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by brigid

Juli 16, 2023

plötzliche veränderung hund

wenn jemand eine plötzliche verhaltensänderung beim hund beklagt,
dann ist damit praktisch immer ein unerwünschtes verhalten gemeint.

nicht unbedingt die kategorie „das hat er noch nie gemacht“ –
die entweder eine ausrede ist oder einer völligen fehleinschätzung des hundes entstammt –
sondern einer echten veränderung im gewohnten verhalten des hundes.

wenn zum beispiel der bislang freundliche hund nun plötzlich fremde anbellt
oder der hundeverträgliche jungspund mit leinenpöbelei loslegt
oder ähnliches.

plötzliche veränderung hund

da wundert man sich natürlich und fragt sich, was denn auf einmal los ist.

dahinter stecken normalerweise diese drei ursachen.

1. „plötzlich“?

in den häufigsten fällen handelt es sich gar nicht um eine plötzliche verhaltensänderung,
sondern um einen schleichenden prozess, der lange zeit unbemerkt bleibt.

die ersten ansätze oder einzelne „ausreißer“ im verhalten übersieht man,
man nimmt sie nicht ernst oder redet sie sich klein
(wer stellt sich schon gern sofort einem problem?).

bis ein schwellenwert überschritten wird und sich das verhalten unangenehm direkt bemerkbar macht.
es dringt „plötzlich“ als problem in unser bewusstsein,
hat sich aber über einen längeren zeitraum aufgebaut.

besonders oft passiert das mit allen heftigen reaktionen des hundes,
die auf einen übermäßigen erregungspegel zurückzuführen sind.
der hund hat mit anderen hunden, fremden menschen oder radfahrern gar kein problem,
wohl aber eins mit der aufregung, die sie auslösen, und die mit all der anderen aufregung zusammen zu viel wird.

stress entsteht ja nicht über nacht,
sondern baut sich über einen längeren zeitraum auf.
merken tun wir’s oft erst dann, wenn der hund hektisch, überdreht, sehr unaufmerksam oder reaktiv wird.

(wie man wieder mehr ruhe reinbringt, ist demnächst thema im (kostenlosen) webinar „3 ungewöhnliche wege zu mehr gelassenheit“, zu dem du dich gleich hier anmelden kannst:

es können auch lernprozesse dahinter stecken, die uns erst gar nicht großartig auffallen.
der hund bellt mal, weil er sich kurz erschrocken hat, und stellt fest: damit vertreibe ich die gefahr.
also macht er das wieder – und wir merken’s oft erst, wenn das gebell sehr lautstark und intensiv geworden ist.

bei jeder „plötzlichen“ verhaltensänderungen gilt es daher erst mal gut zu überlegen,
ob da nicht erste ansätze schon länger da sind und sich das verhalten schleichend aufgebaut hat.

2. einschneidendes erlebnis

anders sieht die sache aus, wenn ein verhalten sich tatsächlich von heute auf morgen drastisch verändert.
wenn der hund von einem anderen aus heiterem himmel attackiert oder sogar verletzt wird,
dann kann man damit rechnen, dass er danach mit anderen hunden unsicherer ist
oder zumindest auf den selben typ hund mit angst oder aber aggressivem verhalten reagiert.

diese form von verhaltensänderung ist in der regel leicht nachvollziehbar.
man bekommt selber mit, was der hund schlimmes erlebt und kann verstehen,
dass er danach auf den auslöser dieses erlebnisses plötzlich anders reagiert als vorher.

nicht immer ist es so eindeutig, was der auslöser war.
zum beispiel wenn der hund problemlos jahrelang problemlos alleinbleiben konnte,
das auch montags noch gut ging,
doch dienstag kommt man heim in eine zerstörte wohnung oder zu einem verzweifelt heulenden hund.

vielleicht findet man raus, dass ein heftiges gewitter ihn in der abwesenheit seiner menschen geängstigt hat
oder er sich durch eine kaputt gegangene waschmaschine im haus erschrocken hat,
manchmal bleibt die ursache aber im dunkeln.

3. schmerzen

nicht vergessen darf man auf eine weitere wenig sichtbare ursache für änderungen im verhalten,
die tatsächlich unvermittelt auftreten oder innerhalb von wenigen tagen auftreten.

wenn der hund einen plötzlich anknurrt, wenn man ihn streichelt,
obwohl er sich immer gut anfassen ließ,
oder wenn er neuerdings auf besucher im haus oder andere hunde im park
sehr unfreundlich, gereizt oder gar mit schnappen reagiert,
können schmerzen schuld daran sein.

schmerzen, die entweder akut auftreten – zum beispiel beim streicheln an einer bestimmten stelle –
oder die angst vor schmerzen, wenn das spielen mit hunden womöglich wehtun könnte,
oder schlicht der mit den schmerzen verbundene hohe stresspegel,
der den hund angespannt und genervt reagieren lässt.

in solchen fällen heißt es klarerweise ab zum tierarzt und den hund gründlich durchchecken lassen.
denn sind die schmerzen mal weg, sind in der regel auch die plötzlichen verhaltensänderungen wieder weg.

wichtig ist in jedem fall:
man muss sich nicht abfinden mit diesem veränderten verhalten.
man sollte das gar nicht, denn in aller regel belastet es auch den hund selber.
sehr wohl aber sollte man gut überlegen, was die ursache ist und ob es sich wirklich um eine plötzliche änderung handelt.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.