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by brigid

März 29, 2020

der spaziergang ist für den hund was ganz besonderes, da darf er sich natürlich freuen, wenn es endlich losgeht.
hektisch herumhüpfen, überdrehen und begeistert bellen sollte er aber nicht.

das ist nicht nur unpraktisch – schuhe anziehen geht ohne hektisch hüpfendem hund eindeutig besser.
das ist auch ziemlich nervig – vor allem, wenn wildes gekläffe dazukommt.
da reagiert man selber schnell mal gereizt und startet mit mieser stimmung in den spaziergang.

vor allem aber ist es dem hund zu viel: nämlich zu viel aufregung.
und damit zu viele stresshormone im körper.
die bleiben da nämlich während des spaziergangs (und darüber hinaus)
und machen es dem hund so richtig schwer, draußen schön in jeder lage mit gelassenheit zu reagieren.

nun gibt es natürlich hunde, die im haus sonst völlig tiefenentspannt sind,
die beim rausgehen kurz mal aufdrehen – weil der mensch das immer so schön mit aufmerksamkeit belohnt –
und die sich dann gleich wieder entspannen und völlig gechillt durch die landschaft trotten,
durch nichts und niemanden zu erschüttern.

solche hunde sind selten. extrem selten!
und auch wenn du nun denkst, deiner ist so einer,
kann ich dir aus erfahrung sagen: ziemlich sicher nicht!
die aufregung nimmt er mit und zeigt sie halt nicht so, dass es dich stören würde.

man denkt dann halt, der hund ist eben jung, ist energiegeladen,
ist temperamentvoll oder stürmisch…. und wie die vokabel alle heißen.
in wirklichkeit bedeuten sie nur: zu viel aufregung.

für diesen typ hund hab ich übrigens neu und kostenlos „5 übungen für energiegeladene hunde“, mit denen man mehr ruhe reinbringen kann. du kannst die übungen hier zum runterladen bestellen:

die meisten hunde haben ja sowieso zuviel aufregung im leben (und im körper),
da sollte man ihnen jede unnötige besser ersparen.
also auch den aufbruch zum spazierengehen etwas ruhiger gestalten.

das wollen die meisten menschen ja (auch im eigenen interesse) haben.
wie man das erreicht, da gibt es unterschiedliche methoden.
hier mal die häufigsten zusammengefasst:

1. die schwierigste

wer sich mit hunden ein wenig beschäftigt hat, weiß:
verbieten bringt nichts.
man muss dem hund stattdessen beibringen, was er denn tun soll.
völlig richtig!

dann überlegt man sich:
ich hätte gerne, dass er ruhig an einer stelle ist, während ich mich zum weggehen fertig mache. 
vielleicht hat man auch schon auf sozialen medien von der „deckenübung“ gelesen
und fände es sehr praktisch, wenn der hund vor dem aufbruch ruhig auf einer decke liegen bleibt,
bis es losgehen kann.

also macht man sich daran, das zu üben.
und stellt fest: ganz so einfach ist das nicht!

denn entweder liegt der hund dann ganz angespannt auf seinem platz
und muss dauernd dran erinnert werden, nur ja liegen zu bleiben.
oder es klappt immer nur ganz kurz und es reißt ihn wieder auf die füße
(was weitaus häufiger der fall ist).

das ist ja auch ganz klar:
der hund soll hier etwas machen, was von seinem eigentlichen impuls (bewegen! hüpfen!)
so weit entfernt ist, wie nur vorstellbar.
das ist schwierig!
dementsprechend mißlingt es auch gerne
(und so nebenbei bringt man dem hund bei, dass er fürs zwischendurch immer wieder aufstehen oder doch bellen belohnt wird!)

wenn der hund das „bleib“ auch unter höchster ablenkung nicht supergut beherrscht, wird die sache eher mühsam.
der hund kriegt’s nicht hin, der mensch ärgert sich nun auch noch drüber, dass die übung nicht klappt
und lange halten das beide nicht durch.

2. die einfachste

viele menschen entscheiden sich ohnehin für die einfachste methode.
wobei „entscheiden“ nicht ganz zutreffend ist,
denn mit einer bewussten entscheidung hat das ganze wenig zu tun.

man versucht nämlich, das ganze einfach so gut wie möglich zu überstehen.
der hund ist halt temperamentvoll, sagt man sich.
das wird sich schon geben, hofft man. (kleiner hinweis: eher nicht!)
und man beeilt sich einfach, damit es nicht noch ärger wird.

kommt dir das bekannt vor?
so hast du’s vielleicht anfangs ja auch versucht.
und dann die erfahrung gemacht: besser wird es dadurch nicht.

im gegenteil: es wird schlimmer.
weil der hund ja dabei etwas wichtiges lernt:
je mehr ich drängle und mich aufrege,
desto mehr beeilt sich mein mensch,
umso früher komme ich raus!

und rate mal, was er will. raus will er!
also tut er das, was ihn am schnellsten ans ziel (raus) bringt, immer häufiger und intensiver.
damit trägt die einfachste methode leider dazu bei, das problem größer zu machen.

