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by brigid

September 18, 2016

fußgehen ist sowieso nicht die lieblingsübung der hunde.  und dabei rede ich noch gar nicht vom obedience-mäßigen auf-tuchfühlung-am-knie-kleben und dabei den-blick-nicht-vom-menschen-lassen gehen!

nein, ich meine damit ein ganz normales, auf gleicher höhe neben dem menschen herlaufen. nichts weiter.

und schon das alleine ist für den hund  sehr anstrengend! das unterschätzt man oft.

es ist nämlich anstrengend,

  • sein tempo so zu drosseln, dass es dem langsamen menschen angepasst ist. (sorry, wir sind nun mal vergleichsweise schnecken, selbst wenn wir flott unterwegs sind)
  • sich an die gehweise, tempowechsel und richtungsänderungen eines anderen so anpassen zu müssen.
  • die eigene individualdistanz so zu unterschreiten und den menschen immer ein stück zu nahe an einem dran zu haben.

und dann kommt dazu erst noch der mensch mit seinen reaktionen und seinen trainingsfehlern!

das kann dem hund das fussgehen ganz schön verleiden.

wenn du dazu mehr möchtest, gibt es das video vom webinar „fußgehen leicht gemacht“ kostenlos für dich (einfach anklicken).

was die häufigsten 3 trainingsfehler sind,  ist gleich hier zusammen gefasst.

 

1.  fußgehen an der leine

natürlich soll dein hund auch an der leine fußgehen können.

genauso wie er leinenführig sein soll, also die leine verlässlich locker hält (achtung: völlig anderes thema, anderes training!)

aber der aufbau des fußgehens an der leine macht es dem hund unnötig schwer.

weil er es dir nämlich zu leicht macht. trügerisch leicht.

denn was passiert beim fußgehen an der leine?

du verlässt dich drauf, dass da ja sowieso die leine ist.
dass sich dein hund gar nicht der übung entziehen kann. weil ja die leine dran ist.
oder du „korrigierst“ sogar an der leine.
ziehst den hund an der leine zu dir heran.
oder ziehst ihn von zu weit vorn wieder zurück.
oder es gibt sogar einen leichten leinenruck.
(alles übrigens absolutes gift für euer leinentraining!)

statt dem hund zu zeigen, was er tun soll und ihn dafür zu belohnen, wenn er es richtig machst, setzt du also unweigerlich auf kontrolle durch die leine!

und zugegeben: man fühlt sich sicherer damit.

aber was lernt der hund?

der hund lernt:

  • ich gehe so weit, wie die leine mich lässt (die ist halt dummerweise nicht recht weit)
  • ich zieh ein bisschen an der leine, vielleicht wirkt es ja.
  • hin und wieder zieht mein mensch, das ist ekelig.

fertig. nicht viel mehr.

hat er kapiert, dass er einfach nur auf gleicher höhe neben dir laufen soll?

nicht unbedingt!

und drum ist es auch so schwer zu verstehen, was „bei fuß /bei mir“ denn nun heißt.

im schlimmsten fall heißt „bei fuß“ für den hund „achtung, der mensch zieht jetzt gleich wieder an der leine und ärgert sich“.

im günstigsten fall lernt dein hund es trotzdem – zum glück sind sie ja schlau – nur eben nicht auf dem leichtesten und schnellsten weg und sicher nicht mit den angenehmsten assoziationen.

 

2.  das fehlende signal

hast du schon mal beobachtet, dass du das „bei fuß“ /“bei mir“ recht oft gibst oder sogar alle paar schritte wiederholen musst, damit dein hund auch neben dir bleibt?

das liegt einerseits daran, dass es für den hund echt schwer und vor allem völlig unlustig ist, sein tempo für längere zeit so runterzufahren, also verfällt er schnell wieder in sein normales tempo. und läuft dir vorne raus.

und andererseits fehlt meistens das wichtigste:

das signal dafür, wann die übung denn beendet ist!

manche hunde „erfinden“ sich das signal selber und sagen:  immer, wenn ich eine belohnung bekommen hab (keksi, „gut“,….), sind wir fertig und ich hör auf.

