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by brigid

Februar 21, 2016

beim wort stress denken wir oft an fürchterliche zustände, gequälte und traumatisierte hunde, elend und schrecken.  stimmt gar nicht! mal abgesehen, dass natürlich gequälte hund in elenden lebensbedingungen jedenfalls auch enormen stress haben.

stress ist ja erstmal was ganz was normales:  ein ansteigen des erregungspegels, eine aktivierung des organismus. die tritt immer dann auf, wenn der hund (oder der mensch) mit einer neuen oder herausfordernden situation konfronitert ist und immer dann, wenn er für seine reaktion einfach mehr energie braucht.

das kann freudige aufregung genauso sein, wie ein erschrecken.
es werden einfach mal stresshormone ausgeschüttet und der körper aktionsbereit gemacht.

bereit für spielen, für rennen, für flüchten, für kämpfen, für action eben.
oder einfach mal für besonders genau aufpassen, was gerade passiert.

problematisch wird das erst, wenn es zu häufig passiert und der körper gar nicht mehr die zeit bekommt, die stresshormone auch wieder abzubauen. dann entsteht chronischer stress – mit all seinen negativen folgen auf verhalten und gesundheit deines hundes.

(wenn dich das genauer interessiert, dann meld dich noch schnell an zum kostenlosen webinar „stress beim hund„)

dummerweise leben wir alle  heute in einer welt, die eher mehr gründe für stress bereithält als weniger!
erst recht für unsere hunde!

wusstest du übrigens, dass oft die hunde der besonders engagierten hundeleute den meisten stress haben?

eben deswegen, weil die nur ja alles richtig machen wollen. weil sie viel mit dem hund unternehmen, sich gern mit ihm beschäftigen und nur zu oft das gefühl haben, nicht genug zu tun!  dabei ist oft weniger mehr!

weil stress so alltäglich ist, hab ich hier mal die häufigsten 5 ursachen für stress im alltag zusammengestellt.

schau doch mal, was davon womöglich auf euch zutrifft
(und sei dir gewiss, du bist damit nicht allein!)

 

1. action-überschuss

ist dein hund (fast) überall mit dabei?
schaust du, dass er ja genug zu tun kriegt und gehst mit ihm mehrmals am tag spazieren, machst hundesport,  dummytraining, frisbee-spiele und trainierst mit ihm regelmäßig eure übungen?
ist dein hund vielleicht auch beim joggen oder radfahren an deiner seite?
und achtest du auch drauf, dass er täglich mit seinen hundekumpels rumtoben kann?

nun, dann hat er mit allerhöchster wahrscheinlichkeit stress. weil ihm das alles einfach zu viel ist! auch die guten dinge können sich –  im überschuss genossen – negativ auswirken!

die faustregel: alles, was schnelles rennen, wildes toben, viele eindrücke mit sich bringt, ist sehr aufregend und löst daher stress aus.
so viel action braucht dein hund gar nicht, er verträgt sie nicht mal!

also: weniger ist oft mehr!

2. leerlauf im kopf

die beine deines hundes sind garantiert ausgelastet, aber ist das auch sein kopf?
die viele alltags-action verdeckt oft, dass die denkfähigkeiten deines hundes größtenteils brachliegen.

geistige unterforderung und langeweile gehören zu den größten stressursachen!

weil wir die denkfähigkeiten der hunde gerne unterschätzen,
weil wir die action durch spiel und sport schon für auslastung halten
und weil uns außer ballspielen oder die ewig gleichen drei holzspiele nichts einfällt, haben ganz schön viele hunde stress nur vor lauter langeweile.

oder sagen wir mal so: wie ginge es dir, wenn du ohne jede elektronik,  ohne bücher oder sonstige beschäftigung in dein schlafzimmer eingesperrt würdest. einmal am tag darfst du eine stunde raus und durch die einkaufsstrasse laufen (laufen!), aber sonst gibt es nix. du würdest vermutlich schon nach ein paar tagen vor langeweile die decke hoch gehen und nicht mehr besonders entspannt sein.

also denk dran: dein hund braucht gehirnjogging!

 

3. schlafmangel

hunde stammen von wölfen ab, also von raubtieren. viel ist manchen von ihnen davon zwar nicht mehr anzusehen, aber ihr energiehaushalt funktioniert noch sehr raubtierartig: also möglichst sparsam mit energie umgehen, um im entscheidenden moment alles einzusetzen.

im klartext heißt das: der ganze tag wird verpennt!

erwachsene hunde brauchen ein minimum (!) von 17 stunden schlaf und ruhe pro tag. junge, kranke oder stark gestresste noch mehr!

je mehr du also glaubst, deinem hund bieten zu müssten, desto eher läuft der gefahr, in der chronischen übermüdung zu landen!

also: stopp doch mal mit, wieviele von den 24 stunden des tages dein hund wirklich zur ruhe kommen kann. er braucht seine mindestens 17 stunden erholungspause!

4. schreckensherrschaft

na gut, das wort schreckensherrschaft ist vielleicht ein bisschen übertrieben.

aber unsicherheit, angst, druck vom menschen, strafe, angebrüllt werden, zoff mit artgenossen… all das macht dem hund totalen stress!
am schlimmsten erwischt das die hunde, die sowieso eher ängstlich sind oder besonders sensible. für die ist etwas, was dir noch ganz normal vorkommt, schon totaler druck.

ein beispiel: wenn ich es mal eilig hab und etwas hektisch durchs haus lauf, weil ich noch was such, ist das meiner mikado schon zu viel! zu sensibel, zu wenig urvertrauen in die welt (wegen ihrer vorgeschichte, aber das ist eine andere geschichte) und ein angespannter hektischer mensch, der grade und direkt auf sie zu läuft, geht schon nicht mehr!
also denk dran: du bist vielleicht bloss genervt oder gestresst, für deinen hund verwandelst du dich aber grad in ein schreckliches wesen und der stresspegel schnellt hoch!

 

5. dauerbereitschaft

kennst du hunde, die jederzeit bereit sind und nur drauf lauern, was ihr mensch von ihnen möchte?
oder die bei einer jeden regung schon erwartungsvoll vor dir stehen und drauf warten, was sich jetzt gleich spannendes tut?

ist womöglich deiner einer von diesen besonders lernwilligen, aufmerksamen, jederzeit einsatzbereiten?

dann pass bloss auf! die sind zwar wunderbar zu erziehen und toll bei jeder art von aufgabe.

aber sie sind auch extrem stressgefährdet,
weil sie nicht von selber aufhören,
weil man ganz leicht zu viel von ihnen fordert,
weil sie nie zur ruhe kommen!

im extremfall kennen die hunde entspannung gar nicht als normalen modus (außer im tiefschlaf). jede wache minute warten sie auf action, auf ein zeichen von dir, auf irgendwas, was sie tun können. (das stresst übrigens irgendwann nicht nur den hund tierisch!)

solche hunde können im lauf der zeit wirklich hyperaktiv werden – und das letzte, was sie dann brauchen, ist noch mehr „auslastung“.

die müssen oft erst mühevoll wieder oder erst mal lernen, dass man auch entspannt sein kann. dass gelassenheit und ruhe nicht nur möglich, sondern angenehm und erfolgsversprechend sind.

zum glück kann man entspannung üben und viele stress-ursachen vermeiden. wenn du das mal ganz genau und schritt für schritt angehen willst, dann schau dir doch den online-kurs „cooler hund“ mal an. der startet am 1.märz und könnte grade das sein, was deinem hund gut tut.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.