3.  die langwierige

wenn es mit „einfach“ nicht geht und die decken-übung nicht klappt, macht man sich vielleicht daran,
die ganze sache systematisch zu trainieren.

also mit einem trainingsplan,
mit identifizieren der trigger für die aufregung (ins vorzimmer gehen, schuhe anziehen, jacke anziehen, usw…)
und dann mit einer gezielten desensibilisierung des hundes auf jeden einzelnen trigger.
das macht sinn, braucht aber auch zeit.

da läuft man dann dutzende male am tag ins vorzimmer,
nur um auf den hacken wieder umzudrehen und mit dem weiterzumachen, was man grade gemacht hat
(und muss den hund dabei ignorieren!),
man zieht sich willkürlich im lauf des tages immer wieder die schuhe an und wieder aus,
greift zur leine und trägt sie ins wohnzimmer und von dort ins bad und hängt sie doch wieder nur im vorzimmer an den haken….
das alles mit jedem einezlnen trigger so lange, bis der hund nicht  mal mehr gelangweilt den kopf hebt.

er hat nämlich die erfahrung gemacht: mein mensch spinnt eben und macht viele sinnlose dinge.
früher mal hieß das „es geht raus“, jetzt heißt das nur mehr „uninteressantes menschliches zeug“.
drum regt er sich nicht mehr drüber auf.

viele menschen machen sich nicht die mühe, das so ausgiebig zu trainieren.
viele haben auch gar nicht die möglichkeit dazu (wer vom job heimkommt und gleich mit dem hund raus muss, hat zum beispiel schon ein problem).
also vielleicht doch was schnell wirksames?

4. die kurzfristige

wer schlau ist, hat ein paar tricks auf lager,
wie man den aufgedrehten hund auf die schnelle mal etwas ruhiger kriegt.
kauen, schnüffeln, suchen …. das sind ja alles dinge, die man jederzeit anwenden kann
(und die zumindest nicht verkehrt sein können).

also behilft man sich damit, dass der hund vor dem spaziergengehen erst mal einen kauknochen kriegt,
dann gibt’s vielleicht noch ein schnüffelspiel richtung vorzimmer
und gleich noch ein paar ausgestreute leckerli, gleich wenn man draußen ist, damit der hund nicht so losstartet.

oftmals hilft das auch tatsächlich ganz gut.
aber eben nur kurzfristig.
eine lösung des problems ist das leider nicht.

5. die erfolgreichste

die erfolgreichste strategie ist (wie immer in der hundeerziehung), die ursache des problems anzugehen.
das herumhampeln beim weggehen und die hektik sind ja nur symptome.

das eigentliche problem:
– der erregungspegel des hundes ist sowieso hoch und kleinigkeiten führen daher zur hektik
– der hund hat entspanntes verhalten als erfolgsstrategie gar nie gelernt
– der hund wird für hektisches verhalten belohnt

das rumgehüpfe noch (mit aufregung oder schneller rauskommen) belohnen, wollen wir natürlich nicht.
ignorieren kann man es auch schlecht. mal abgesehen davon, dass der hund sich dann ja so richtig reinsteigert.
man muss daher dafür sorgen, dass der hund erst gar nicht damit anfängt.

genau da liegt der haken: das kann er nicht, so lange er insgesamt noch zu aufgeregt ist.
ein hund mit hohem erregungspegel (auch wenn er scheinbar entspannt wirkt) regt sich nun mal schnell auf.
da muss also dringend zuerst der erregungspegel runter!

die hektik beim aufbruch ist sozusagen nur die spitze des eisbergs
und wir müssen uns dem probem eisberg (= stress im hundelegen) widmen.

das schöne dran: wenn man mit stressabbau und stressvermeidung mal weiter gekommen ist,
ist  das problem mit der hektik bbeim aufbechen zum spazierengehen in der regel automatisch verschwunden.
oder zumindest auf einem normalen pegel, wo der hund schwanzwedelnd dasteht und sich freut, wenn der mensch die leine in die hand nimmt.
das soll er ja auch…

wer unterstützung für ein anti-stress-programm braucht, findet alles nötige im kurs „cooler hund“ oder bekommt es gern auch in einer individuellen  beratung.

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.