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by brigid

Januar 29, 2017

spielen festigt die bindung und soll vor allem spaß machen – nicht stress, angst oder schmerzen auslösen.

soweit alles klar. kein widerspruch, nehm ich an.

aber wie sieht es in der praxis aus?

entsprechen auch alle gängigen hundespiele, die man so macht,  diesem anspruch auch?
oder fallen manche beim genaueren hinschauen durch?

die 5 unsinnigsten oder sogar schädlichsten spiele hab ich euch hier zusammengestellt.

(sorry, wenn was dabei ist, was du – in bester absicht und ohne um die negativen folgen zu wissen – bisher auch gemacht hast. du bist damit nicht alleine, mit meinem allerersten hund vor vielen jahren hab ich das eine oder andere auch gemacht. zum glück kann man sofort aufhören, wenn man es mal besser weiß).

wir machen sie ja oft, weil wir dem hund action bieten wollen.
wieviel action und vor allem welche er aber braucht, ist thema im kostenlosen webinar „wieviel action braucht der hund“.

aber nun  zu den 5 schlechtesten hundespielen…

1. bällchen werfen

genauso wie stöckchen werfen, frisbee werfen oder was auch immer werfen.

beim hund wird dadurch das hetzen ausgelöst, das aus dem jagdverhalten kommt.
und er fegt hinterher wie verrückt.

beim jagen geht es ums überleben, also macht es sinn, dass der organismus auf volle touren geputscht wird, damit der hund die beute ja erwischt.  adrenalinkick total. (=stresshormon!).
darauf folgt bei der echten jagd der ganz natürliche stressabbau über fressen, viel schlafen, knochen benagen, weitere schlafen… alles gut.

nicht so bei wurfspielen!

da fliegt das ding alle 30 sekunden.
bis dem hund die zunge raushängt, er vollgepumpt mit stresshormonen ist und daher von selber kaum mehr aufhören kann.

nur zu dumm, dass sich freude und stress beim hund so ähnlich sehen!

wir glauben, der hund hat seinen spaß – hat er ja oft auch.
und übersehen dabei, dass er vor allem stress produziert, der ihm tagelang nachhängt oder wesentlich zum chronischen stress beiträgt.

was man auch nicht vergessen sollte:
der start ist ein ziemlicher kickstart, der dem hund ordentlich in die hüften und die gelenke fährt.
auf dauer echt nicht gesund.

 

2. zerrspiele

stell dir mal vor, du müsstest mit einem elefanten ein zerrspiel spielen.
noch dazu einem, der – anders als deine artgenossen – das wort „aufhören“ nicht kennt und stattdessen glaubt, du willst noch wilder spielen!

nein, danke! kein spaß.

nicht viel anders verläuft ein wildes zerrspiel zwischen einem kleinen welpen und einem großen (40 oder 50 mal so schweren!)  menschen.

natürlich kann man zerrspiele auch ruhiger und behutsamer gestalten, sie haben aber die tendenz rasch heftiger zu werden.

und leider sind wir menschen in unseren reaktionen zu langsam und sehen die hälfte der signale der hunde nicht. untereinander können sie sich gut mitteilen, was noch ok ist und wo einer nicht mehr mag.
untereinander sind sie meist auch in der selben gewichtsklasse.

aber wir menschen steigern uns rein, werden grober, übersehen die signale und merken gar nicht, wieviel mehr kraft wir ins spiel bringen als wir denken!

der hund lernt dabei zwei dinge:
– mein mensch ist ein grober klotz und hört auf nichts
– mein mensch tut mir weh

die ruckartigen bewegungen beim zerren geben nämlich einige schläge in die halswirbelsäule!
und wie sich die hundezähnchen wohl fühlen, wenn da so ein riesenmensch ihnen ein teil im maul hin und her reißt, mag ich auch nicht wissen.

aber macht es dem hund nicht spaß?
anfangs vielleicht, aber oft nicht lange.

nur kann der hund aus dem spiel kaum aussteigen!
schließlich wird da um beute gezerrt.
der hund hört erst auf, wenn es wirklich völlig eskaliert  oder er verängstigt ist.
da hört sich der spaß dann wirklich auf.

3. hochspring-spiel

man nehme ein spielzeug oder ein stöckchen, halte es dem hund vor die nase und wenn er es grad nehmen will, zieh man’s ihm vor der nase weg und reißt den arm hoch, damit er danach springt.

natürlich so, dass er es nicht erwischt!

und dann gleich nochmal und nochmal.

super frustrierend für den hund!

ausserdem gift für die hüftgelenke.

und schließlich völlig unsinnig.
denn das letzte, was man einem hund noch beibringen will, ist am menschen hochzuspringen!
(meist will man grad das gegenteil erreichen!).

du fändest es ja auch nicht lustig, wenn dir jemand das teller mit deinem mittagessen oder einen 500-euro schein unter der nase wegzieht, dich danach haschen und springen lässt und du kriegst es womöglich trotzdem nicht.

 

4. ziehen lassen

wär das nicht ein spaß, wenn dein hund dich oder die kinder am schlitten oder in einem wägelchen ein stück ziehen würde?

für den hund jedenfalls nicht. kein spaß sondern körperliche schwerstarbeit mit null spaß-faktor.

wieviel spaß würde es dir denn machen,  so 200 bis 300kg träge masse hinter dir herzuschleppen?
eben.
(besonders gruselig wird es dann, wenn man dann noch liest, dass jemand seinen hund „mit ein paar festeren klapsen aufs hinterteil“ zu diesem spaß motivieren musste und das ganze dann noch als lustiges spiel weiter empfiehlt).

der hund ist nicht wirklich gebaut dafür, eine große last zu schleppen.
das geht nicht nur an die kondition sondern heftig auf den bewegungsapparat.
(und im schlittenhundesport sieht man nicht umsonst keine einzelhunde-gespanne!)

also spann dich schön selber vor den schlitten, wenn der gezogen werden soll.

 

5. heimliches verstecken

damit der hund aufmerksamer wird oder einfach nur, weil es lustig erscheint, versteckt man sich schnell mal heimlich, während der hund nicht aufpasst.

schließlich haben wir doch als kinder verstecken spielen auch gern gemacht.

und wie begeistert der hund dann auf einen zugelaufen kommt, wenn er einen endlich entdeckt hat!

die begeisterung ist aber nur zu oft teuer erkauft – mit der angst und verunsicherung des hundes vorher!

stell dir mal vor, du bist mit jemandem unterwegs, von dem du völlig abhängig bist.
und plötzlich ist der weg.

panik!
frenetische suche!
und dann – gott sei dank – da ist er ja!

na klar, bist du begeistert und erleichtert.
aber nicht auf schöne art.

es gibt die eigenständigen hunde, die sowas recht cool wegstecken.
oder gar ganz froh sind, dass sie noch eine weile unkontrolliert rumstromern können – und die dich daher meist gar nicht erst suchen, sondern warten, bis du von selber wieder auftauchst.  (die haben ihren spaß).

viele hunde sind aber leicht bis schwerst verunsichert, wenn du plötzlich verschwindest.
die anschließende aufmerksamkeit ist ein ängstliches aufpassen, dass das nur ja nicht wieder passiert.

dass es ein spiel hätte sein sollen, kommt ihnen eher nicht in den sinn.

 

überleg dir also bitte, ob das, was für dich ein spiel ist, für deinen hund auch wirklich ein spaß ist.

nach den  5 schlechtesten spielen will ich euch natürlich auch die 5 besten nicht vorenthalten – im nächsten blog-beitrag dann!

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über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.