deinen hund einfacher!

 

3. brüllen

das größte missverständnis von allen:

ein mensch, der sich als „rudelchef“ beweisen will, wird gern laut.

oder zumindest streng. herrisch. tiefe stimme. erhöhte körperspannung. macht sich größer.

beobachte einfach mal, was so die typische (unbewusste) „hundeschul-haltung“ alter zeiten ist: man baut sich auf vorm hund, erhöht sie spannung, beugt sich leicht vor und spricht ganz laut und deutlich (als wär der hund plötzlich schwerhörig!).

und was tust du, wenn dein hund dich beim ersten mal was sagen ignoriert?
genau! ganz das selbe: du verschaffst dir mehr nachdruck, in dem du dich größer machst, lauter wirst und etwas „bestimmter“ auftrittst.

das blöde an der sache:

weisst du wer im wolfsrudel das auch macht?

eben NICHT herr oder frau rudel-chefIn!
sondern der unsichere jungspund von beta-wolf!

lautes, herrisches, angespanntes auftreten signalisiert dem hund genau eines: unsicherheit und inkompetenz!

anders formuliert: wer brüllt, hat eigentlich schon verloren!

aber es funktioniert doch?
ja, manchmal. wenn du so laut wirst, dass du deinen hund einschüchterst.

dann geht er in die sogenannte „verhaltensunterdrückung“ – rührt sich erstmal lieber nicht, bis er weiß, was los ist oder das gewitter vorbeigezogen ist.

übrig bleibt: mein mensch ist ein bisschen unberechenbar. manchmal ganz cool und dann oft recht unsicher.

möchtest du das? eben nicht!

also cool bleiben. der souveräne anführer unter hunden ist derjenige,

– der cool und entspannt ist
– der gelassen bleibt
– der den überblick hat und umsichtig führt
– der natürliche autorität hat und sich nicht aufspielen muss
– auf den man sich blind verlassen kann

vielleicht kennst du ja so einen hund. es gibt welche, die vollmommen unaufgeregt in eine gruppe hunde reingehen. eigentlich gar nichts tun. aber plötzlich sind alle anderen viel ruhiger und die spannung legt sich.

halt dich an diese hunde! mach es ihnen nach….so weit deine menschliche natur es dir möglich macht.

schließlich willst du vor deinem hund ja nicht als kompletter loser dastehen 🙂

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.