das sind dann die hunde, die immer gleich losstarten, kaum dass man sie gelobt oder belohnt hat. schluss mit fussgehen.

dann spart man sich die belohnung natürlich lieber – und hat dann einen hund, der das ganze erst recht öde findet.

oder der hund geht davon aus, dass fußgehen immer nur für sagen wir 7 schritte gilt und läuft danach wieder schneller.  (liegt oft daran, dass man beim üben immer grade eine bestimmtes stück weit gegangen ist und im echten leben kriegt man dann etwas die hälfte davon).

was nämlich fehlt ist ein signal!

ein signal, das dem hund mitteilt: „so, jetzt (erst) ist die übung zu ende und du darfst dich wieder frei bewegen oder zumindest schneller gehen“.

so ein signal, mit dem eine übung wieder aufgelöst wird, fehlt manchmal auch bei anderen übungen. dort fällt es aber nicht so ins gewicht oder das ende-signal ergibt sich für den hund logisch aus dem kontext. etwa  beim rückruf (da ist er dann ja eh da) oder beim bleiben (da signalisiert die belohnung und die aufforderung zum aufstehen oder schlicht das abwenden des menschen dem hund, dass er fertig ist).

beim fußgehen rächt es sich aber bitter, wenn der hund nicht verstanden hat, dass „bei fuß /bei mir“ heißt: „du läufst ab jetzt gleich auf gleicher höhe neben mir, bis ich was anderes sage“

dann läuft er eben ein stückchen weit neben dir und wird dann immer schneller und entweder läßt du ihn oder du erneuerst das signal wieder und wieder und wieder….

(erfahrungsgemäß steigt dabei der pegel an fröhlichkeit beim menschen eher wenig,  die freude des hundes am fußgehen reduziert sich auf null).

 

3.  leckerli vor der nase

wird das fußgehen dann ohne leine, also in freifolge, aufgebaut…

oder aber: will man es positiv trainieren und eben nicht zur einer unlustigen pflicht oder gar strafaktion für den hund machen…

dann gibt es zum glück die leckerli!

die hält man dem hund vor die nase – und später dann ein wenig versteckter in der hand – und schon läuft der hund begeistert bei fuß.

oder?

ja klar.

solange da ein leckerli ist!

aber was, wenn du nicht dein leben lang mit leckerli in der hand vor dem hund herlaufen möchtest?

oder was, wenn dein hund dann so überdreht, dass er anfängt zu drängeln oder gar zu springen?
(du kannst ihm ja nicht ein leckerli nach dem anderen in den gierigen schlund stopfen).

und was lernt der hund dabei eigentlich?

der hund lernt genau das eine: leckerli nachrennen.

und wenn es weg ist, gibt es da nichts mehr, dem man nachrennen könnte.
und dass es drum gegangen wäre, auf gleicher höhe neben dem menschen zu laufen, hat er womöglich gar nicht mitgekriegt.

es ist ein riesenunterschied, ob du leckerli als belohnung einsetzt oder als lockmittel.

beim belohnen gibt es etwas, was der hund (vorher schon!) tut, was richtig ist, und was dazu führt, dass dann ein leckerli auftaucht. das gibt ihm das feedback, dass er jetzt das richtige gemacht hat. hoher lerneffekt.

beim locken ist gleich das leckerli da und bringt den hund dazu, etwas zu tun (dem leckerli nachzurennen), was er ohne leckerli nicht machen würde – und später dann eben nicht macht.  sehr eingeschränkter lerneffekt.

 

natürlich sollst du deinem hund das fussgehen auf positive weise beibringen – und dazu gehört übrigens viel, viel mehr als nur die leckerli – aber bitte richtig! genau das bietet der neue online-kurs „fröhliches fuß“. einfach mal reinschauen! es könnte schließlich viel leichter gehen… und verlässlicher werden.

 

 

über die autorin 

brigid

brigid weinzinger ist tiertrainerin und verhaltensberaterin für hund, katz, pferd und mensch. sie bloggt auf www.denktier.at über das leben mit tieren und tipps für deren ausbildung.