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by brigid

Oktober 20, 2019

online hundeschule

warum überforderung beim hund überhaupt ein thema ist?
wir denken dabei ja meist an irgendwelche lernaufgaben, mit denen der hund eben (noch) überfordert ist.
da klappt dann das training halt nicht so gut.
aber ist das wirklich ein drama?

nun, einmal mit einer freifolge oder einem hürdensprung überfordert sein, ist natürlich kein drama.
aber häufige überforderung ist sehr wohl ein thema.
nicht nur, weil sich dann trainingsfortschritte eher schleppend einstellen.
oder, weil sie dem hund das lernen und die kooperation mit dem menschen verleidet.

die überforderung hat auch wesentlich ernstere auswirkungen:
sie untergräbt das selbstvertrauen des hundes (mehr zu diesem thema gab es ja im letzten blog-beitrag).
je unsicherer der hund ist, desto schneller passiert das und desto gravierender sind die auswirkungen.

zunehmend unsicherer werden und immer öfter das gefühl haben „das schaff ich nicht“, ist kein angenehmes leben!online hundeschule

drum ist es so wichtig, überforderung zu vermeiden und das selbstvertrauen des hundes zu stärken.

um überforderung vermeiden zu können, muss man sie aber erst mal wahrnehmen.
nämlich jede der 3 arten von überforderung, hier mal kurz ein überblick:

1.  überforderung bei lernaufgaben

jedes mal, wenn eine übung schief geht,
wenn der hund aufs rufen hinauf nicht kommt oder nicht sitzen bleibt aufs signal „bleib“ oder sonst was verkehrt macht,
war er damit – zumindest in genau dem moment – überfordert.

meist war die ablenkung zu groß,
oder die aufmerksamkeit grad woanders,
oder der die konzentration nicht mehr da,
und man hat’s als mensch falsch eingeschätzt und trotzdem verlangt.

kann passieren.
passiert das hin und wieder mal, ist das kein großes ding.
passiert das aber häufig, womöglich sogar bei jeder trainingseinheit,
dann baut sich im hund schnell ein unlust-gefühl auf (meist nicht nur bei ihm!)

er verknüpft die aufgabe oder das lernen selber mit überforderung,
egal, ob grad an der grunderziehung gearbeitet wird oder tricks oder denkspiele für die geistige auslastung dran sind.
das macht dann frust und stress und daher überhaupt keinen spaß.
also ist der hund auch nicht mehr mit freude dabei,
den rest kennen wir ja…

die angeblich „sturen“, „widerspenstigen“, „ungehorsamen“ hunde.
dabei waren sie nur zu oft mit der grade gestellten aufgabe überfordert.

2. überforderung im alltag

überforderung gibt’s beim hund natürlich nicht nur dann, wenn wir grad was mit ihm üben.
die kommt auch im alltag vor, oft sogar sehr regelmäßig.

da gibt es zum einen jene situationen, wo wir es deutlich merken.
weil der hund nämlich gar nicht so tut, wie er soll.
wenn er in die leine geht und bellt, ist ganz klar, dass er mit einer begegnung grad überfordert ist.
(und der mensch auch grad, weil er ja sonst die situation erst gar nicht zulassen würde).

dann gibt es aber auch die vielen momente, wo der hund zwar auch überfordert ist,
aber eben still und leise.
wo er ins meideverhalten geht,  wenn ihm ein fremder mensch nicht geheur ist.
wo er unsicher reagiert (aber eben nicht durchknallt), wenn ein anderer hund ihn aufdringlich abschnüffelt.
wo er sich unwohl fühlt oder nicht weiß, wie er nun reagieren soll, wenn er mit was neuem konfrontiert ist.

in der summe kann da ganz schön was zusammenkommen.
es ist also wirklich wichtig, ein auge auf den hund zu haben und zu schauen:
fühlt der sich grad wohl, kann er mit der situation gut umgehen, ist er sicher und souverän?

denn genau in diesen momenten der überforderung bräuchte er seinen menschen:
damit ihm der rückhalt bietet oder sagt, was nun getan wird.
und damit man vielleicht für die zukunft an dem thema arbeiten kann.

3. überforderung mit der lebenssituation

am schwierigsten ist es, wenn der hund mit seiner ganzen lebenssituation überfordert ist.
wenn ihm also alles in seinem alltag, seiner umwelt, seinem zuhause, …. zu viel ist.

das kann anfangs mal kurz der fall sein, wenn ein hund aus dem tierschutz einzieht und vielleicht das leben in einem haushalt noch gar nicht kennt.
nach ein paar wochen sollte er sich daran aber gewöhnt haben und gut klar kommen.

nun ist die gewöhnungsfähigkeit von hunden zwar groß, aber natürlich nicht unendlich.
wenn man einen hund aus der abgeschiedensten gegend mitten in eine hektische großstadt verpflanzt, schafft er das oft nicht.
(ich erinner mich bis heute an einen klienten-hund, der irgendwo aus dem ausland in eine großstadtwohnung an der lautesten und befahrensten straße der stadt zog und sich beim verlassen des hauses nur noch flach auf den boden presste, alle viere von sich gestreckt und unfähig, auch nur einen schritt zu tun).

es kann auch sein, dass der hund einen vierbeinigen oder zweibeinigen wohnungsgefährten hat, mit dem er sich überhaupt nicht verträgt und vor dem er dauernd nur angst hat (oder aber dem er dauernd das fürchten lehren will). auch das ist auf dauer nicht haltbar.

manchmal hilft wirklich konsequentes üben und managen unter fachgerechter anleitung, damit der hund lernen kann, doch mit seiner lebenssituation zurecht zu kommen und der mensch ihm das leben so organisiert, dass das zu schaffen ist.
nicht immer ist das machbar.
manchmal geht es ohne eine veränderung der lebenssituation nicht ab.

 

bei jeder art von überforderung gilt: vermeiden!
so gut wie es nur geht. so wenig zulassen, wie möglich.

gleichzeitig sollte man den hund dabei unterstützen, ein hohes maß an sicherheit aufzubauen.
an zutrauen zu sich selber und zum leben, denn dann steckt er die eine oder andere überforderung leichter weg.
der neue kurs „selbstvertrauen stärken“ liefert dazu praktische und leicht umzusetzende übungen, gleich mal reinschauen, denn davon profitiert jeder hund.

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.